Bundeskartellamt vereitelt 850 Millionen Mainframe-Deal mit IBM
Der Deal ist geplatzt: Der geplante Verkauf des Großrechnerbetriebs der Deutsche-Telekom-Tochter T-Systems an IBM ist vom Tisch. Das Bundeskartellamt untersagte die Übernahme.
Anfang des Jahres wurde bekannt, dass T-Systems den Basisbetrieb seiner Mainframe-Systeme an den Wettbewerber IBM übergeben will. Damit ist nun Schluss, da das Bundeskartellamt Bedenken an dem Übernahmevorhaben geäußert hat. Durch Übernahme von IBM befürchten die Marktwächter, dass IBM seine marktbeherrschende Stellung innerhalb Europas weiter ausbauen würde.
Das Bedenken wird wie folgt vom Präsidenten des Bundeskartellamtes Andreas Mundt begründet: "Obwohl immer mehr Unternehmen dazu übergehen, ihre Daten von Mainframe-Hochleistungsrechnern hin zu moderneren Technologien wie der Cloud zu migrieren, handelt es sich bei Dienstleistungen für den Mainframe-Betrieb nach wie vor um einen Milliardenmarkt. IBM hat hier im Europäischen Wirtschaftsraum nach unserer vorläufigen Einschätzung eine marktbeherrschende Stellung inne, die durch die Übernahme von Personal und wesentlicher Infrastruktur des Wettbewerbers T-Systems weiter verstärkt worden wäre." T-Systems-Chef Adel Al-Saleh erklärte, dass sein Unternehmen nun andere Wege verfolgen werde und Alternativen prüfen wird.
Auch 400 Fachkräfte wären betroffen gewesen
Die Übernahme hätte nicht nur Hard- und Software von T-Systems betroffen, sondern auch die rund 400 Fachkräfte. Vor allem die Personalübernahme wurde vom Bundeskartellamt kritisch angesehen, da geschulte Fachkräfte in diesem Bereich häufig Mangelware auf dem Arbeitsmarkt sind. Das Übernahmevorhaben hätte damit auch Auswirkungen auf den europaweiten Markt für Dienstleitungen rund um den Mainframe-Betrieb gehabt. Denn dort ist IBM aktiv und laut Beurteilung des Bundeskartellamtes auch mit deutlichem Abstand Marktführer vor Wettbewerbern wie T-Systems, DXC, Fiducia & GAD IT, Atos, Finanz Informatik und weiteren Anbietern.
Die Gefahr eines Vendor-Lock-In
Zudem merkte das Bundeskartellamt an, dass IBM in der Mainframe-Sparte als Hardware-Hersteller und Service-Provider sehr stark aufgestellt ist. Durch einen potenziellen Zuwachs könnte der Kunde stärker als bisher an die Großrechner-Systeme und Cloud-Lösungen IBMs gebunden werden und dadurch einen Wechsel zu anderen Herstellern beeinträchtigen. IBM zog das Angebot mittlerweile zurück, damit endet das Verfahren ohne eine förmliche Entscheidung des Bundeskartellamtes.
LG
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