Deutsche meiden Online-Behörden aufgrund von Sicherheitsbedenken
In Deutschland haben 67 Prozent der Bürger Angst davor, dass Dritte bei Online-Behördengängen während der Dateneingabe auf persönliche Daten zugreifen könnten. Wie es im Vergleich zu anderen Ländern in Europa aussieht und wo die größten Sorgen erkennbar sind, ergibt die Studie "Digital Government Barometer 2018" von IPSOS im Auftrag des Consulting-Unternehmens Sopra Steria.
Die Sorge um den Verlust oder Missbrauch von sensiblen Daten bei Online-Behördengängen ist bei den Deutschen hoch. 60 Prozent befürchten, dass ihre Daten für andere Zwecke genutzt werden als ursprünglich gedacht. Der unbefugte Zugriff auf persönliche Informationen ist damit das am häufigsten geäußerten Argument in der Bevölkerung gegen Onlinedienste von Behörden. Dennoch hat die Digitalisierung in der öffentlichen Verwaltung an Zuspruch gewonnen, wobei sich die Auslastung der Online-Dienste immer noch in Grenzen hält. Trotzdem hat jeder zweite Bundesbürger in den vergangenen zwölf Monaten für seine Behördenangelegenheiten Digitalangebote genutzt. Diesen Schnitt will der Bund, die Ländern und Kommunen in den kommenden Jahren deutlich ändern.
Vertrauen in Thema Sicherheit
Die Meinung in Deutschland ist gespalten: 57 Prozent der Befragten vertrauen darauf, dass Behörden alle Möglichkeiten ausschöpfen, um Daten ausreichend vor unbefugtem Zugriff zu schützen. Hingegen haben 35 Prozent Zweifel an Schutzvorkehrungen und acht Prozent glauben gar nicht daran, dass ihre Daten sicher sind. Ein starker Bruch im Vergleich zu der Vorjahresbefragung von Bund, Ländern und Kommunen vor gut zwölf Monaten. Dort war das Vertrauen in die Datensicherheitsmaßnahmen der Behörden in Deutschland genauso groß wie heute in Norwegen: 70 Prozent der Bürgerinnen und Bürger bekräftigten eine gute IT-Sicherheitsstrategie. "2018 sind deutlich mehr Cyber-Attacken auf öffentliche Einrichtungen und Unternehmen öffentlich geworden als in den Jahren zuvor. Das färbt ab, die Menschen sind sensibilisiert", erklärt Olaf Janßen, zuständig für die öffentliche Verwaltung im Geschäftsbereich Information Security Solutions von Sopra Steria Consulting. Eine Maßnahme, um das Vertrauen zu stärken, so Janßen, sollten Regierungen und Behörden Transparenz herstellen und beispielsweise die durchaus hohen Datenschutz- und Sicherheitsstandards aktiver kommunizieren. "Damit steigt das Vertrauen in die Sicherheit von Behördenservern und -netzen und die Wahrscheinlichkeit, dass mehr Bürgerinnen und Bürger das zunehmende digitale Verwaltungsangebot auch ohne mulmiges Gefühl nutzen", äußert er sich weiter.
Deutschland im europäischen Vergleich
Die Meinung der Deutschen ist nicht skeptischer als die in anderen Ländern Europas: Bevölkerungen in Frankreich, Großbritannien und Spanien haben vergleichbare Vertrauenswerte bezüglich E-Government. Die Bürgerinnen und Bürger in Norwegen hingegen haben mehr Vertrauen, dennoch äußern sie ebenfalls grundsätzliche Bedenken, dass ihre Daten bei der Übertragung über das Internet mitgelesen werden könnten.
Über die Studie:
Sopra Steria veröffentlicht zum vierten Mal in Folge in Zusammenarbeit mit IPSOS eine Umfrage zur digitalen Transformation des öffentlichen Sektors. Die Umfrage wurde von IPSOS im Auftrag von Sopra Steria im Zeitraum 25. September und bis 3. Oktober 2018 durchgeführt. 5.001 Personen aus Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Norwegen und erstmals Spanien wurden nach Geschlecht, Alter, Beruf, Stadt und Region ausgewählt und online befragt.
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