Milliardenmarkt Weltraum: BDI fordert Weltraumhafen
Nachdem die Forderung von Dieter Kempf, Präsident des Bundesverbands der Deutschen Industrie (BDI), einen deutschen Weltraumhafen zu errichten, erst belächelt wurde, bekräftigt dieser nun, dass es sich nicht um einen Witz handele. Satelliten- und Weltraumtechniken seien zukünftig eine Schlüsseltechnologie für die gesamte deutsche Industrie.
Einen eigenen, privat betriebenen Weltraumhafen und eine staatlich geförderte eigene Trägerrakete für kleine Nutzlasten – Diese Überlegungen sind zwar noch hypothetisch, könnten aber bald Wirklichkeit werden. "Wir wollen keine Ariane-Raketen von der Berliner Friedrichstraße aus starten. Ein kleiner Weltraumbahnhof ist wirtschaftlich sinnvoll für Deutschland. Den werden wir brauchen, da bin ich sicher", äußerte sich der BDI-Präsident zu seinen Plänen gegenüber der Frankfurter Rundschau. Kempf bekräftigt außerdem, dass er kleine Startrampen, sogenannte Micro-Launcher, bauen möchte, um zum Beispiel kleine Satelliten schnell ins All zu befördern.
Was könnte ein Weltraumhafen bringen?
Die "Potenziale dieser Techniken" seien erst zu erahnen, erläuterte Kempf. Das Nutzen von Satelliten- und Weltraumtechnik könnte etwa die Mobilfunkversorgung verbessern. Außerdem könnte Deutschland für Waldbrände besser gewappnet sein und das autonome Fahren davon profitieren. Es geht außerdem darum, den Anschluss an die internationale und europäische Raumfahrttechnologie nicht zu verlieren. Ähnliche Ansätze verfolgen auch andere Staaten der Europäischen Weltraumorganisation ESA. So gibt es bereits einen Weltraumbahnhof in Kourou im französischen Überseegebiet Französisch-Guayana, der sich gut für Äquatorialstarts eignet. Der neue Weltraumhafen soll jedoch keine Konkurrenz zu Kourou sein, sondern lediglich ergänzend wirken.
Welche Region in Deutschland kommt in Frage?
Derzeit wird noch viel spekuliert über einen möglichen Standort. Laut dem "Handelsblatt" prüft die Landesregierung von Mecklenburg-Vorpommern bereits seit mehreren Monaten, ob der Flughafen Rostock-Laage geeignet wäre. Außerdem ist der Bundeswehr-Flugplatz Nordholz/Cuxhaven in Niedersachsen im Gespräch. Um einen Technologieausbau zu ermöglichen, hatte der BDI vergangene Woche eine "Berliner Weltraumerklärung" vorgestellt und darin eine Erhöhung des nationalen Raumfahrbudgets von 285 Millionen auf 726 Millionen Euro gefordert. "Die Bundesregierung sollte die Voraussetzung für den Bau eines privaten Weltraumhafens in Deutschland schaffen und eine deutsche Trägerrakete für kleine Nutzlasten durch Ausschreibung und Auftragsvergabe fördern", heißt es in einer Pressemitteilung des BDI. Das Wirtschaftsministerium will Anfang nächsten Jahres einen Entwurf für ein Weltraumgesetz vorlegen und über mögliche Investitionen und Finanzierung in Deutschland informieren.
LG
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