Über unsMediaKontaktImpressum
Gregor Bauer 26. Juli 2022

DBaaS ist nicht gleich DBaaS

Früher war der Betrieb von Datenbanken kompliziert und mit einem enormen Aufwand verbunden. Database-as-a-Service-Lösungen reduzieren die Komplexität, sodass Unternehmen sich auf ihr Kerngeschäft konzentrieren können. Doch nicht selten drohen Preisfallen und andere Fallstricke.

Digital Citizens – also Menschen, die das Internet regelmäßig nutzen – haben sich schon lange an das Prinzip von "as a Service" gewöhnt. Von Puristen abgesehen, kauft heute zum Beispiel kaum noch jemand Vinyl-Schallplatten: Das Streaming von Musik ist im Alltag definitiv angekommen. Der Grund dafür ist die Bequemlichkeit: Die Musiksammlung selbst zu digitalisieren, um sie auf dem Smartphone jederzeit dabei zu haben, ist aufwändig und die Tonträger teuer. Auch in der Softwarebranche verbreitet sich dieses Mindset seit Jahren rasend schnell – und zwar aus den gleichen Gründen.

Das eigene Datenzentrum als Auslaufmodell

Traditionell haben Unternehmen bei Bedarf selbst Datenzentren aufgebaut und sich anschließend um deren Verwaltung gekümmert. Und auch heute gibt es noch genügend Softwarefirmen, die ein mulmiges Gefühl bei dem Gedanken haben, ihre Daten in der Cloud zu speichern. Dennoch ist klar, dass der klassische Weg einige, eigentlich unnötige, Schwierigkeiten bereitet: Gerade im großen Stil benötigen Serverfarmen zunächst einmal Platz. Bei sehr umfangreichen Anwendungsfällen können ganze Räume oder sogar Lagerhallen nötig sein, um genug physische Ressourcen für ein Datenzentrum vorzuhalten. Hinzu kommt ein hoher Stromverbrauch für den Betrieb der Hardware. Überdies sind Unternehmen für die Administration der Serversoftware (etwa des Betriebssystems) und die Verwaltung der auf den Servern laufenden Datenbanken selbst auf Mitarbeiter mit einem hohen Maß an Know-how angewiesen.

Zudem müssen die Unternehmen selbst für Backups der Daten und weitere Maßnahmen für die Sicherstellung der Business-Continuity sorgen. Der Aufwand, damit alles glatt läuft, ist also gewaltig.

Im Geschäftskontext bedeutet Aufwand meistens Kosten, so auch in diesem Fall. Die nötige Manpower, räumliche Ausstattung und Hard- sowie Software sind wichtige Kostenfaktoren. Diese finanzielle Belastung ist zudem keine einmalige Investition, sondern schlägt kontinuierlich, dauerhaft und manchmal auch unvorhergesehen zu Buche – etwa bei Einbrüchen, Unfällen oder Server-Crashs. Database-as-a-Service (DBaaS) reduziert diesen Aufwand und die kostspieligen Gefahren für die Nutzer drastisch.

DBaaS – was ist das?

DBaaS ist quasi das Datenbankäquivalent eines Streaming-Dienstes für Musik. Sämtliche oben genannten Kosten – inklusive Personalaufwand – sind mit einem einfachen und in der Regel deutlich günstigeren Abonnement abgedeckt. Unternehmen, die auf eine Database-as-a-Service-Lösung setzen, können sich also vollständig auf die Anwendungsentwicklung konzentrieren. DBaaS schafft Freiräume für die Mitarbeiter: Zum Beispiel muss die Operations-Abteilung keine Nachtschichten einlegen, nur weil die Datenbank einer geschäftskritischen Anwendung rund um die Uhr beobachtet werden muss. Darum kümmert sich der Serviceanbieter. Zudem stehen bei DBaaS praktisch unendliche Ressourcen zur Verfügung – eine Skalierung ist somit zu jedem Zeitpunkt praktisch auf Knopfdruck und ohne großen Konfigurationsaufwand möglich.

Besser auf NoSQL setzen

Solche Managed-Services gibt es sowohl für relationale als auch für NoSQL-Datenbanken. Letztere haben allerdings rein technisch Vorteile, denn sie sind ausfallsicher und leichter skalierbar: Ist bei einer relationalen Datenbank der voreingestellte Speicher voll, kann es nötig sein, sie neu aufzusetzen und die Daten zu migrieren. Das ist ein gewaltiger Aufwand und mit hohen Kosten verbunden, selbst wenn die Verantwortung für die Datenbank in den Händen eines DBaaS-Anbieters liegt. Bei NoSQL entfällt dieser Schritt.

Bei DBaaS stehen praktisch unendliche Ressourcen zur Verfügung.

Für Database-as-a-Service-Lösungen eignen sich NoSQL-Datenbanken grundsätzlich besser, da sie flexibler skalierbar sind und weniger Konfigurationsaufwand benötigen. Relationale Datenbanken hingegen müssen Anbieter oft individuell stark an die jeweilige Cloud-Umgebung anpassen, wodurch ein Vendor-Lock-in droht. Die Migration auf eine andere Cloud als die für den speziellen Anwendungsfall ausgesuchten wird damit meist unmöglich.

Vorsicht vor Vendor-Lock-in und Preisfallen

Ein ähnliches Problem wirft die Nutzung von nativen DBaaS-Lösungen der Public-Cloud-Anbieter auf. Deren hauseigene Datenbank-Services sind ganz speziell auf die internen Cloud-Angebote ausgelegt. Zudem haben Konzerne wie Amazon, Google oder Microsoft sehr undurchsichtige Preismodelle. Unternehmen drohen dann hohe Kosten, wenn die Anzahl der Abfragen steigt, jedoch können sie das in den wenigsten Fällen vorhersehen.

Unabhängige DBaaS-Anbieter lösen diese Schwierigkeiten, indem sie einerseits Datenbanken bereitstellen, die auf allen Clouds gleichermaßen laufen. Dadurch droht kein Vendor-Lock-in und Multi-Cloud-Szenarien sind genauso möglich, wie die vollständige Migration von einer Cloud zur anderen. Andererseits gibt es eine klare und feste Preisbindung pro Abfrage, wodurch sich Unternehmen nicht urplötzlich mit riesigen Kosten auseinandersetzen müssen.

Performance vergleichen lohnt sich

Ein weiterer wichtiger Faktor, der für die Nutzung einer DBaaS-Lösung spricht, ist die Performance. Sie ist in einigen Fällen deutlich höher als bei den oft nur stiefmütterlich betreuten nativen Datenbank-Services der großen Cloud-Anbieter. Unternehmen sollten sich allerdings in jedem Fall vor der Entscheidung für einen bestimmten Service Benchmarks ansehen. Viele Anbieter bieten auch Demos oder die Möglichkeit, ihre Datenbanklösung zu testen.

Nach der Entscheidung für eine Datenbank ist deren Implementierung in die Anwendung ganz leicht: Entwickler können mit den nötigen Zugangsdaten aus ihrem Code heraus auf sie zugreifen. Auch zu diesem Zeitpunkt sind architektonische Feinheiten der Datenbank völlig irrelevant für den Endnutzer.

Der nächste Schritt heißt Serverless

Aktuelle DBaaS-Lösungen verlagern die Datenbank in die Cloud, wo sie wie eine herkömmliche Datenbank verfügbar ist. In einem Serverless-Szenario wäre es denkbar, dass die Datenbank nur genau dann überhaupt aus dem Idle-Modus erwacht (und Kosten verursacht), wenn auch tatsächlich ein Query stattfindet. Nach der Abwicklung würde sie dann sofort wieder in den Idle-Modus wechseln. Die einzige Frage, die bei einem solchen Szenario zu bedenken wäre, ist die Performance: Die Datenbank bräuchte zum Startup eine gewisse Zeit, wodurch sich die Antwortzeit verzögert.

Sollte eine Response-Time im Sub-Millisekundenbereich allerdings nicht nötig sein – und dafür gibt es viele Anwendungsbeispiele – wäre es möglich, die Kosten für den Betrieb noch weiter zu senken. Und einen weiteren Vorteil hätte es: Die Datenbank würde mittelbar weniger CO2-Emission verursachen, da sie weniger Strom verbraucht. Gerade im Kontext von Green-IT und der wichtigen Nachhaltigkeitsdebatte ist dieses Gedankenspiel sehr interessant.

Im Zusammenhang mit Serverless-Szenarien könnten dann auch Trendtechnologien wie Machine Learning und künstliche Intelligenz behilflich sein. Zum Beispiel indem Anbieter sie schulen, Querys sowie deren Abfragetypen quasi vorauszusehen und die Datenbank oder Teile von ihr bei Bedarf automatisch hochzufahren.

Autor

Gregor Bauer

Gregor Bauer ist PreSales Solutions Engineer bei Couchbase, der sich dafür einsetzt, die Bedürfnisse von Kunden zu verstehen und ihnen den höchsten Wert zu liefern.
>> Weiterlesen
Das könnte Sie auch interessieren
Kommentare (0)

Neuen Kommentar schreiben