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11. Februar 2014

MariaDB: Entwicklung der Open-Source-Datenbank

Der finnische MariaDB-Spezialist SkySQL benannte sich kürzlich um: Der Firmenname lautet jetzt auf MariaDB Corporation. Das Unternehmen besteht zum großen Teil aus ehemaligen MySQL-Mitarbeitern und möchte so sein Engagement für die quelloffene Datenbank und die Community unterstreichen. Informatik Aktuell sprach mit dem CEO Patrick Sallner.

Informatik Aktuell: Wie gestaltet sich die Roadmap für MariaDB? Was können Anwender in naher Zukunft erwarten?

Patrik Sallner: Wir wollen die beste relationale Open-Source-Datenbank für Webscaling, Cloudcomputing und SaaS sein. Darin besteht unser Auftrag. Dazu führen wir kontinuierlich Innovationen in den Bereichen Leistung, Skalierbarkeit, Benutzerfreundlichkeit und Sicherheit ein. Unsere anstehende Version MariaDB 10.1 wird viele Weiterentwicklungen bieten, wie beispielsweise Optimistic Parallel Replication, Unterstützung für Leerlaufverschlüsselung auf Tabellenebene, binäre Integration von Galera Cluster und vollständige GIS/OGC-Konformität.

In enger Zusammenarbeit mit IBM haben wir MariaDB vor Kurzem für die IBM Power 8-Serverplattform portiert und optimiert. Angesichts dieser Optimierungen zeigen die Benchmarks im Vergleich zur Intel Ivybridge X86-Architektur eine Leistungsverbesserung um das 2,2-fache.

Im Laufe des Jahres 2014 haben wir MariaDB-Unternehmensabonnements eingeführt, die unsere Kunden mit ausgereiften und zertifizierten Binärdateien zusammen mit einer Reihe von Supportleistungen und erweiterten Services versorgen. So haben wir beispielsweise innerhalb des MariaDB Enterprise (MDBE)-Angebots vor Kurzem den Benachrichtigungsservice eingeführt. Der Benachrichtigungsservice ermöglicht Kunden, ihre Nutzung von MariaDB zu profilieren, damit wir ihnen personalisierte Anweisungen darüber geben können, welche Upgrades und Patches sie benötigen. Zudem haben wir auf Grundlage der jahrelangen Praxiserfahrung unseres Teams eine empfohlene my.cnf-Konfiguration bereitgestellt. Wir werden diese zur Verbesserung der Unternehmensanwendung von MariaDB geschaffenen Services weiterhin anbieten.

MariaDB MaxScale wurde Mitte Januar 2015 als GA-Version veröffentlicht. MaxScale ist ein intelligenter Proxy, der sich zwischen Ihren Anwendungen und der Datenbankinfrastruktur befindet. Maxscale kann zur Transformation der Kommunikation zwischen Anwendung und Datenbank verwendet werden und dadurch viele neue Funktionen eröffnen, wie beispielsweise Lastverteilung, Abfragetransformation, Cluster-Überwachung und Abfrageleistungsprotokollierung, ohne Ihre Anwendung modifizieren zu müssen. Betakunden haben bereits ein breites Spektrum neuer Ideen und Anwendungen für Maxscale entdeckt.

Informatik Aktuell: Welche neuen Elemente werden wir – als Unterscheidungsmerkmale gegenüber MySQL – in MariaDB vorfinden?

Patrik Sallner: Bei MariaDB Enterprise haben wir vor Kurzem unseren Benachrichtigungsservice eingeführt, der unseren Kunden anhand von Anweisungen dabei helfen soll, welche Patches und Upgrades sie implementieren sollten. Der Service funktioniert durch die Profilierung der Datenbank und die anschließende Nutzung dieses Profils, um automatische Vergleiche mit Änderungsprotokollen anzustellen und Empfehlungen abzugeben.

Zu Beginn dieses Jahres haben wir den MariaDB MaxScale-Proxy auf den Markt gebracht. MariaDB MaxScale ist ein flexibler Proxy, der sich zwischen einer Anwendung und der Datenbank befindet. Dies ermöglicht uns die Einführung einer Reihe neuer Services wie Read/Write-Splitting, Protokollfilterung und Abfragetransformation, ohne dass der Anwendungscode geändert werden muss.

Des Weiteren werden wir im ersten Abschnitt dieses Jahres MariaDB 10.1 auf den Markt bringen. Diese neue Version enthält eine Reihe neuer Funktionen und Weiterentwicklungen einschließlich:

  • Integration von Galera-Clusterfähigkeit für synchrone Replikation
  • Optimistic Parallel Replication
  • Datenbankverschlüsselung – je Tabelle oder komplette Datenbank
  • zahlreiche Weiterentwicklungen für InnoDB und den Optimierer zur Leistungsverbesserung

Informatik Aktuell: MariaDB ist in allen Distributionen enthalten. Warum sollten Unternehmen MariaDB gegenüber MySQL bevorzugen?

Patrik Sallner: MariaDB steht von Anfang an für Innovation, wie beispielsweise einen enorm weiterentwickelten Optimierer, erhebliche Replikationsverbesserungen, eine größere Kompatibilität mit anderen Datenbanken und die Einführung von MaxScale. Führende Internetunternehmen wie Google verwenden MariaDB und tragen ihren Teil dazu bei, indem sie sicherstellen, dass wir stets nach Verbesserungen beim Erreichen von Skalierbarkeit und Leistung suchen.

Die lange Tradition von MariaDB ist es, offen und Community-orientiert zu sein. Viele verschiedene Entwickler, vom Einzelmitwirkenden bis hin zu Unternehmen wie Google, tragen ihren Teil dazu bei.

Aus kommerzieller Sicht sind die Qualität und das Preis-Leistungs-Verhältnis unseres Supports und unserer Technik überzeugend. Gartner hat uns vor Kurzem im Leader`s Quadrant für Betriebsdatenbanken auf Grundlage einer reichhaltigen Funktionalität, eines guten Preis-Leistungs-Verhältnisses und eines starken Drittanbieter-Ökosystems positioniert.

Informatik Aktuell: MariaDB und MySQL entwickeln sich schneller auseinander. In welchen Fällen ist Percona die bessere Alternative?

Patrik Sallner: Es gibt sicherlich Bereiche, in denen MariaDB und MySQL Innovationen in verschiedenen Richtungen bieten. Unser Ziel ist es jedoch, die Kompatibilität auf Anwendungsebene mit MySQL beizubehalten.

MariaDB wurde als Synthese der Allerbesten geschaffen – wir werden die Schlüsselfunktionen von MySQL in Verbindung mit ausgewählten Funktionen anderer MySQL-Entwicklungszweige wie WebscaleSQL und Percona Server zusammen mit sämtlichen MariaDB-spezifischen Innovationen unserer Community weiterhin einbeziehen.

Informatik Aktuell: Gerade weil sich MariaDB bei den Distributionen großer Beliebtheit erfreut, gab es auch schon Fragen, warum MariaDB in seinen eigenen Paketen SystemV Init-Skripte installiert und nicht systemd unterstützt. Woran liegt das?

Patrik Sallner: Es gibt bei MariaDB Nachholbedarf bei der Unterstützung von systemd. Bei einer späteren Version wird dies verfügbar sein.

Informatik Aktuell: Setzt MariaDB auf die Zertifizierung für Produkte wie z. B. Hybris?

Patrik Sallner: Eine ISV-Zertifizierung ist ein wichtiges Element beim Vorantreiben einer Einführung. Im Laufe des Jahres 2015 möchten wir die ISV-Zertifizierung deutlich aktiver anstreben. Die Tatsache, dass MariaDB nun die Standarddatenbank sowohl von Red Hat als auch von SUSE Linux ist, sollte uns ein Wegbereiter für diese Bemühungen sein. Da MariaDB anwendungsebenenkompatibel mit MySQL ist, ist es für einen ISV zudem sehr einfach, MariaDB zu testen und zu zertifizieren.

Informatik Aktuell: Wie sieht die Roadmap für MySQL Replikation aus? Wird es für die GTID-Implementierung von MariaDB Verwaltungstools wie die mysql-utilities oder mha geben?

Patrik Sallner: Eine bedeutende Replikationsverbesserung mit der Bezeichnung Optimistic Parallel Replication wird in MariaDB 10.1 verfügbar sein. In Version 10.0 der Parallelreplikation konnten parallel auf dem Master eingesetzte Transaktionen in der Replikation parallel ausgeführt werden. Nun wird jede Transaktion als parallel ausgeführt betrachtet, was der Master-Slave-Replikation einen weiteren Leistungsschub verschafft.

Galeras synchrone Replikation wird in MariaDB 10.1 standardmäßig enthalten sein. Eine separate Server-Version wird nicht mehr benötigt. Wir ziehen in Erwägung, MariaDB-GTID-Support zu MHA beizusteuern.

Informatik Aktuell: MariaDB hat eine Menge faszinierender Speicher Engines. Während für InnoDB/XtraDB mit innobackupex/xtrabackup ein Programm für binäre online Backups existiert, fehlt dies für andere Speicher Engines. So ist ein logisches Backup z. B. gerade von TokuDB, welches ja sehr große Datenmengen verarbeiten will, unpraktisch. Wird es hier auch ein binäres online Backup Tool geben oder wird man hier auf die properitäre Lösung von Tokutek zurück greifen müssen?

Patrik Sallner: Die bei TokuDB verwendeten Backup-Lösungen sollen entweder LVM-Backups oder das Hot-Backup erstellen. Letzteres ist im Tokutek Enterprise-Abonnement enthalten.

Informatik Aktuell: Mit MariaDB 10.1 ist Galera kein separates Paket mehr. Wurde auch darüber nachgedacht die beiden GTID Implementierungen (MariadB und Galera) zusammenzuführen?

Patrik Sallner: Hier haben wir bereits Fortschritte gemacht. Bei MariaDB 10.1 integrieren wir Galera. Diese Galera-Integration verwendet bereits MariaDB GTID.

Informatik Aktuell: Es hat für einige Irritationen gesorgt, dass die Handelsmarke MariaDB an SkySQL verkauft wurde (jetzt MariaDB Corporation). Warum war dies notwendig?

Patrik Sallner: SkySQL hat eine bedeutende Investition sowohl in die Monty Program Ab als auch in die Zukunft von MariaDB getätigt. Wir hatten dringenden Bedarf daran, wachsen zu können und die Marke MariaDB zum Wohle der breiteren Community und zur Sicherstellung steigender, kontinuierlicher Investitionen in das Projekt zu schützen. Unser Ziel war stets und bleibt die Verwendung der Handelsmarke zum Nutzen der breiteren Community. Außerdem haben wir wichtige Server-Handelsmarken zurück an die Foundation lizenziert. Unser Erfolg hängt vom Erfolg der Community ab.

Informatik Aktuell: Wird dies mehr Bewegung in den Markt bringen – letztlich vor allem hinsichtlich der Serviceangebote?

Patrik Sallner: Unser Ziel ist stets, die Handelsmarke verantwortungsvoll zum Wohle der MariaDB-Community und der verbundenen Unternehmen einzusetzen. Es wurden Richtlinien veröffentlicht, sodass klar und allgemein bekannt ist, welche Rechte und Verantwortlichkeiten wir und andere in Bezug auf die Handelsmarken haben.

Dies sollte kein wirkliches Hindernis für Marktteilnehmer darstellen. Zudem wird die weitere Akzeptanz, die wir mit der Community vorantreiben, weitere Teilnehmer ermutigen. Es existiert ein wachsendes Ökosystem von Unternehmen, die Lösungen, Tools und Services für und mit MariaDB entwickeln.

Informatik Aktuell: Ist damit zu Rechnen, dass wir bald mehr Corporate Members sehen werden?

Patrik Sallner: Wir ermutigen und freuen uns auf mehr Firmenmitglieder und Sponsoren. Das Wichtigste ist ein kontinuierliches Wachstum von Einführungen und Code-Beiträgen.

Wir arbeiten mit der Foundation und anderen Community-Mitgliedern daran, eine dynamische Community von Mitwirkenden und Anwendern aufzubauen. Die Foundation hat sich zum Ziel gesetzt, MariaDB mithilfe einer freundlichen Mitwirkungspolitik vollständig offen zu halten. Unter der Führung der Foundation erleben wir ein kontinuierliches Wachstum an Mitwirkenden von Einzelpersonen bis hin zu Unternehmen wie Google.

Informatik Aktuell: Können Sie uns etwas mehr über die MariaDB Foundation und ihre Tätigkeiten sagen?

Patrik Sallner: Das Ziel der Foundation ist es, die Richtung von MariaDB vorzugeben und um MariaDB herum eine starke und offene Community aufzubauen. Ihr Ziel ist es außerdem, die kontinuierliche Weiterentwicklung von MariaDB über jedes Einzelunternehmen hinaus für viele Jahre sicherzustellen. Die Foundation hat vor Kurzem das MariaDB Ambassador Program ins Leben gerufen, um die Akzeptanz von MariaDB in der Community weiter zu vergrößern sowie Entwicklungsbeiträge zu fördern.

Das MariaDB Ambassador Program wurde eingerichtet, um erfahrene Mitwirkende für das MariaDB- und MySQL-Ökosystem zu erkennen und zu unterstützen, die verantwortlich dafür sind, die Nutzung von MariaDB und ihrer Ideale der breiten Open-Source-Community und der allgemeinen Öffentlichkeit gegenüber zu repräsentieren, zu fördern und auszubauen. Die Community Ambassadors werden für die Akzeptanz durch die Basis in ihrer jeweiligen Region werben. Die Platform Ambassadors werden durch die Erstellung von Codes, Patches und Funktionen ihren virtuellen Beitrag leisten. Sie sind es, die den technischen Aufwand für MariaDB in ihren jeweiligen Organisationen leisten.

Informatik Aktuell: Wo soll MariaDB in 5 Jahren stehen? Welche Vision haben Sie?

Patrik Sallner: In den vergangenen zwei Jahren hat MariaDB den Platz von MySQL in den meisten Linux-Ausgaben eingenommen und so wurde MariaDB zum „M“ im „LAMP“-Stack. Unser Ziel ist es, bis zum Jahr 2020 die am weitesten verbreitete Datenbank für Cloud-Stacks und SaaS-Bereitstellungen zu werden.

Informatik Aktuell: Herr Sallner, ganz herzlichen Dank für das Gespräch.

Die Fragen stellte Andrea Held.

Im Interview

Patrik Sallner

Patrik Sallner ist CEO von MariaDB Corporation. 2010 von den Erfindern von MySQL unter dem Namen SkySQL gegründet, hat das Unternehmen einen Fork der quelloffenen Datenbank entwickelt: MariaDB.
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