Mit der CortexPlatform können die bisherigen Paradigmen in Frage gestellt werden
Im Bereich Datenbanken das nächste große Ding: Eine Platform mit selbstlernender NoSQL-Datenbank und Werkzeugen für Big Data zum extrem schnellen Auffinden von Inhalten. Genau die richtige technische Basis für eine Neuentwicklung der Bundesdruckerei: Die Verwaltung von Identitäten aller (digitalen) Objekte eines Unternehmens. Das Ganze wurde inspiriert durch die Blockchain und arbeitet nach dem "Zero-Knowledge-Prinzip".
Jan Buß und Thomas Kalippke von der Cortex AG stellen im Interview die CortexPlatform und CortexDB vor, die in Kombination mit Verfahren aus der Blockchain-Technologie für das Identitätsmanagementsystem FIDES der Bundesdruckerei genau die richtige Lösung waren.
Informatik Aktuell: Herr Buß, Herr Kalippke, Ihr Thema bei den IT-Tagen 2018, der Jahreskonferenz des Fachmagazins Informatik Aktuell, lautet: "Disruption: Wie Blockchain und kognitives Datenmanagement der CortexPlatform die IT-Welt revolutionieren." Was muss man sich darunter vorstellen?
Jan Buß: Ja, das stimmt. Das ist ein sehr provokanter Titel, zeigt aber auch ganz gut, in welcher Phase sich die IT derzeitig befindet und umschreibt kurz und knapp die Themen, die wir mit der CortexPlatform auch bedienen. Die Erläuterung fällt daher nicht ganz so kurz aus.
Den Begriff "Revolution" lesen wir ständig im Zusammenhang mit der Digitalisierung und der vierten industriellen Revolution. Bei soviel Revolution sind viele Menschen schon fast gelangweilt. Allerdings muss man tatsächlich einmal zurück zum Ende des 19. Jahrhunderts schauen, um zu vergleichen, wie es der frühen Industrie erging und welche Änderungen dort erst noch bevorstanden. Dezentrale Arbeitsplätze und handgefertigte Produkte verschwanden zu Gunsten zentraler Fließbänder und standardisierter Bauteile.
Nach der zweiten und dritten industriellen Revolution befinden wir uns gerade in der vierten. Hierbei spielt die exponentielle Entwicklungs- und Veränderungsgeschwindigkeit eine große Rolle. Aber genau wie vor über hundert Jahren werden wir uns alle auf weitreichende Änderungen einstellen müssen. Nur mit dem Unterschied, dass diese Änderungen buchstäblich über Nacht eintreten und auch wieder verschwinden können.
In der IT wurde in den letzten vierzig Jahren viel aufgebaut, systematisiert und standardisiert. Es wurde und wird in vielen Bereichen über Interoperabilität gesprochen und es wurde die Grundlage für heutige Anwendungen geschaffen. So übrigens auch bei uns. Unser Unternehmen gibt es seit 1986 und wir konnten sehen, dass viele kleine und auch große Hersteller, wie Nokia, vom Markt verdrängt wurden. Das Gleiche werden wir auch im Datenbankbereich sehen, bei großen Unternehmensanwendungen und auch beim Machine Learning.
Wir sind soweit, dass sich niemand mehr über das Thema "Index" Gedanken machen muss.
Als um die Jahrtausendwende die Dotcom-Blase platzte, haben wir angefangen, eines unserer Produkte zu erweitern und die Basis für die CortexDB gelegt. Unsere Datenbank-Technologie bildet somit nicht nur das Herz der CortexPlatform, sondern ist auch die erste mit einem Multi-Model-Ansatz. Dieser lässt die schemalose Speicherung von Datensätzen zu und standardisiert etwas, woran anscheinend bisher niemand gedacht hat: Den Index einer Datenbank.
Wir sind soweit, dass sich niemand mehr über das Thema "Index" Gedanken machen muss. Das ist der erste große Punkt in der Softwareentwicklung, der komplett entfällt, wenn man Datenbanken aufbaut. Die Vorüberlegungen, das Testen, die Korrekturen und Anpassungen entfallen vollständig und minimieren Zeitaufwand, Risiken und Kosten.
In dem Kern der CortexPlatform – der CortexDB – unterscheiden wir zwei Strukturen. Zum einen die schemalose Speicherung von Datensätzen in einem Multi-Model-Ansatz und zum anderen einen mehrdimensionalen, redundanzfreien Key-/Value-Store. Dabei wird "multi-model" als sinnvolle Kombination vieler verschiedener Datenbank-Paradigmen genutzt (Document Store, GraphDB, multi-value, bi-temporal, …).
Eine Suche in der CortexDB kann also nach beliebigen Inhalten und Feldern in beliebiger Kombination erfolgen. Und das auch im Big-Data-Bereich. Das ist der zweite große Punkt, über den sich Softwareentwickler keine Gedanken mehr machen müssen. Wir suchen nicht, wir wissen. Durch die Kombination beliebiger Parameter kann somit in beliebigem Kontext gesucht und gefunden werden. Das hat zur Folge, dass die Einarbeitung und Nutzung von Abfragen wesentlich einfacher ist. Damit können nicht nur prozessbasierte Anwendungen schneller entwickelt werden, sondern auch POCs und Prototypen können schneller gebaut und fertige Anwendungen schneller und risikoärmer angepasst werden.
Wenn wir die beiden eben genannten Punkte für die Ansätze des heutigen Machine Learning anwenden, so können Algorithmen alles suchen und analysieren. Das versuchen wir auch während unserer Vorträge ein wenig zu vermitteln. Dazu kommen dann noch die anderen Funktionen der CortexDB.
Für den Begriff "kognitiv" gibt es keine eindeutige Definition. Allen Definitionsversuchen ist aber gemein, dass eine Vielzahl von "Eingangskanälen" abgearbeitet werden müssen, um daraus Informationen abzuleiten, die unser Gehirn verarbeitet. Übertragen wir das in den Datenbankbereich, so muss eine Datenbank in der Lage sein, eine Vielzahl von Daten in beliebigen Feldern schemalos zu speichern und später in beliebiger Kombinatorik (auch zeitlich versetzt) abzufragen und kombinieren zu können, um zu einem Ergebnis zu gelangen – Das klingt also ganz nach der CortexDB.
Das waren die ersten beiden großen Punkte "kognitiv" und "Revolution". Nun hat sich in den letzten Jahren allein durch Bitcoin das Thema Blockchain in den allgemeinen Sprachgebrauch geschlichen. Kaum einer weiß, wie es tatsächlich funktioniert, aber selbst Nicht-IT-Menschen reden darüber und glauben, dass eine Blockchain grundsätzlich etwas mit Währung und Geld zu tun hat. Das ist natürlich viel zu kurz gedacht und auch bei diesem Thema stehen wir erst am Anfang zu begreifen, welches Potential sich dahinter verbirgt. Ob daraus tatsächlich die Nutzung entstehen wird, die der Blockchain zugeschrieben wird, bleibt abzuwarten.
Durch den Ansatz der CortexDB und der weiteren Werkzeuge der CortexPlatform konnten wir die Innovationsabteilung der Bundesdruckerei begeistern, unsere Technologie als OEM-Partner einzusetzen. Die Bundesdruckerei als traditioneller Hersteller von Ausweisdokumenten und Bargeld hat sich schon seit mehreren Jahren auf die digitale Welt eingestellt und sich zum Anbieter von Sicherheitsanwendungen für Behörden und Unternehmen transformiert. Eines davon ist ein blockchain-basiertes Identitätsmanagementsystem (IDMS).
Vor allem die Frage der Identitäten ist nicht einheitlich geregelt. Noch immer wird auf Postident oder Videobeweis zurückgegriffen, um festzustellen, ob eine Person tatsächlich die Person ist, für die sie sich ausgibt. Es liegt also ein Medienbruch vor. Die digitale Welt muss verlassen werden, um in der analogen Welt die Identität zu beweisen, damit man dann wieder zurück in die digitale Welt darf. Für Menschen mag das logisch und nachvollziehbar sein. Aber was ist mit Maschinen und der daran gekoppelten Sicherheit? Wann darf eine Maschine etwas tun, wer darf sie bedienen und was darf eine Maschine überhaupt tun (z. B. 3D-Drucker)? Das Ganze zieht sich durch bis zu öffentlichen Einrichtungen, wenn es darum geht, Dokumente vorzulegen, die für die Bearbeitung eines Sachverhaltes notwendig sind. Diese und noch mehr Fragestellungen hat die Bundesdruckerei frühzeitig erkannt und mehrere Systeme verprobt, um viele Identitäten in einer Vielzahl von Systemen verwalten und finden zu können.
Ein Objekt, ein Prozess, bis zu einer einzelnen Datei oder auch Zutrittssysteme sollten dabei jeweils mit Identitäten versehen werden können. Das Auffinden, Prüfen und Gewähren von Rechten muss also transparent und nachvollziehbar für alle gültigen, bisherigen und künftigen Zugriffe sein. Dabei muss es auch die Möglichkeit einer dezentralen Prüfung geben und die Unveränderbarkeit einmal gewährter oder entzogener Rechte muss garantiert werden können. Die Kombination der schnellen Suche (von Identitäten) der CortexDB in Kombination mit Verfahren aus der Blockchain-Technologie bietet also genau die Lösung für das Identitätsmanagementsystem FIDES der Bundesdruckerei.
Nehmen wir nun alle genannten Punkte zusammen, betrachten die Entwicklungsgeschwindigkeit und unsere Technologie, mit der wir Lösungen umsetzen können, so sind wir überzeugt, auch andere Unternehmen und Entwickler davon begeistern zu können, mit der CortexPlatform das nächste große Ding entwickeln zu können.
Informatik Aktuell: Was genau erwartet die Teilnehmer in Ihrer Session der IT-Tage?
Jan Buß: Während unserer Session auf den IT-Tagen werden wir einen schnellen Überblick über die CortexPlatform geben, etwas theoretisch werden, live Beispiele zeigen und in Interaktion mit dem Publikum arbeiten. Darauf basierend zeigen wir, wie Identitäten mit der Lösung der Bundesdruckerei verwaltet werden können und diskutieren mit dem Publikum die Einsatzmöglichkeiten.
Informatik Aktuell: Die Bundesdruckerei nutzt im Projekt FIDES die CortexPlatform. Was genau wurde damit realisiert?
Thomas Kalippke: Die Bundesdruckerei hat FIDES entwickelt, um Daten und den Zugriff auf Daten durch Identitäten abzusichern. Und da unterscheidet sich FIDES auch schon von bisherigen Verfahren. Schaut man sich die derzeitigen Verfahren an, so werden zwar Daten verschlüsselt und durch Benutzerkonten abgesichert, aber Administratoren sind dennoch in der Lage, unbemerkt an geschützte Daten zu gelangen. Dazu kommt, dass der Zugriff häufig nur an ein Recht gekoppelt ist. Ein Benutzer darf oder darf nicht zugreifen.
Mit FIDES ist es möglich, nach einem Vier- oder Mehr-Augen-Prinzip zu arbeiten. Erst wenn mehrere Personen den Zugriff auf Informationen gewähren, darf ein Benutzer diese sehen, bearbeiten oder selektieren. Hier können also mehrere Hierarchien beachtet werden. Einmal die Organisationshierarchie (Leitungsebene zum Mitarbeiter), dann die Wissenshierarchie (wer soll etwas wissen?) und beispielsweise auch eine Sicherheitshierarchie (wer darf etwas wissen?).
Dabei gilt, dass jedem "Objekt" Identitäten zugewiesen werden. Also jeder Datei, jedem Datensatz, jeder Maschine. Es sind damit sehr viele Objekte mit vielen Identitäten zu verwalten und schnellstmöglich abzufragen, ob ein Anwender auf ein Objekt zugreifen darf. Dafür eignet sich die CortexDB natürlich hervorragend. Administratoren werden hierbei ebenso wie alle anderen Benutzer behandelt. Das heißt, dass das System nach dem "Zero-Knowledge-Prinzip" arbeitet. Die Kombination aus der Massenverwaltung der Objekt-Identitäten und dem Wissen, dass ein Administrator nichts wissen kann, das ist die eigentliche Revolution.
Auf der technologischen Basis hat sich die Bundesdruckerei aus Methoden der Blockchain bedient und etwas abgewandelt. Um transparent nachvollziehen zu können, wer wann wem welche Zugriffe auf ein Objekt gewährt hat, werden Identitäten "verkettet". Eine solche Kette ist entweder gültig oder ungültig. Das entscheidet immer der Urheber. Damit liegen zu jedem Objekt Identitätsketten vor. Die Bundesdruckerei (bdr) spricht hier von "ID-Chains".
Dabei kann entschieden werden, ob Zugriffe weitervererbt werden können (eine Kette wird länger). Damit das letzte Glied der Kette nicht beliebig verändert werden kann, war ein bidirektionales Verfahren notwendig, damit das erste Glied der Kette (der Urheber) Änderungen nachvollziehen kann. Hier unterscheidet sich die Bundesdruckerei ID-Chain also von der "normalen" Blockchain. Das letzte Glied wird also nicht wie der letzte Block einer Blockchain über viele Beteiligte "ausgehandelt", sondern unterliegt immer der Kontrolle einer einzelnen Kette.
Betrachten wir nun aktuelle Themen und Fragestellungen, wird deutlich, dass FIDES viel Potential mitbringt. Beispielsweise ist der Einsatz überall dort möglich, wo mit "Ausweisdokumenten" gearbeitet wird: Versichertenkarte, Arztausweise, Zutrittskontrolle, zentrale Stellen für Internetidentitäten, um Facebook- oder Twitter-Logins abzulösen, Maschinenkontrolle, Fahrzeugsteuerung, und vieles mehr.
Und dabei ist zu beachten, dass dieses natürlich auch dezentral eingesetzt werden kann. Jeder Dienst-Anbieter kann entscheiden, ob er Identitäten von einem vertrauten "Identity Provider" bezieht oder Identitäten lieber selber verwalten möchte.
Darüber hinaus sind verschiedene Authentifizierungsverfahren gegenüber der eigenen, digitalen Identität möglich. Das kann der Personalausweis sein, ein individueller Betriebsausweis (oder auch Arztausweis), die Versichertenkarte oder auch biometrische Merkmale. Wichtig hierbei ist, dass keine Daten des eigentlichen Mediums (z. B. Fingerabdruck oder Personausweis-Nr.) in der digitalen Identität gespeichert sind oder davon abgeleitet werden. D. h. eine digitale Identität kann für ungültig erklärt werden. Passworte und Benutzernamen sind dann hoffentlich bald Geschichte.
Informatik Aktuell: Wie wurde dies implementiert?
Thomas Kalippke: Für die Bundesdruckerei stellen wir einen eigenen Fork der CortexDB zur Verfügung. Also eine Kopie der Code-Basis zur Weiterentwicklung. Dabei implementiert die Bundesdruckerei ihre Sicherheitsmechanismen und lässt den Kern weiterhin bei uns entwickeln. Im Prinzip also ein klassischer Soft-Fork unserer Code-Basis. So ist eine zusätzlich gehärtete Version der CortexDB über die Bundesdruckerei verfügbar, in der sich die Sicherheits- und Verschlüsselungsverfahren im Kern der Datenbank befinden. Darüber hinaus haben wir so eine Absicherung unseres Codes und unsere Partner und Kunden haben eine weitere Sicherheit für den nachhaltigen Einsatz unserer Produkte.
Informatik Aktuell: Die DSGVO hat ja die ganze Branche in einen ziemlichen Aufruhr versetzt. Inwiefern wird die DSGVO in diesem Vorgehen berücksichtigt?
Jan Buß: Die DSGVO (GDPR) räumt einer Person u. a. in Kapitel 3 mit den Artikeln 12 bis 21 weitreichende Rechte ein. Eine Person als Eigentümer von Informationen hat bisher allerdings kaum die technischen Möglichkeiten, direkt auf ihre Daten zuzugreifen. Zudem kann keine Person tatsächlich wissen, wo überall Daten von ihr gespeichert wurden und was warum damit gemacht wird. Das geht soweit, dass Daten über Personen bei Unternehmen erfasst werden, die mit den betroffenen Personen keinerlei Kontakt haben und wo die Person kein Kunde ist bzw. ein Konto besitzt (z. B. WhatsApp, Facebook, ...).
Durch die Möglichkeiten des Identitätsmanagement-Systems FIDES ist eine Person nun allerdings in der Lage, jederzeit nachzuvollziehen, welche Information über sie in wessen Zugriff liegt. Die Vielzahl von Konten bei den unterschiedlichen Anbietern könnte sich auf eine Hand voll "Identity Provider" reduzieren. Bei jedem kann jede Person entscheiden, welche Informationen abgelegt werden und wem der Zugriff wie lange und wofür gewährt wird. Zudem ist auch das Löschen dieser Daten vorgesehen und möglich.
Informatik Aktuell: Cortex soll ja eine revolutionäre kognitive Datenbank & Analyseplattform sein. Was genau heißt das? Und was daran ist revolutionär?
Jan Buß: Wir sehen mehrere technische, kaufmännische und gesellschaftliche Veränderungen in den nächsten Jahren. Einige wenige davon sind beispielsweise das Werben und Erhalten von Talenten im Unternehmen, das Agieren unter immer komplexer werdenden Bedingungen oder auch der Aufbau von Start-up-Unternehmen. Wir konnten beobachten, wie nicht nur Einzelpersonen, sondern ganze Teams von einem Unternehmen abgeworben wurden. Und auch Start-ups müssen verstärkt um Venture Capital kämpfen, das häufiger zurückgehalten wird, weil potentielle Investoren abwarten, was die "Big Player" am Markt platzieren werden. Für die Entwicklung neuer Ideen oder Änderungen an bestehen Systemen können allein diese Punkte fatal sein. Dazu kommt, dass die bisherigen Paradigmen im Datenbankumfeld es nicht erlauben, agil genug auf Änderungen reagieren zu können. Für bestehende Unternehmen bedeutet das häufig wochen- bis monatelange Wartezeiten auf Ergebnisse für akute Anfragen bei mehreren Iterationen, wenn neue Fragen auf Basis der Ergebnisse entstehen.
Wenn es also möglich wäre, Systeme so zu vereinfachen, dass sie trotz zentraler Speicherung fachabteilungstauglich sind und Administratoren und Softwareentwickler agiler, zuverlässiger und kostengünstiger damit arbeiten können, dann könnten mehrere Herausforderungen gelöst werden. Sowohl für bestehende Unternehmen, wie auch für Start-ups. Die Schatten-IT – wie z. B. Access-Datenbanken auf Einzelplatzrechnern oder ganze Infrastrukturen in der Cloud u. ä. – kann reduziert werden, um IT und Fachbereiche wieder zusammenzubringen. Genauso wäre ein agiler Einsatz möglich, der Änderungen an der Datenbankarchitektur erlaubt, um auf geänderte Gegebenheiten reagieren zu können.
Mit der CortexPlatform können die bisherigen Paradigmen wieder in Frage gestellt werden. Die Nutzung als operatives und analytisches System in einem, die Agilität durch den Multi-Model-Ansatz, die automatische Normalisierung der schemalosen Daten und die flexiblen Möglicheiten für den Betrieb sehen wir als disruptiv an.
In Summe konnten bestehende Kunden von uns zeigen, dass die "Value Proposition" – also das Nutzenversprechen – so radikal ist, dass der IT-Betrieb auf (nicht um!) 10 Prozent der Kosten gesenkt werden konnte und das die Produktivität der IT mindestens um den Faktor 10 gestiegen ist. IT-Kosten entstehen dort nicht mehr der IT wegen, sondern wegen nutzbarer Projekte. Time-to-market ist hier das entscheidende Stichwort und ermöglicht Unternehmen echte Agilität bei Änderungen und Produktentwicklungen.
Informatik Aktuell: CortexDB ist ja eine selbstlernende NoSQL-Datenbank. Wie funktioniert diese?
Thomas Kalippke: Wir spielen hier natürlich ganz bewusst mit der unterschiedlichen Auffassung der Begriffe "lernen" und "selbstlernend". Die Methoden, die heute mit "lernen" und "KI" in Verbindung gebracht werden, können natürlich auch auf Basis der CortexPlatform eingesetzt werden. Dieses ist mit dem "selbstlernend", das wir meinen, allerdings nicht gemeint.
Die derzeitigen zwei Ansätze "unüberwachtes" und "überwachtes Lernen" bezeichnen das maschinelle "Lernen" ohne oder mit Vorgabe von Zielinformationen, die Ermittlung von Gewichten zu Wahrscheinlichkeiten, das Clustering, die Segmentierung und andere Methoden. Werden Daten in die CortexDB importiert, erfolgt eine Zuordnung der Inhalte zu Feldern in einzelne Datensätze. Hierbei werden alle Felder und Inhalte in die zweite Ebene der CortexDB, in die normalisierte Form, übertragen. Der Kontext eines Inhalts ist also ersichtlich und es ist sofort erkennbar, wo und wie häufig ein Inhalt verwendet wird. Die Kombination mit anderen Feldern und Inhalten (Mengenoperationen) sind damit ebenso sehr einfach möglich. Ein Datenbankadministrator oder Entwickler kann damit sofort arbeiten und braucht sich niemals Gedanken um den Aufbau eines Index oder die Normalisierung (aus der relationalen Welt) machen. Das Ganze kann dabei für Transaktionsdaten genutzt werden – also für sich ständig ändernde Daten – genauso wie für einen fixen Datenbestand. Unsere "selbstlernende" Ebene – die normalisierte Form aller Inhalte – steht also permanent zur Verfügung und kann die Basis für maschinelles Lernen bilden.
Informatik Aktuell: Können Projekte, die sich für diese Lösungen interessieren, so etwas wie eine Teststellung sehen?
Thomas Kalippke: Wir wissen natürlich, dass ein Einstieg in eine neue Plattform immer mit Aufwand und Einstiegshürden verbunden ist. Beides wollen wir so klein wie möglich halten und regen Unternehmen und auch Einzelpersonen an, sich mit Neuem auseinander zu setzen und vieles einfach mal neu zu denken. Daher verfolgen wir das Ziel: sehen, anfassen und ausprobieren.
Zum einen stellen wir eine freie Version unserer Produkte auf unserer Webseite zum Download bereit. Ergänzend dazu arbeiten wir nach und nach einfache Beispiele aus, die per Github eingesehen und heruntergeladen werden können. Dieses erweitern wir durch Beschreibungen und Artikel auf verschiedenen Webseiten (Online-Dokumentation oder auch in ergänzenden readme-Dateien bei Github).
Natürlich stehen wir auch gerne für Fragen und Diskussionen auf Fachmessen wie den IT-Tagen 2018 bereit und halten Vorträge. Und ein direkter Kontakt zu uns ist natürlich auch über die einschlägigen Kanäle möglich (Twitter, Github, Webseite, email ...)
Für anstehende Projekte stellen wir in Absprache auch den Kontakt zu Partnern und Kunden her (wie z. B. zur Bundesdruckerei), damit ein Erfahrungs- und Wissensaustausch stattfinden kann.
Darüber hinaus nehmen wir Ideen und Anregungen sehr ernst und versuchen frühzeitig und auch in laufenden Projekten, Wünsche in unsere Produkte einzuarbeiten. Das gilt für Funktionen in den Anwendungen, aber auch für unsere APIs, damit Entwickler damit besser arbeiten können.
Informatik Aktuell: Ist das auch inhouse beim Kunden möglich?
Jan Buß: Natürlich ist alles, was wir bieten, auch inhouse beim Kunden möglich.
Informatik Aktuell: Wie wird sich Cortex in den nächsten Jahren weiterentwickeln? Was sind weitere Neuerungen, die wir erwarten können?
Jan Buß: Ich glaube, man kann an den bisherigen Antworten ganz gut unser Potential erkennen und dass wir gerade richtig Fahrt aufgenommen haben und noch beschleunigen. Wir haben hier recht viel auf FIDES der Bundesdruckerei fokussiert, aber darüber hinaus sind natürlich auch beliebige Anwendungen mit unseren Lösungen einfach und schnell umzusetzen. Dadurch bietet sich für bestehende Unternehmen aber auch für Start-ups mit einem kleinen Team die Chance, schnell gute Lösungen zu bauen.
Was werden die Neuerungen sein? Wir wollen den Einstieg in unsere CortexPlatform weiter vereinfachen. Dafür planen wir eine weitere API für Entwickler. Darüber hinaus werden wir an unserer Standard-Anwendung, dem CortexUniplex, ein wenig kosmetisch tätig werden. Wir haben gemerkt, dass diese Anwendung nicht nur von Datenbank-Entwicklern genutzt wird, sondern vermehrt in Fachbereichen. Dadurch, dass die Datenbank ressourcenarm schnell bereitgestellt werden kann, können viele MS Access-Lösungen wegfallen, die unbemerkt von der IT (und auch der DSGVO) betrieben werden. Natürlich werden wir auch noch funktionale Anpassungen am CortexUniplex vornehmen.
Durch die Flexibilität des Multi-Model-Ansatzes entsteht eine Agilität in Projekten, die zu Lösungen führt, die uns teilweise selbst überraschen.
Im Laufe dieses Jahres werden wir über unsere Webseite auch noch die Möglichkeit bereitstellen, dass man mit einer Anmeldung bei uns auch direkt Datenbanken in der Amazon-Cloud starten und über einen CSV-Import befüllen kann. Und das Ganze vollautomatisch. Soll heißen: Mit einem Login bei uns anmelden, Amazon-Service starten, CSV-Dateien hochladen, ein paar Minuten warten und eine komplett fertige Anwendung erhalten, in der man mit den eigenen Daten arbeiten kann. Individuelle Konfigurationen des CortexUniplex sind natürlich auch möglich.
Mit diesen kleineren Änderungen wollen wir das Ausprobieren und Kennenlernen vereinfachen. Darüber hinaus arbeiten wir auch noch an weiteren Entwicklungen (sowohl aus Sicht der Software, wie auch im Partnernetzwerk), die weitreichender sein werden.
Informatik Aktuell: Für welche Projekte sind die CortexPlatform und die CortexDB besonders gut geeignet?
Jan Buß: Das ist eine gute Frage. Durch die Flexibilität des Multi-Model-Ansatzes der CortexDB entsteht eine Agilität in Projekten, die zu Lösungen führt, die uns teilweise selbst überraschen. Dadurch haben wir gelernt, dass unsere Plattform u. a. dort gut einzusetzen ist, wo das Ziel beweglich ist. Dort, wo es noch viele Variablen gibt und viel Dynamik herrscht. Es kann also iterativ vorgegangen werden, um mit dem Fachbereich zusammen Lösungen zu erarbeiten. Am Ende steht dann eine fertige – universelle – Datenbank-Anwendung bereit.
Auch dort wo Daten ausgewertet werden sollen, eignet sich die CortexPlatform hervorragend. Wir haben auf den IT-Tagen im letzten Jahr gezeigt, dass wir beliebige Abfragen auch auf einem größeren Datenbestand agil durchführen können (1,4 Milliarden Transaktions-Datensätze auf einem Laptop). Die IT wäre also in der Lage, auch spontane Anfragen zügig zu bearbeiten, ohne dass ein weiterer Data-Lake oder ein Data Mart erstellt werden muss. Einmal eingerichtet, dauerhaft nutzbar.
Informatik Aktuell: Gibt es Einschränkungen?
Thomas Kalippke: Der Kern unserer Plattform ist die CortexDB. Dabei handelt es sich um eine Datenbank und sie ist damit für jede Art von Datenbank-Anwendung geeignet. Natürlich können auch wir nicht zaubern. Die technischen Voraussetzungen halten also auch uns in Grenzen. So beispielsweise bei der Live-Analyse von "streaming data" die aus unserer Sicht sowieso nicht direkt in einer Datenbank gespeichert werden sollten, um dort "Echtzeit"-Abfragen auszuführen. Genauso ist der Ladevorgang in die Datenbank von der Hardware abhängig.
Informatik Aktuell: Wohin kann man sich wenden, wenn man mehr über Cortex erfahren möchte?
Jan Buß: Der einfachste und erste Anlaufpunkt ist sicherlich unsere Webseite und der direkte Kontakt zu uns.
Informatik Aktuell: Im Rahmen der IT-Tage 2018 veranstaltet Cortex einen Hackathon. Was erwartet die Teilnehmerinnen und Teilnehmer dort?
Thomas Kalippke: Jeder Teilnehmer kann im Vorfeld über unsere Webseite die freie Version der CortexPlatform herunterladen. Es ist also notwendig, einen Laptop mitzubringen – das haben Hackathons ja so an sich.
Während unseres Hackathons auf den IT-Tagen nehmen wir dann die CortexDB in Betrieb (falls es einige Teilnehmer nicht vorher durchgeführt haben) und nutzen mehrere Anwendungen der CortexPlatform, um bspw. Daten zu importieren, die Normalisierung kennenzulernen und um die importierten Daten per "data discovery" und einige unserer Funktionen zu durchleuchten. Darauf basierend können dann auch Entwicklungen per POST-Requests und JSON-Objekten durchgeführt werden. Die Geschwindigkeit des Datenimports und welche Themen wir im Detail behandeln werden hängt dabei natürlich von den Rechnern der Teilnehmer ab. In jedem Fall wird jeder eine neue Art im Umgang mit den eigenen Daten kennenlernen und mit anderen das Potential für weitere Projekte diskutieren können.
Informatik Aktuell: Herr Buß, Herr Kalippke, vielen Dank für das Gespräch!
Cortex AG
Die Cortex AG ist Spezialist innovativer IT-Technologien zum Verarbeiten sehr großer, komplexer, sich ständig verändernder Datenmengen. Sie bietet eine ganzheitliche Plattform für beliebige Enterprise-Applikationen auf Basis der aktuellen Browser-Technologien. Damit lassen sich mit wenig Programmieraufwand Anwendungen im Bereich Digitalisierung, Big Data, Industrie 4.0, Analytik, Stammdaten-Management, Dispositive Planung oder prozessbasierter Lösungen erstellen.
Kernstück der Produktfamilie ist die CortexPlatform, als selbstlernendes kognitves Multi-Modell-Datenbankmanagementsystem (DBMS) normalisiert sie die Daten automatisch in die 6. Normalform und bietet hoch performante Datenbankabfragen über beliebige Attribute, deren Kombinationen und Beziehungen im zeitlichen Kontext untereinander. Vorteile sind: Agile Softwareentwicklung, Analytische- und Transaktionsdaten in einer Datenbank, Change Requests on the Fly, Self Service in den Fachabteilungen, geringe Hardware-Anforderungen und schnelle Projektumsetzung.
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Tischlerstrasse 1a
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