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André M. Braun 30. Juni 2015

Auslaufmodell Storage

Storage-Systeme gehören einfach dazu. Sie sind seit jeher grundlegender Bestandteil jeder IT-Architektur. Eine eindrucksvolle Kette von Innovationen hat aus den klobigen Anfängen – man denke nur an die Plattenstapel der ersten Host-Systeme – hochspezialisiere IT-Sub-Systeme entstehen lassen. Und das mit Leistungs- und Kapazitätsdaten, für die vor einer Dekade noch gar keine Maßstäbe verfügbar gewesen wären.

Und dennoch zeichnet sich eine grundlegende Veränderung in diesem Markt-Segment ab: Storage-Systeme, wie man sie bisher kannte und schätzte, sind ein Auslaufmodell. Sie werden in Zukunft in den Rechenzentren nicht mehr die bisherige zentrale Rolle spielen, sondern in die Nischen von Spezial-Anwendungen und Sonderaufgaben abgeschoben werden.

Wie konnte es dazu kommen? Begonnen hat diese Entwicklung gar nicht bei den Storage-Systemen selbst, sondern bei den Servern. Hier bildet seit rund zehn Jahren die Virtualisierung den wichtigsten technologischen Trend: Die Logik wandert von der Hardware in die Software, wo sie flexibler und skalierbarer verfügbar ist. Virtualisierte Server lassen sich schnell und einfach implementieren, verwalten und bei Bedarf sogar verschieben; die physischen Systeme sind austauschbare Voraussetzung. Die eindrucksvolle Erfolgsgeschichte der virtualisierten Server verwundert daher nicht; kein Rechenzentrum will heute darauf verzichten.

Genau diese Entwicklung ist mittlerweile auch bei den Storage-Systemen angekommen. Software übernimmt die Aufgaben, die bisher von der Hardware erfüllt wurden: Virtualisierte Storage-Systeme sind Hardware-unabhängig und damit sehr flexibel. Sie lassen sich schnell an veränderte Anforderungen anpassen, ohne dass umständliches Neukonfigurieren oder gar neue Investitionen erforderlich wären. Virtualisiertes Storage ist der nächste logische Schritt nach virtualisierten Servern. Ein zweites kommt noch dazu: Unternehmen setzen vermehrt auf konvergente Infrastrukturen, also auf fertig konfigurierte Paketlösungen mit integrierten Server-, Storage- und Netzwerk-Systemen. Solche konvergenten Infrastrukturen ermöglichen ein integriertes, einfacheres Management und vermindern den Aufwand für Verkabelung, Energie und Kühlung. Auch in diesem Szenario ist kein Platz mehr für hochspezialisierte Storage-Systeme.

Bis es soweit ist, wird es freilich noch einige Zeit dauern; IT-Landschaften verändern sich meist nur langsam. Aber die Unternehmen werden ihre Storage-Systeme sukzessive auswechseln, so dass die Storage-Welt mit jedem Innovationszyklus ein Stück mehr ihr Gesicht verändert. So ist damit zu rechnen, dass spätestens zur Mitte des nächsten Jahrzehnts über die Hälfte der Rechenzentren konvergente Infrastrukturen einsetzen. Auch wenn herkömmliche Storage-Systeme ein Auslaufmodell sind, so bedeutet das nicht, dass sie vollständig verschwinden werden. Für spezielle Aufgaben, etwa die Speicherung und Verwaltung von extrem großen Datenbeständen, werden Anwender wohl auch künftig auf vertraute Technologien wie Storage-Arrays setzen – und sie werden damit auch weiterhin gut fahren. Dennoch werden diese Lösungen Schritt für Schritt in eine technologische Nische abwandern; den Mainstream im Storage-Bereich bilden in Zukunft ohne Zweifel die Hyper-Converged-Infrastrukturen.

Unternehmen sollten sich daher rechtzeitig – also ab sofort – mit den neuen Storage-Architekturen befassen und überlegen, wie sie ihre Geschäftsprozesse mit den neuen Systemen optimal unterstützen können. Sie müssen dabei auch nicht mehr die Rolle von Pionieren spielen, denn konvergente Infrastrukturen sind längst ausgereift und vielfach bewährt. Man sollte jedenfalls nicht ein Auslaufmodell in den Mittelpunkt einer Storage-Strategie stellen.

Autor

André M. Braun

Seit 2020 verantwortet André M. Braun als Area Sales Manager beim DevOps Innovator GitLab, das Großkundengeschäft in Deutschland, Österreich und der Schweiz.
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