Warum es sich lohnt, die IT DevOps-ready aufzustellen
In diesem Interview gehen wir der Frage auf den Grund, warum DevOps gerade jetzt so heiß diskutiert wird, wie die Philosophie einzuordnen ist und wie sich die digitale Transformation bereits heute auf IT-Abteilungen auswirkt.Thomas Grosser, Geschäftsführer der Cloudogu GmbH, welche Unternehmen dabei unterstützt, sich DevOps-ready aufzustellen, gibt wertvolle Tipps für die Initialisierung und Durchsetzung entsprechender Initiativen sowie zu Tools und Plattformen.
Informatik Aktuell: Heutzutage ist DevOps ja in aller Munde. Von der engeren Verzahnung des IT-Betriebs und der Entwicklung verspricht man sich vor allem Prozessverbesserungen. Aber war das nicht schon immer ein mehr oder weniger präsentes Thema? Warum wird DevOps gerade jetzt so heiß diskutiert?
Thomas Grosser: Es ist natürlich richtig, dass wir in der IT, wie übrigens in vielen anderen Branchen auch, stetig daran arbeiten, effizienter und besser zu arbeiten. Allerdings haben sich die Bedingungen in den letzten Jahren deutlich verschärft. In immer kürzeren Zyklen müssen neue digitale Technologien zur Verfügung gestellt werden. Junge, innovative Nutzer und Konsumenten agieren als treibende Kraft. Sie werden selbstbewusster, bringen eigene Inhalte ein und erzeugen in der Gemeinschaft eine kollektive Intelligenz.
Informatik Aktuell: Und wirkt sich dieser Wandel konkret auf die IT-Abteilungen aus?
Thomas Grosser: Wie die Unternehmen als Ganzes, sollten auch die IT-Bereiche einem Wandel der bestehenden Verständnisse von Kunden, Geschäftsbeziehungen und Wertschöpfungsketten offen gegenüberstehen. In meinen Augen muss es die zentrale Aufgabe der CTOs sein, Strategien zu entwickeln, die die Möglichkeiten neuer Technologien und moderner IT-Prozesse ausnutzen. Nur so kann den externen Kundenwünschen und den daraus resultierenden internen Bedürfnissen der Fachabteilungen schnell und effektiv nachgekommen werden. Die IT-Infrastrukturen müssen digitalisiert und containerisiert werden – idealerweise von Beginn an unter Berücksichtigung von Automatisierungs- und Security-Aspekten. Aus unserer Erfahrung mit verschiedenen Kunden wissen wir, dass es neben diesen technischen Aspekten essentiell ist, parallel auch die Organisationsstrukturen und die Unternehmenskultur anzupassen. Klappt das Zusammenspiel zwischen aktuellen Technologien und dem Mindset der Mitarbeiter und Kunden optimal, reduziert das auch den Konkurrenzdruck und neue Geschäftsmodelle können als Chancen verstanden und genutzt werden.
Hinter dem Grundgedanken von DevOps steckt auch ein wirtschaftlicher Aspekt.
Informatik Aktuell: Gut. Dass der Tipp "Never change a running system" auf Dauer nur bedingt gilt, ist klar. Aber wie kann DevOps zu diesem Wandel beitragen? Und wie ordnen Sie die agilen Strömungen und Continuous Delivery ein?
Thomas Grosser: Die agilen Methoden haben sich im Bereich der Softwareentwicklung langsam etabliert und dort wirklich eine Beschleunigung herbeigeführt. In der Grundbetrachtung von Agile wurde der Betrieb allerdings weitestgehend außen vor gelassen. Aber die Praxis hat gezeigt: dessen Feedback ist essentiell. Die Softwareentwicklung kann noch so schnell und qualitativ gut arbeiten, wenn das Deployment einer neuen Anwendungs(-version) dann an der Schnittstelle zum Betrieb aufgrund befürchteter Ausfallrisiken abreißt, hat man letztendlich nichts gewonnen. DevOps bezieht deshalb beide Bereiche ein: die Softwareentwicklung (Dev) und den IT-Betrieb (Ops).
CI und CD sind in meinen Augen ein Teil von DevOps, allerdings geht man noch einen Schritt weiter. Denn durch die konsequente Automatisierung und Versionierung aller Ergebnisse und Schritte wird eine ganz neue Stufe in Sachen Ganzheitlichkeit und Transparenz erreicht. Hinter dem Grundgedanken von DevOps, die Zusammenarbeit zwischen Entwicklung und Betrieb zu intensivieren und so schneller und besser auf den Bedarf von Software zu reagieren, steckt allerdings schon auch ein wirtschaftlicher Aspekt. Schließlich spart dieses Vorgehen langfristig einfach Zeit und Kosten.
Informatik Aktuell: Dass ökonomische Interessen eine Rolle spielen ist einleuchtend. Aber sind die positiven Auswirkungen von DevOps in Softwareentwicklung und Betrieb wirklich so groß wie oftmals angenommen?
Thomas Grosser: Mein klares Statement: Auf jeden Fall. Wenn sich Entwickler vermehrt mit infrastrukturellen Themen, Containerisierung, der IT-Sicherheit und der letztendlichen Auslieferung auseinandersetzen. Die Admins auf der anderen Seite sollten sich außerdem stärker als in der Vergangenheit um automatisiertes Testing, Infrastructure as Code und Versionsverwaltung kümmern. Dadurch wird das Arbeiten in der IT deutlich effizienter. Die häufigeren und stabileren Releases tragen zur Risiko-Minimierung bei. In Zukunft wird es deutlich weniger manuelle Tätigkeiten geben, was Fehleranfälligkeit reduziert. Wie schon erwähnt, ist es allerdings wichtig, DevOps nicht ausschließlich mit der Verwendung bestimmter Technologien oder Werkzeuge gleichzusetzen. Vielmehr beschreibt DevOps in seinem Ursprung die Werte einer Kultur.
Natürlich ist die Erwartungshaltung in den IT-Abteilungen groß. Das zeigt auch eine aktuelle Studie des IDC, an der wir uns beteiligt haben [1]. Befragt nach der Motivation bei der DevOps-Einführung rangieren die verbesserte Entwicklerproduktivität, eine erhöhte Softwarequalität und die verkürzte Bereitstellungszeit auf den ersten drei Plätzen.
Informatik Aktuell: Sie sind sich also sicher, dass DevOps die Zukunft ist. Aber wo steht die Wertephilosophie denn aktuell?
Thomas Grosser: Wenn wir mit Neukunden ins Gespräch kommen, stellen wir immer wieder fest, dass das Interesse an DevOps zwar groß ist, konkrete Initiativen, den Ansatz im eigenen Unternehmen zu fahren, stecken – zumindest in Deutschland – allerdings noch immer in den Kinderschuhen. Der Bedarf an Unterstützung durch individuelle Trainings und Beratungsleistungen im DevOps-Bereich wächst somit auch für uns spürbar. Es wird interessant sein zu beobachten, wie sich die Transformationen in den Unternehmen weiterentwickeln. Die schon erwähnte Studie, die im Oktober letzten Jahres durchgeführt wurde, hat übrigens ebenfalls ergeben, dass in vielen Fachabteilungen bisher noch immer klassische, stark strukturierte und geschlossene Vorgehensweisen dominieren, was die Agilität, Schnelligkeit und Flexibilität bei der Softwarebereitstellung ausbremst.
Damit DevOps optimal wirken kann, ist eine neue Denkweise gefordert.
Informatik Aktuell: Es muss aber Hemmschwellen geben, die einer DevOps-Einführung entgegenstehen. Wie sonst erklären Sie sich, dass sich der Ansatz nicht schon viel früher in Deutschland durchgesetzt hat?
Thomas Grosser: Damit DevOps optimal wirken kann, ist eine neue Denkweise gefordert und das geht gefühlt mit radikalen Veränderungen in den Entwicklungsprozessen einher. Natürlich erzeugt das gewisse, durchaus menschliche, innere Unsicherheiten. Damit daraus keine Komplett-Blockaden entstehen, sollte der Transformationsprozess behutsam vorgenommen und idealerweise extern begleitet werden. Wenn alle Beteiligten von Anfang an zusammengebracht werden, wenn sie ihren Bedenken Luft machen können und ihnen individuell und kompetent bei Problemen mit den neuen Technologien, Prozessen und Werkzeugen unter die Arme gegriffen wird, machen die anfänglichen Ängste der Überzeugung Platz, den richtigen Weg zu gehen.
Informatik Aktuell: Und worauf muss bei der Initialisierung und Durchsetzung der Initiativen geachtet werden?
Thomas Grosser: Initiativen im Bereich DevOps zielen eigentlich immer auf das Herz der IT und müssen folglich gut ausgewählt sein. So wie bei der Wahl eines Arztes ist Vertrauen elementar wichtig. Eine umfangreiche und gründliche Anamnese gibt dieses Vertrauen – das gilt sowohl beim Kardiologen als auch in der Lösungsfindung für DevOps-Initiativen. Ich bin fest davon überzeugt, dass die ganzheitliche Anamnese einer Organisation unerlässlich ist. Ein 360°-Blick sollte sowohl die bestehende IT, als auch die Organisationskultur umfassen. Nur so können zielgerichtet die notwendigen Maßnahmen identifiziert und priorisiert werden.
Informatik Aktuell: Aber viele bekannte Unternehmen haben doch bereits vorgeführt, wie es geht. Warum gibt es dafür Ihrer Meinung nach keine Blaupausen?
Thomas Grosser: Das ist eine berechtigte Frage. Es spricht nichts dagegen, einzelne Maßnahmen zu übernehmen und sich ein Beispiel an denen zu nehmen, die bereits bewiesen haben, wie gut Digitalisierung funktionieren kann. Eine 1:1-Kopie ist allerdings nicht empfehlenswert, denn gewachsenen Strukturen komplett "fremde" Technologien oder Methoden in einer Hauruck-Aktion überzustülpen, funktioniert erfahrungsgemäß in den seltensten Fällen. Ratsam ist vielmehr eine Plattform einzusetzen, die es ermöglicht, Stück für Stück neue Tools und Applikationen einzuführen, die die alten ersetzen und sich so sukzessive "DevOps-ready" aufzustellen.
Informatik Aktuell: Welche Plattform und Tools können Sie hier empfehlen?
Thomas Grosser: Wir haben bei uns im Unternehmen das Cloudogu EcoSystem entwickelt, das genau das schafft. Eine Betriebsplattform als fertig angelegte Lösung, die die Flexibilität bietet, sowohl ein Basis-Toolset an Open-Source-Applikationen wie Jenkins, SonarQube, SCM Manager, Redmine und Sonatype Nexus zu nutzen, aber auch die Option, eigene Werkzeuge modular und unkompliziert einzubinden. In den letzten Jahren haben wir mit dem Cloudogu EcoSystem so eine funktionsübergreifende und intelligent vernetzte Tool-Chain erschaffen, die zudem alle Vorzüge von Cloud-Systemen mit denen von On-premise-Systemen vereint.
Informatik Aktuell: Das hört sich interessant an. Ist dieses Produkt noch in der Entwicklung oder wird es bereits bei Kunden eingesetzt?
Thomas Grosser: Wir sind seit 2014 am Markt und arbeiten mit einem tollen Entwicklerteam seither daran, das Produkt jeden Tag noch ein bisschen besser zu machen. Einer unserer größeren Kunden ist das Informationstechnikzentrum Bund (kurz: ITZBund). Dabei ist das Cloudogu EcoSystem Teil der Bundescloud, die aktuell im ITZBund aufgebaut ist, um skalierbare Dienste schnell, effizient, sicher und übergreifend zur Verfügung zu stellen. An unserem Produkt schätzt das ITZBund vor allem Vorteile wie schnelle und automatisierte Provisionierung, eine zentrale Konfiguration und die Privatsphäre von lokalen Instanzen. Aktuell hilft die Betriebsplattform dem ITZBund, zeitraubende Aufgaben zu automatisieren und durch die zentrale Darstellung von Qualitätskennzahlen Transparenz zu schaffen. Wir haben mit der Einführung und individuellen Anpassung des Produkts, welches dank Containerisierung schnell und modular erweiterbar ist, auch eine gute Basis für den ITZBund geschaffen, schnell auf neue Trends und Technologien zu reagieren.
Informatik Aktuell: Ihr Cloudogu EcoSystem hilft also dabei, die IT-Landschaft "DevOps-ready" auszurichten. Aber was kann darüber hinaus getan werden, um eine umfassende Qualitätssicherung und den kontinuierlichen Softwareauslieferungsprozess zu gewährleisten?
Thomas Grosser: Das EcoSystem schafft ein Umfeld für den Einsatz moderner Technologien und Vorgehensweisen. Aber den Willen, DevOps zu leben, müssen die Mitarbeiter selbst aufbringen. Unternehmen sollten also in ihre Mitarbeiter und deren Qualifikation investieren, um sie zu motivieren, alte Denkmuster aufzubrechen. Außerdem sollte die gesamte IT-Organisation an DevOps-Initiativen beteiligt werden. Das öffnet den Blick in Richtung Kunden und alle Beteiligten ziehen an einem Strang. Ich bin überzeugt, dass jedes Unternehmen diese Transformation durchlaufen kann – mit Mut, Engagement und dem richtigen Fingerspitzengefühl. Etablierte Tools und Plattformen sowie erfahrene Beratung geben dem Ganzen dann einen zusätzlichen Schub.
Informatik Aktuell: Herr Grosser, ganz herzlichen Dank für das Gespräch!
Über cloudogu
Die Cloudogu GmbH wurde als innovatives Spin-off des seit 2002 am Markt agierenden IT-Dienstleisters TRIOLOGY GmbH gegründet und vereint 17 Jahre Entwicklungserfahrung mit innovativen Lösungen. Cloudogu hilft Unternehmen beim Aufbau und Betrieb einer anbieterunabhängigen DevOps-Toolchain in einer On-Premise- bzw. hybriden Infrastruktur. Um Unternehmen den Weg in die DevOps-Welt auch prozessual und bzgl. des notwendigen Know-hows zu ebnen, bietet der Bereich Customer Services von Cloudogu individuelles Consulting bzw. Trainings zu verschiedenen DevOps-Themen an.
Bei weiteren Fragen unterstützt Sie gerne:
Christian Münzberg-Zaja
Cloudogu Sales
+49. 531. 61 80 88 80
hello@cloudogu.com
- Studie – DevOps 2.0 in Deutschland 2018: Primäre Marktbefragung von 200 IT-Entscheidern in Organisationen mit mehr als 100 Mitarbeitern, durchgeführt vom IDC im Oktober 2018