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[Sponsored Interview] 26. November 2019

Das volle Potenzial der Agilität

In unserer volatilen, komplexen, unsicheren und mehrdeutigen Welt benötigen wir iterative und inkrementelle Agile Verfahren. Dr. Dietmar Georg Wiedemann, Associate Partner der Proventa AG, steht als Agile Coach und Scrum Master für stetige Verbesserung des Geschäftsnutzens, als Motor für nötige Veränderungen und Anpassungen in der Organisation sowie für die Werte Commitment, Fokus und Mut. Informatik Aktuell sprach mit ihm über die furchtlose Reise in die digitale Transformation.

Informatik Aktuell: Das Thema Digitalisierung treibt aktuell viele Unternehmen. Wo stehen deutsche Unternehmen aktuell und welchen Herausforderungen müssen sie sich vor allem stellen?

Dietmar Wiedemann: Viele Studien zeigen, dass wir Deutschen hier noch einiges an Potenzial aufweisen. Herausforderungen müssen aus Sicht des Business, der IT und der Finanzen betrachtet werden. Für CEOs bedeutet die Digitalisierung, dass alles schneller gehen muss. Dies gilt insbesondere in Hinblick auf die Time to Market der eigenen Services und Produkte an der Außenkante des Unternehmens als die Durchlaufzeit der internen Projekte zur Optimierung der innerbetrieblichen Prozesse. CIOs müssen sich auf die Modernisierung der eigenen IT-Infrastruktur sowie auf die Entwicklung hochinnovativer IT-Services vorbereiten. Für den IT-Leiter bedeutet die Digitalisierung eine starke Erhöhung der fachlichen Anforderungen gekoppelt mit einer Verschärfung der Service Level Agreements. Zusätzlich steigert sich der Kostendruck und die Geschwindigkeit, mit der neue Technologien eingeführt werden müssen. Aus Sicht der CFOs bedeutet die Digitalisierung eine Effizienzsteigerungen durch innovative und schlanke Geschäftsprozesse.

Egal ob aus gesamtwirtschaftlicher, IT-technischer oder aus Kostensicht betrachtet, jedes Unternehmen sollte sich frühzeitig strategisch auf die Digitalisierung ausrichten und die eigene Digitale Transformation so einplanen, dass die Akzeptanz, die Wirtschaftlichkeit und die Einführung im Einklang mit der nachhaltigen Unternehmensentwicklung stehen. Ansonsten werden das Unternehmen und die Geschäftsführung von der Digitalisierung im wahrsten Sinn des Wortes "überrollt".

Informatik Aktuell: Welches sind die größten Hürden bei einer Digitalen Transformation?

Dietmar Wiedemann: In dieser kritischen Situation versuchen Unternehmen folgende klassische Ansätze mit mehr oder minder Erfolg: Strategie-Berater werden extern beauftragt und produzieren Strategiepapiere und Konzepte zur Digitalen Transformation, die oftmals teuer sind und wenig Umsetzungserfolg erhoffen lassen. Ein externer Berater kennt kaum die Kultur im Unternehmen und so gilt Peter Drucker: "Culture eats strategy for breakfast." [1] Andere Unternehmen legen mehr Augenmerk auf die IT, so dass das klassische IT-Consulting in die digitale Transformation einbezogen wird. Doch meist sind diese IT-zentrierten Konzepte und Lösungen wenig kundenfokussiert. Meist große Konzerne versuchen, die digitalen Geschäftsmodelle auszugründen, um die Start-up-Mentalität zu nutzen und erhoffen sich dadurch mehr Agilität. Dabei stellt sich oft heraus, dass die Neugründungen an der Schnittstelle zur alten Unternehmenswelt schnell ihre Schwierigkeiten haben, etwa wenn es um die Anbindung zu CRM- oder ERP-Systemen geht. Klassische Ansätze sind daher suboptimal, um das maximale Potential aus der Transformation zu realisieren und gleichwohl die Risiken und die Kosten zu senken.

Informatik Aktuell: Wie können IT-Verantwortliche dem denn am besten begegnen?

Dietmar Wiedemann: Erprobte Agile Blaupausen für Change-Prozesse beschleunigen eine Digitale Transformation enorm. Da die Blaupause die verschiedenen Phasen des digitalen Transformationsprozesses aufzeigt, kann die Transformation in ihre Einzelbausteine "zerlegt" und so besser analysiert werden. Dabei verstehen wir den Begriff "Blaupause" als eine Art Vorbild, wie sich unterschiedliche technische und fachliche Transformationen bewerkstelligen lassen. Sie werden im Sinne eines Agilen Mind-Sets von Tag 1 an einer ständigen Verbesserung unterzogen, um sich an ändernde Rahmenbedingungen anzupassen – eben agil.

Informatik Aktuell: Sie führen im Rahmen der IT-Tage den Abendworkshop "Auf einer furchtlosen Reise – ein interaktives Spiel über digitale Transformationen" durch. Worum geht es da? Und was bringt das den Teilnehmerinnen und Teilnehmern?

Dietmar Wiedemann: Die Teilnehmer begeben sich im Rahmen eines Kartenspiels auf eine Reise mit dem Ziel, die eigene Organisation zu einer digitalen Organisation zu entwickeln. Auf dem nicht immer geradlinigen Weg gilt es, verschiedene Hindernisse aus dem Weg zu räumen, die zuvor selbst in der Gruppe identifiziert wurden. Dabei vermittelt das Spiel Musterstrategien für Veränderungsprozesse aus dem Buch "Fearless Change: Patterns for Introducing New Ideas" [2] und gibt den Teilnehmern Mut, sich selbst der Herausforderung einer Digitalen Transformation zu stellen.

Informatik Aktuell: Warum nützen Agile Verfahren bei einer Digitalen Transformation?

Dietmar Wiedemann: Agile Verfahren sind iterativ und inkrementell. Das ist genau das, was wir in unserer volatilen, komplexen, unsicheren und mehrdeutigen Welt benötigen. Wenn wir uns Stück für Stück unserem Ziel in einem Digtalprojekt nähern und dabei in kurzen Zyklen, etwa zweiwöchentlichen Sprints, unsere Arbeitsweise und das Ergebnis offen und ehrlich reflektieren, kann das nur von Vorteil sein.

Informatik Aktuell: Agile Verfahren haben einen höheren Nutzen als klassische Verfahren. Welche sind das?

Dietmar Wiedemann: Agile Verfahren bieten beweisbar einen höheren Nutzen als klassische Verfahren – und zwar durch höheren Return on Investment basierend auf einer schnellen Lieferung und einer höheren Produktivität der Teams.

Informatik Aktuell: Und wie ist das belegt? Gibt es Studien dazu?

Dietmar Wiedemann: Unternehmen, die agile Methoden anwenden, sehen laut einer Studie der Deutschen Gesellschaft für Projektmanagement eine sehr hohe Leistungsfähigkeit agiler Frameworks wie Scrum und Kanban. Die Erfahrungen mit agilen Verfahren am Beispiel Scrum sind durchweg positiv. Verbessertes Teamwork, höhere Kundenorientierung sowie eine erhöhte Qualität stehen an erster Stelle auf der Notenskala. Derartige Studien machen deutlich: es ist durchaus erstrebenswert, agile Methoden im Unternehmen einzuführen.

Informatik Aktuell: Was haben erfolgreiche agile Organisationen gemeinsam? Ist das belegt?

Dietmar Wiedemann: Sie sind agil auf allen Ebenen. Nur so können die Potenziale agiler Vorgehensmodelle wie Scrum optimal ausgeschöpft werden. Agile Management-Methoden erfordern die Etablierung von selbstorganisierten, crossfunktionalen Teams, sie erfordern kontinuierliches Lernen sowie eine kollektive und dennoch schnelle Entscheidungsfindung. Eine gelebte Feedback- und Fehler-Kultur sind dabei ebenso essentiell, wie ein anderer Umgang mit Planung und eine größere Transparenz und eine gemeinschaftliche Herangehensweise an Problemstellungen. Dies fordert nicht nur das agile Manifest mit seinen 12 Agilen Prinzipien [3]. Dies zeigen auch Studien, wie der 13th Annual State of Agile Report [4].

Informatik Aktuell: Welche Erfahrungen machen Unternehmen bei der agilen Transformation?

Dietmar Wiedemann: Unternehmen folgen typischerweise einem von zwei Ansätzen. Die eine Fraktion folgt dem Prinzip Impose, also die Methode "auferlegen". Das Management beschließt zunächst mit einem kleineren IT-Projekt Scrum in einem Team einzuführen – sozusagen ein "Prototyp" um erste Erfahrungen zu sammeln. Den Teams wird ein Basistraining zu Agilität gegeben, erklärt, wie etwa Scrum funktioniert, welche Best Practices es gibt und was es mit agilen Werten und Prinzipien und dem Agilen Mindset auf sich hat. Ein gängiges Workshop-Format ist, dass am Ende des zweitägigen Trainings das Team unter dem Einsatz von Scrum eine Stadt aus Lego baut. Mitarbeiter mit dem besten fachlichen Know-how werden Produkt Owner. Organisations- und Kommunikationstalente im Team werden ScrumMaster. In einem gut geplanten Kick-off erarbeitet das Scrum-Team die Vision für das Projekt, erarbeitet ein initiales Backlog, bespricht Risiken und führt eine Stakeholder-Analyse durch. Die Entwicklung einer prägnanten Team-Charta rundet den Kick-off ab. Und am nächsten Tag geht's schon los: Das erste Planning und damit startet Sprint 1.

Informatik Aktuell: Gibt es weitere Möglichkeiten, eine agile Transformation durchzuführen?

Dietmar Wiedemann: Verbesserungen und strategische Entscheidungen hinsichtlich der Zusammenarbeit von Menschen im kleinen Kämmerlein auszutüfteln und der Organisation aufzuerlegen, kann funktionieren, dauert aber in der Regel aufgrund von Widerständen in der Belegschaft länger. Wenn man das volle Potenzial der Agilität ausschöpfen möchte, ist die Alternative ein selbstlernendes System im Unternehmen aufzubauen; dies wird mit dem Framework Open Space Agility realisiert [5]. Der Ansatz basiert auf dem Konzept der Einladung, also Invite. Ideen und Themen werden im Rahmen eines Open Spaces in die hierarchiefreie Diskussion gebracht, in Form eines Marktplatzes diskutiert und diese gemeinsam anhand vorgegebener Ziele priorisiert und dann innerhalb kürzester Zeit in kleinen Experimenten in zwei bis drei Monaten verprobt. Wichtig ist, dass alles auf echter Freiwilligkeit der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter basiert.

Informatik Aktuell: Welche Aufgaben hat ein Agiler Coach in diesem Umfeld?

Dietmar Wiedemann: Ein Agile Coach unterstützt Organisationen dabei, anpassungsfähig und selbstorganisierend zu werden. Er hilft, Agilität einzuführen, hochleistungsfähige Teams zu entwickeln sowie ein Agiles Mindset für Mitarbeiter und das Management zu etablieren. Das Ergebnis seiner Arbeit sind einerseits geänderte Prozesse in einer Organisation, und andererseits eine Organisation, die ihre Prozesse bei Bedarf selbständig ändert – eine lernende Organisation. Agiles Coaching ist eine moderne Form der Begleitung von Menschen, Teams und ganzen Unternehmen in Veränderungsprozessen bis hin zur Gestaltung sinnstiftender Arbeitswelten. Agiles Coaching basiert dabei auf der Kombination der Kernkompetenzen: Agilität anwenden und leben als Grundhaltung, professionellem Coaching, der Kunst von Facilitation, Teaching & Mentoring und der Navigation von Konflikten in agilen Teams.

Informatik Aktuell: Herr Wiedemann, vielen Dank für das Gespräch!

Im Interview

Dr. Dietmar G. Wiedemann

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