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Isabelle Rotter 07. März 2023

Yeah oder Oh-No – Die 6 Aspekte der Teamkommunikation

In Teams arbeiten kann wirklich schön sein, wenn die Kommunikation läuft. Und eins steht fest: Es scheitert nicht an der Möglichkeit verschiedener Tools. Durch Ticketsysteme, Slack/Teams/Stackfield mit ihren vielen Listen oder Funktionen wie #, @ und ::thump up:: wird Kommunizieren online wie offline effizient und schlank gestaltet. Allerdings gibt es Teams, die sich trotzdem in nichts einig sind, außer darin, dass es gerade nicht ideal läuft. Für den Grund der Probleme hat jeder seine eigene Theorie und manchmal sogar Lösungsversuche. Und genau da setzt dieser Artikel an. Wir schauen uns an, warum Teamkommunikation (nicht) gut läuft – unabhängig von den Tools, die wir nutzen. Nach einem allgemeinen Briefing werfen wir einen Blick in die Forschung und auf die 6 wichtigsten Faktoren, um Teamkommunikation zu beschreiben.

Wenn du in deinem aktuellen Team die Kommunikation verbessern willst, wo setzt du da an? Kommunikation ist schwer zu verbessern, weil wir oft nicht wissen, wo wir anfangen sollen und wo die Reise hingeht. Jeder hat ein anderes Ideal und prinzipiell steht die Kommunikation für die meisten Teammitglieder selten im Fokus. Es ist wichtig, erstmal einen common ground zu schaffen. Vielleicht hast du schonmal den wundervollen Satz von Peter Drucker gehört "What gets measured gets managed". Und genau da kannst du ansetzen. Sobald wir Kommunikation messbar machen, können wir als Einzelperson oder auch als Team etwas verbessern. Es bekommt eine Definition und kann gelöst werden. Aus dieser Definition leiten wir praktische Fragen zur Standortbestimmung und Tipps zur Verbesserung ab.

Du kannst diesen Artikel mit verschiedenen Brillen lesen. Heißt für dich Kommunikation verbessern "effizienter" zu arbeiten? Heißt es schnelleres, kürzeres, verständlicheres oder besseres Feedback? Es ist auch nichts falsch daran, mehr Wertschätzung spüren zu wollen. Kurzum: Nicht jedes Team hat überall Probleme, auch wenn man das gerne meinen mag. In der Wissenschaft wurden spätestens seit 1999 einige Problemzonen der Kommunikation in Projektteams untersucht. Dafür wurden sie gemessen, kategorisiert und wieder ausgespuckt. Neuere Forschung zeigt, dass die meisten Probleme eine gemeinsame Wurzel haben: Transparenz.

Groundwork

Gute Kommunikation ist ein Mindset aka Haltung, basierend auf Ehrlichkeit und Transparenz. Vor allem in kritischen Phasen in Projekten neigen wir/Kunden/Projektleiter dazu, vor einer offenen und ehrlichen Kommunikation zurückzuschrecken. Viele graue Haare werden dadurch produziert, dass Informationen vorenthalten werden oder Probleme nicht angesprochen werden. Die Lösung ist einfach: Offenheit zum Thema machen. Das geht im Kleinen durch Wortwahl: Statt "Ist das alles, was ich wissen muss?" zu "Gibt es noch etwas, dass Sie im Hinterkopf haben und noch nicht ansprechen wollten oder konnten?" oder im Großen durch das Thematisieren "Ich habe das Gefühl, dass wir um den heißen Brei reden. Wenn wir offen und ehrlich sind, was ist XY?". Haben wir Offenheit und Ehrlichkeit etabliert, können wir uns auf das eigentliche Projekt und die Kommunikationssituation konzentrieren.

Es ist prinzipiell ratsam, in einem bestehendem Team eines nach dem anderen umsetzen zu wollen. Pickt euch einen Punkt nach dem anderen heraus, um nicht auf massiven Widerstand zu stoßen, sondern die Akzeptanz und Wirksamkeit jedes einzelnen Schritts sichtbar zu machen. Es ist nicht so, dass Menschen absichtlich schlecht kommunizieren – falls doch, sind wir wieder bei Ehrlichkeit und Transparenz. Man vergisst eher, zu passender Zeit Dinge weiterzugeben oder hält etwas für nicht relevant. Je mehr Wertschätzung wir anderen Menschen entgegenbringen, desto leichter fällt es uns, sie zu überzeugen, den Wandel mitzumachen.

Zum Glück sind alle Schwierigkeiten unterschiedlich schlimm und manche gänzlich egal. In der Forschung haben sich 6 Aspekte als besonders relevant für Projektteams herausgestellt: Genauigkeit, Standards, Blockaden, Verständnis bzw. Erwartungen, Aktualität und Vollständigkeit. Im Folgenden werden die einzelnen Themen vorgestellt, Fragen zur Messung vorgeschlagen und Lösungsschritte nachgezeichnet.

Genauigkeit

Klare, präzise Aussagen, die keinen Raum zum Interpretieren lassen – Super Sache! Je genauer die Kunden ihre Wünsche formulieren, desto weniger technische Schulden entstehen, von denen niemand etwas geahnt hat (um nur ein Beispiel zu nennen). Sich klar auszudrücken will gelernt sein. Es ist aber auch hilfreich, vorrangig über das zu sprechen, was wichtig ist und unnötiges wegzulassen. Um herauszufinden, ob ein Problem mit der Genauigkeit der Kommunikation besteht, kann man sich folgende Fragen stellen:

  • Haben Meetings eine Agenda, die auch befolgt wird?
  • Sind alle schriftlichen Nachrichten (Satzzeichen, Rechtschreibung, aber auch Logik und Aufbau) verständlich?
  • Wird sichergestellt, dass alle alles richtig verstanden haben?
  • Werden Beispiele benutzt?
  • Hört man viele Füllwörter?

Das sind nur einige Beispielfragen für präzise Kommunikation. Frag dich selbst auf einer Skala von 1 (nie) bis 5 (immer), was die Antworten auf die Fragen in eurem Team wären? Meistens entstehen hier Schwierigkeiten, weil mehr Zeit benötigt wird. Gerade in der schriftlichen Kommunikation können Tippfehler und Kommasetzung einen Unterschied machen. Es hilft, wenn sich alle Beteiligten bewusst machen, dass die Kommunikation wichtig ist, dass gegebenenfalls Missverständnisse entstehen und dass einmal mehr nachfragen Vieles ersparen kann.

Eine der effektivsten Methoden, um Missverständnisse durch Ungenauigkeit in die Vergangenheit zu verbannen, kommt aus der gewaltfreien Kommunikation und heißt "Paraphrasieren". Mit den eigenen Worten wiederholt man, was man verstanden hat und lässt es von dem Gegenüber bestätigen. As simple as that. In einem Meeting kann man auch als Einzelperson einfach damit anfangen – als Vorbild vorangehen – und damit bewirken, dass solche Methoden zum Standard werden. Man muss nur dran bleiben. Das nächste Mal, wenn etwas Wichtiges gesagt wird, frag einfach: "*Wiederholung in eigenen Worten* – habe ich das richtig verstanden?"

Protokolle sind ein schönes Real-Life-Beispiel davon. Ein Zuhörer schreibt auf, was er oder sie verstanden hat und schon können alle nochmal schauen, ob es auch wirklich angekommen ist. Nutze dafür gerne alle Mittel, die dir zur Verfügung stehen – von Zeichnungen über Notizen bis hin zu Beispielen. Je praktischer wir etwas kommunizieren, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit, dass andere es auch verstehen. Je nachdem, an welcher Stelle bei euch die Genauigkeits-Probleme auftreten, helfen natürlich vielleicht auch andere Methoden:

  • Rechtschreibprüfung für E-Mails
  • Ergebnisprotokolle (damit es dann auch in Erinnerung bleibt)
  • Paraphrasieren mit Worten, Bildern oder anderen Stilmitteln
  • Beispiele verwenden
  • Füllwörter vermeiden (aus "Irgendwann" wird "nächste Woche")
  • "Erst denken dann reden" zum Standard machen

Standards

Im Projekt wiederholt sich auf die Dauer viel kommunikatives Geschehen. Es wird immer wieder auf Bugs aufmerksam gemacht, im Daily gibt es oft eine sehr ähnliche Agenda und Code wird auf die immer gleiche Art und Weise gereviewt. Dafür gibt es in vielen Teams bestimmte Standards, die sicherstellen, dass alle Informationen dahin fließen, wo sie benötigt werden. Um herauszufinden, ob die Standards, die ein Team jetzt gerade nutzt, auch hilfreich sind, eignen sich unter anderem folgende Fragen:

  • Wisst ihr, wer die Empfänger eurer Informationen/Berichte/Dokumente sind?
  • Kennt ihr eure Bedürfnisse hinsichtlich des Umfangs, der Form und der Häufigkeit der Kommunikation?
  • Sind Kommunikationsroutinen für alle Stakeholder(-Gruppen) gleich?
  • Kennt jeder alle Prozesse?
  • Gibt es regelmäßig oder gab es jemals Feedback zu den Standards?

Vor allem in großen Konzernen passiert es, dass Standards einfach vorgegeben sind. Der Vertrieb nutzt Teams, also nutzen alle Teams im Unternehmen die Microsoft-Lösung. Ein einheitliches System kann viele Vorteile haben, vor allem, wenn es um die Kommunikation zwischen Abteilungen geht. Allerdings sind die wenigsten Systeme auf alle Anwendungsbereiche gleich gut angepasst. Das ist zum Teil von den Lösungen abhängig, aber noch viel häufiger von den Menschen, für die bestimmte Dinge funktionieren oder auch nicht. Menschen bringen unterschiedliche Arbeitsweisen mit und ein Tool muss sich hier integrieren lassen. Wir nutzen in der Firma beispielsweise die Open-Source-Software Rocketchat, um schnell im Chatformat Dinge zu klären. Ilona aus der Verwaltung nutzt allerdings seit 30 Jahren nur E-Mails und hat eine beeindruckende In-Arbeit-/Ablegen-oder-Themen-Struktur aufgebaut. Wenn ich ihr eine Information über Rocketchat schicke, kann sie diese nicht in den passenden E-Mailorder einsortieren. Das erzeugt für Ilona Stress, der nicht notwendig ist, weil ich einfach das Medium "E-Mail" zu unserem Standard machen kann. Muss man sich jetzt allerdings für jede Kollegin überlegen, was der Standard ist, leidet die Effizienz. Vielleicht macht es hier Sinn, nach Abteilungen zu kategorisieren. Bei uns schicken wir einfach alle Dinge an die Verwaltung per Mail.

Hier wird ganz klar deutlich, was der Unterschied zwischen Standards und Einheitsbrei ist. Es geht in diesem Punkt um sinnvolle Strukturen, die für alle Beteiligten funktionieren. Sie stellen meistens einen Kompromiss aus persönlichen Vorlieben, praktikablen Tools und Ressourcen dar. Wenn ihr an diesem Punkt noch Nachholbedarf habt, dann könnte euch eventuell weiterhelfen:

  • Alle Beteiligten zu fragen, ob sie Standards kennen, diese funktionieren oder sie andere Wünsche haben.
  • Alle Berechtigungen für Protokolle & Co. durchzuschauen, ob ihr alle Kolleginnen mitbedacht habt.
  • Ein Meeting einmal ohne Vorlage zu protokollieren und zu schauen, welche Information hier drinstecken, die euch sonst fehlen bzw. nicht drin sind, die sonst zu viel sind.
  • Im Team nachzufragen, ob jemand ein Tool kennt, dass eure Prozesse vielleicht besser darstellen kann oder eine Zusatz-Funktion hat, die euch weiterhilft.

Blockaden

Letztens habe ich bei einem Besuch in der Firma auf dem Flur folgende Unterhaltung gehört:

 Kollege 1: Wie, du hast noch keine Rückmeldung gegeben?
 Kollege 2: Ich habe immer noch nicht so richtig verstanden, wozu.
 Kollege 1: Na, das steht doch alles im Protokoll.
 Kollege 2: Ich weiß überhaupt nicht, wovon du sprichst.
 Kollege 1: Das Protokoll im Wiki, das du anschauen und freigeben sollst. Heißt sogar so – "Protokoll Projekt".
 Kollege 2 (sucht im Wiki): Ich find es wirklich nicht.
 Kollege 1 (kleinlaut): Achso, du bist gar nicht für die Seite freigegeben.

Blockaden in der Kommunikation können alles mögliche sein. Von Berechtigungen über Sprachverständnis bis hin zu Beziehungen untereinander. Gerade logistische Lösungen sind häufig kurzfristig überwindbar, während kollegiale Missverständnisse manchmal der Klärung von außen bedürfen.

  • Stellt ihr sicher, dass alle involvierten Akteure Zugang zu den entsprechenden Tools und Projektinformationen haben?
  • Ist es erlaubt, nach Erläuterung zu fragen?
  • Gibt es oft klare Antworten auf Fragen?
  • Können alle gleich gut miteinander Anliegen lösen?
  • Hast du das Gefühl, jeder spricht die gleiche Sprache?

Wenn jemand nur die Projektsprache wie Deutsch, Englisch, Französisch nicht versteht, gibt es Übersetzungsmöglichkeiten wie DeepL in der schriftlichen Kommunikation. Allerdings muss man durch das Paraphrasieren alles drei Mal absichern, damit in der Übersetzung nichts verloren geht. Und die meisten wollen es nicht hören, aber auch Definitions- oder Gender-Probleme können hier hineinzählen. Möchte man alle DevOps-Engineers in einem Meeting haben, fühlt sich der Hardcore-Admin nicht angesprochen, die Backendentwicklerin vielleicht aber auch nicht, man zählt sie selbst aber dazu.

Barrieren fallen manchmal nicht auf, weil eine Beteiligte im Zweifel gar nicht weiß, dass sie zu bestimmten Informationen keinen Zugang hat. Für die Sicherheit gilt: Lieber einer zu wenig, als einer zu viel. In der Kommunikation ist es genau anders rum. Der Arbeitsfluss wird enorm gestört, wenn jedes Mal um Berechtigung gebeten werden muss. Das ist frustrierend. Falls es hier Probleme gibt: Könnt ihr das eventuell anders lösen? Das Dokument in einen anderen Aufgabenbereich schieben oder die Berechtigungsfreigabe anders gestalten?

  • Bei Meilensteinen wie Reviews alle Berechtigungen auf Vollständigkeit der Personen checken.
  • Wann immer ihr auf Hindernisse stoßt, geht dem auf den Grund und tut es nicht als einmalige Sache ab.
  • Versucht, inklusive Sprache zu nutzen, wie "das Admin-Team" (statt "Admins"), namentlich erwähnen (statt "Entwickler") oder fragt die Kolleginnen einfach, wie sie sich angesprochen fühlen.

Verständnis bzw. Erwartungen

So wie es technische Schulden gibt, gibt es auch kommunikative Schulden. Ist es die Aufgabe vom Projektleiter, den Kunden nach einem Feature zu fragen oder die Aufgabe von einem Kunden, das Feature anzusprechen? Eine Philosophie-Frage, denn beides ist denkbar, solange es sinnvoll kommuniziert wird. Eine Freundin hat mir letztens berichtet, wie bei ihnen ebenfalls das Motto gilt: Alles geht, solange wir darüber reden. Als ein Kollege dann eine Anfrage für eine  Sabbatical gestellt hat, wurde ein Vorstandsmitglied allerdings sehr unfreundlich und hat sich über Dreistigkeit aufgeregt, weil es zurzeit unmöglich ist, Erzieher für ein Jahr nachzubesetzen. In diesem Fall hatte nicht die ganze Firma das gleiche Verständnis von "alles".

Könnt ihr solche Fragen beantworten?

  • In welchem Bereich gibt es eine Informations-Bring-Pflicht oder eine Einhol-Pflicht?
  • Welche Themen dürfen nicht offen angesprochen werden und warum?
  • In welchem Format erwarten die verschiedenen Stakeholder Informationen?
  • Ist jede Kommunikation zielgeleitet? Redet ihr auch über Privates und findet ihr alle die Kommunikation und den Umfang auf der Arbeit angemessen?

Erwartungen abzufragen ist schwierig, weil die meisten sich selbst nicht klar darüber sind. Eine fehlende Klärung wird auch gerne als Sündenbock herangezogen, wenn etwas schiefgeht. Ein klärendes Gespräch im Team hilft enorm. Sprecht euch ab: Wer erwartet welche Informationsdichte und wie sollte präsentiert werden? Manchmal hilft es auch, solche Antworten schriftlich zu konkretisieren.

Als gutes Beispiel dafür gehen solche Projekte voran, die in ihrer Beschreibung auch einen "Culture-Part" haben. Der Culture-Part beschreibt den Umgang mit Feedback, wie Nachfragen gestellt und beantwortet werden oder wie welche Teammitglieder angeschrieben werden wollen, damit sie am schnellsten antworten. Im Ablauf hingegen kann ganz konkret festgelegt werden, wie Punkte fürs Daily eingereicht werden sollten, wie Entscheidungen getroffen werden sollten oder welche Informationen im Ticketsystem hinterlegt sein müssen.

Aktualität

Das alles hilft allerdings nur, wenn frühzeitig kommuniziert wird. Fünf Minuten vor dem Meeting vom Meeting zu erfahren, zählt dabei für die meisten Teams nicht als "früh genug". Zur Pünktlichkeit von Informationen zählt auch nicht nur das Wann der ersten Information, sondern auch weitere Planänderungen. Allseits beliebt ist auch das Teilen von veralteter Dokumentation. Wie steht es bei euch um folgende Fragen:

  • Ist es euch allen etwa gleich wichtig, Informationen zeitnah weiterzuleiten?
  • Achtet ihr darauf, dass nur aktuelle Informationen versendet werden?
  • Prüft ihr, ob der Empfänger die von euch gesendete Nachricht erhält und bestätigt?
  • Stellt ihr sicher, dass die Informationen, die den Beteiligten zur Verfügung stehen (z. B. auf Webseiten, Intranet, Wiki), aktuell sind?

Schlimmer als keine Information zu haben, ist, eine falsche Information zu glauben. Wenn man glaubt, es zu wissen, sucht man auch nicht nach der richtigen Information. Deshalb ist starre Dokumentation tatsächlich ein großes Problem. Die Praxis überholt den Text schnell. Wenn ihr also Dinge aufgeschrieben habt, macht euch am besten im sinnvollen Abstand einen Reminder in den Kalender, um zu überprüfen, ob sie noch aktuell ist.

Schlimmer als keine Information zu haben, ist, eine falsche Information zu glauben.

Nichts ist langweiliger, als einem Meeting zuzuhören, das voller Infos ist, die man schon hat, die einen nichts angehen oder die in einer E-Mail hätten stehen können. All das lässt sich vermeiden, wenn man weiß, auf welchem Stand das Gegenüber ist. Vielleicht bietet sich bei euch zu Anfang eines Meetings an, nach der gerade zu bearbeitenden Version zu fragen. Oder seid ihr ein Team mit gemeinsamen Meetingminutes, die jeder nochmal lesen kann vor dem nächsten Meeting? Ihr müsst euch nicht alles merken, aber zu wissen, wo man Aktuelles nachlesen kann, ist die halbe Miete. Und wenn es so einen Ort nicht gibt, wird es höchste Zeit einen anzuschaffen.

  • Kalendereintrag zur Kontrolle starrer Doku.
  • Das letzte Protokoll vor dem nächsten Meeting lesen.
  • Die Doku selbst anschauen und überprüfen, bevor man sie weiterleitet.
  • Infos direkt bei Erhalt kommunizieren und nicht auf später verschieben.

Vollständigkeit

Der letzte Punkt in der Liste wichtiger kommunikativer Punkte für heute ist die Vollständigkeit. Ähnlich wie die fehlende Berechtigung und daraus resultierende Unwissenheit verhält es sich auch mit der Vollständigkeit. Sind Informationen aus Gründen wie Datenschutz, Betriebsgeheimnis oder Verschwiegenheitspflicht unbekannt, lässt sich da meistens nicht viel ändern. Sind es Vergessen, Unmut oder Faulheit – dann schon!

  • Wie viel Prozent der Informationen, die ihr kommuniziert, sind irrelevant/relevant?
  • Warum sind Informationen unvollständig?
  • Konnten alle Beteiligten ihre Meinung äußern?
  • Werden Informationen oft überlesen?
  • An welcher Stelle gehen Informationen verloren?

Frühere Forschung befasst sich in den allermeisten Fällen mit der Vollständigkeit von Informationen. Diese ist immer noch für viele Unternehmen relevant, da es manchmal zu Problemen durch "Kaffeeküchengespräche" kommt. In der Schnelle bei der Kaffeemaschine wird aber nur das Wichtigste übermittelt. Im späteren Verlauf werden dann vielleicht weitere Informationen relevant, die aber nicht weitergegeben wurden. Da das Thema des "Aufklärens" dann aber schon erledigt ist, werden fehlende Infos manchmal nicht nachgereicht. Hier kann auch Scham über das Vergessen weiterer Punkte eine Rolle spielen.

In neuerer Forschung kommt auch die Meinungsvollständigkeit hinzu. Wir wissen mittlerweile, dass Entscheidungen von einem Team besser getragen werden, wenn alle ihre Meinung mitteilen konnten. Wir fühlen uns gehört, als Teil des Teams und aufgrund der gesammelten Meinungen wird eine Entscheidung getroffen. Selbst wenn sie gegen die eigene ist, ist die Akzeptanz in der Regel größer. Sprechen wir also über vollständige Informationen, sollten wir die Gesamtheit der Meinungen mitdenken.

Es ist ein Balanceakt zwischen Relevanz und Vollständigkeit.

Es wäre schade, wenn ihr aus diesem Artikel nur mitnehmt: Alles aufschreiben und jeden in cc mit Rechtschreibprüfung und neutralen Substantiven. Das führt nämlich zu einer Informationsflut, für die es schon eine Vollzeitposition braucht, um überschaubar zu werden. Informationsvollständigkeit heißt nicht automatisch Überfluss. Viel mehr heißt es, die genau richtigen Infos an die richtigen Stellen weiterzugeben. Ja, das ist nicht einfach. Es ist ein Balanceakt zwischen Relevanz und Vollständigkeit. Das ist eine Gratwanderung, die nicht immer gelingt und mit dem Punkt der Erwartungen stark verwoben ist. Es bedeutet auch viel Kommunizieren, Nachfragen, Feedback einholen und es gut meinen. Die meisten Menschen verzeihen wirklich viel, wenn man es gut meint und eine Begründung für sein Verhalten hat.

  • Schafft einen Prozess, bei dem vor Entscheidungen jeder nach seiner Meinung gefragt wird.
  • Fragt bei Diskussionen vor einer Entscheidung, ob alle Informationen in der Runde genannt wurden.
  • Fragt euch, welche Information noch relevant sein könnte und ob diese verfügbar ist.
  • Versetzt euch in die andere Person: Hättet ihr die Info gerne oder eher nicht?
  • Bevor ihr etwas weiterleitet, überlegt, ob es für alle im cc  einen Mehrwehrt hat oder überflüssig ist.

Von jetzt an...

Wenn du es bis hierher geschafft hast, gibt es vielleicht schon die eine oder andere Idee, was bei euch im Team besser laufen könnte. Zum Glück besteht ein Team aus mehreren Augen und Ohren. Die Fragen könnt ihr gemeinsam angehen und damit eure eigenen blinden Flecken abdecken. Das hier sind alles nur Beispiele, die euch einen Ansatz liefern können und Diskussionsgrundlagen stellen. Wenn ihr weitere Punkte oder Fragen habt, scheut euch nicht, auch die anzusprechen. Das Ganze hat den schönen Namen "Meta-Kommunikation", weil ihr aus der Metaperspektive über die Kommunikation sprecht. Wenn es euch wirklich ernst ist, könnt ihr sogar über ein "Meta-Meeting" nachdenken, um dieses Thema anzugehen. Manchmal ist sogar ein externer Blick von einem Berater oder einer Supervisorin hilfreich, um aus festgefahrenen Situationen wieder herauszukommen.

Wo auch immer ihr momentan steht und wo die Reise hingeht – ganz viel Glück dabei. Wenn es noch Fragen, Interesse an den originalen Fachartikeln oder Feedback gibt, freue ich mich immer über ein Vernetzen.

Autorin

Isabelle Rotter

Isabelle Rotter hat schon während des Studiums bei der FLAVIA IT angefangen, wo sie mittlerweile das Recruiting-Team im Homeoffice leitet.
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