Dialogkultur: Neues aus dem Thinktank
Wie wir mit kollektiver Intelligenz und konstruktivem Dialog komplexe Probleme ganz leicht lösen können

In Zeiten von Fake News, Deep Fakes und einer zunehmend algorithmisch gesteuerten Wahrnehmung der Realität stehen Unternehmen vor einer Herausforderung: Wie bewahrt man eine nachhaltige und resiliente Dialogkultur? Zusätzlich drängt die Fokussierung auf die Fähigkeiten von "Andersartiger Intelligenz" (AI) die Fertigkeiten und Talente von Mitarbeitenden in Unternehmen immer weiter in den Hintergrund. Søren Kierkegaard sagt: "Das Vergleichen ist das Ende des Glücks und der Anfang der Unzufriedenheit." [1] Das drückt genau dieses Dilemma aus. Der Schlüssel zum Erfolg eines Unternehmens liegt nicht im Wettbewerb zwischen Mensch und Maschine (selbstlernendem Algorithmus), sondern im Zusammenspiel von menschlicher Intelligenz, Kreativität, Vertrauen und dem gezielten und bewussten Einsatz von Technologien wie AI.
Besonders Führungskräfte auf Entscheidungsebene sehen sich mit folgender Frage konfrontiert: Wie kann man eine Kooperationskultur schaffen, die kollektive Intelligenz fördert, um die Dynamik technologischer, politischer und wirtschaftlicher Faktoren zu meistern?
In Anlehnung an die Überlegungen und Erkenntnisse von Yuval Noah Harari verwende ich den Begriff der "Andersartigen Intelligenz", da der Begriff "Künstliche Intelligenz" einen verzerrenden und irreführenden Vergleich mit menschlicher bzw. organischer Intelligenz hervorruft [2].
Der nachfolgend beschriebene Thinktank, ein strukturiertes Forum für den konstruktiven Austausch, bietet eine zukunftsweisende Antwort darauf. Thinktanks, die auf Prinzipien der Kybernetik aufbauen und durch wissenschaftliche Erkenntnisse sowie praktische Erfahrungen ergänzt werden, können Organisationen dabei helfen, ihre strategischen Herausforderungen und operativen Probleme wirksam zu bewältigen.
Dieser Artikel beleuchtet, wie Unternehmen Thinktanks erfolgreich durchführen können, welche Prinzipien ihnen zugrunde liegen und welchen Mehrwert sie generieren. Außerdem wird skizziert, welche weiteren Elemente der (Management-)Kybernetik mit dem Thinktank kombiniert werden können. Aber dazu später mehr.
Was ist ein Thinktank und warum ist er relevant?
Thinktanks, auch als Denkfabriken bekannt, sind meist Organisationen, die sich auf die Erforschung und Analyse politischer, sozialer und wirtschaftlicher Themen spezialisiert haben. Diese Unternehmen oder Institute spielen eine wichtige Rolle in der Entwicklung von Ideen und Strategien, die beispielsweise darauf abzielen, die öffentliche Politik zu beeinflussen und zu informieren.
Ein Thinktank kann allerdings, wie in diesem Artikel beschrieben, auch als Kooperationsformat verstanden werden, das mehr als nur ein Treffen von Expert:innen ist oder ein Brainstorming unterstützt. Damit wird er zu einer methodisch strukturierten Plattform, die Mitarbeitende unterschiedlicher Organisationsbereiche und Fachdisziplinen eines Unternehmens interdisziplinär zusammenbringt. So können sie gemeinsam komplexe Aufgaben- und Problemstellungen analysieren und innovative Strategien und Lösungen entwickeln. Zentral ist dabei die Nutzung der kollektiven Intelligenz – also der Bündelung von Wissen, Erfahrungen und Perspektiven der Teilnehmenden.
Thinktanks als Kooperationsformat sind in der heutigen Zeit aus folgenden Gründen relevant:
- Zunehmende Komplexität: Unternehmen agieren in hochdynamischen Märkten, die von Digitalisierung, Globalisierung und disruptiven Technologien geprägt sind.
- Kulturelle Spannungen: Polarisierung, algorithmische Verzerrungen und der "Benchmark"-Vergleich zwischen Menschen und AI belasten den Dialog.
- Vertrauensverlust: Miss- und Desinformation haben das Vertrauen in interne und externe Kommunikation negativ verändert oder sorgen für Verunsicherung.
Ein Thinktank adressiert diese Herausforderungen, indem er eine konstruktive Dialogkultur schafft und darüber eine leistungs- und anpassungsfähigere Kooperationskultur stärkt, die auf gegenseitigem Verständnis aufbaut.
Prinzipien für die Durchführung eines Thinktanks
Einen Thinktank durchzuführen, erfordert eine klare strategische Ausrichtung sowie organisatorische Weitsicht. Drei Kernprinzipien sind dabei entscheidend:
- Offenheit: Teilnehmende sollen dazu ermutigt werden, ihre Kenntnisse, Einschätzungen und Ideen frei zu äußern – ohne Furcht vor Kritik, Sanktionen oder Reputationsverlust.
- Feedbackkultur: Ein systematischer Austausch von Rückmeldungen unter den Teilnehmenden sorgt für eine kontinuierliche und multilaterale Bereicherung und Vernetzung aller eingebrachten Perspektiven.
- Psychologische Sicherheit: Im geschützten Raum, der durch konsequente Moderation des Dialogs entsteht, wird gewährleistet, dass Teilnehmende experimentieren, Risiken eingehen, innovative Ansätze oder unkonventionelle Überlegungen austauschen und entwickeln können.
Kybernetische Prinzipien anwenden
Die Kybernetik – die Wissenschaft der Steuerung und Regelung von Systemen – bietet eine fundierte Grundlage für die Organisation von Thinktanks. Durch iterative Prozesse wie Feedback-Schleifen können Fragestellungen dynamisch analysiert, Lösungen entwickelt und Umsetzungsszenarien entworfen werden. Konzepte der Kybernetik ermöglichen es, Gruppen von bis zu 42 Teilnehmenden gleichzeitig und strukturiert in einen konstruktiven Dialog miteinander zu bringen und fokussiert kooperieren zu lassen.
AI als unterstützendes Werkzeug nutzen
"Andersartige Intelligenz" kann die Analyse von Daten und das Generieren von Insights unterstützen, ohne jedoch den menschlichen Dialog zu ersetzen. Die Kombination organischer und Andersartiger Intelligenz maximiert den Erkenntnisgewinn. Die Deutungshoheit aller Inhalte und Ergebnisse des Thinktanks verbleibt dabei uneingeschränkt bei den Teilnehmenden.
Schritt-für-Schritt-Anleitung zur Durchführung eines Thinktanks
Schritt 1: Zielsetzung und Problemdefinition
- Definieren Sie im Vorfeld klare Ziele für jeden Thinktank.
- Welche Probleme gilt es zu lösen?
- Worin besteht die Handlungsnotwendigkeit?
- Welche Motivation wird durch den Thinktank verfolgt?
- Was soll mit den erarbeiteten Ergebnissen geschehen? - Kommunizieren Sie diese Ziele, Motive und das Vorgehen transparent an alle Beteiligten.
Schritt 2: Interdisziplinäre Teams zusammenstellen
- Integrieren Sie Mitarbeitende aus unterschiedlichen Abteilungen und mit vielfältigen Perspektiven. Stellen Sie sicher, dass Kompetenz das Schlüsselkriterium für die Teilnahme an einem Thinktank ist und nicht Position, Einfluss oder Status innerhalb der Organisationshierarchie.
- Fördern Sie eine interdisziplinäre Zusammenstellung der Fachdisziplinen der Organisation und Diversität unter den Teilnehmenden, um kreative und umfassende Lösungen zu unterstützen.
Schritt 3: Struktur und Moderation sicherstellen
- Legen Sie eine klare Agenda und einen methodischen Prozess fest.
- Nutzen Sie eine professionelle Moderation, auch als Facilitator:in bezeichnet, um den Dialog zu lenken, introvertierten Talenten den nötigen Raum zu verschaffen und eventuelle Konflikte produktiv zu lösen. (Die Facilitator:innen sind idealerweise mit den grundlegenden kybernetischen Modellen vertraut.)
- Planen Sie einen ausreichenden Zeitraum für die Durchführung ein.
Schritt 4: Technologie gezielt einsetzen
- Verwenden Sie gezielt und bewusst AI-Tools zur Analyse von Daten, Zusammenfassung von Dialogen, Simulation von Szenarien oder Visualisierung von Ergebnissen.
- Achten Sie darauf, dass Technologie den menschlichen Diskurs unterstützt, nicht ersetzt oder dominiert.
Schritt 5: Ergebnisse evaluieren und umsetzen
- Dokumentieren Sie die Ergebnisse des Thinktanks, veröffentlichen Sie sie auf breiter Basis in Ihrer Organisation und stellen Sie ihre Umsetzung sicher.
- Implementieren Sie ausgewählte Lösungen kontinuierlich und inkrementell und messen Sie ihre Wirkung anhand definierter OKRs und KPIs als Input für eine Wiederholung des Thinktanks oder einen weiteren Thinktank für eine tiefergehende oder resultierende Fragestellung.
Wirkungsbeispiele: Thinktanks in Aktion
Unternehmen wie Google, Siemens und sogar verschiedene Stadtverwaltungen haben Thinktanks bereits erfolgreich implementiert bzw. durchgeführt. Anhand dieser Beispiele kann Folgendes belegt werden:
- Thinktanks identifizieren zielgerichtet Innovationsprojekte und Lösungskonzepte und können deren Umsetzung beschleunigen.
- Sie stärken die Mitarbeitendenbindung durch das aktive Einbeziehen der Teilnehmenden in kreative Entwicklungs- und grundlegend strategische Entscheidungsprozesse.
- Sie fördern eine Kultur des Vertrauens und des Dialogs, die langfristig die Existenz des Unternehmens und seinen ökonomischen Erfolg sichert.
- Sie fördern das Vertrauen von Teilnehmenden und Mitarbeitenden der gesamten Organisation in ihre eigenen Fähigkeiten, Fertigkeiten und Talente.
- Sie beschleunigen Entscheidungsprozesse und erhöhen den Wirkungsgrad identifizierter Lösungen sogar in Krisensituationen.
Unbegrenztes Themenportfolio
Für die Durchführung eines Thinktanks bestehen prinzipiell keine thematischen Grenzen. Da das zugrunde liegende Konzept mit kybernetischen Grundlagen die Möglichkeit bietet, eine Vielzahl von Personen miteinander zu vernetzen, um kollektiv an Lösungen zu arbeiten, sind besonders komplexe Fragestellungen von Interesse. Die folgende Auswahl an Themen, für die Thinktanks bereits erfolgreich eingesetzt wurden, dient daher lediglich als Anregung.
- Innovative Nutzung von AI-Technologien gemäß den Vorgaben u. a. des EU AI Acts und der DSGVO
- Strategische Neuausrichtung eines Gesamtunternehmens
- Vorgehen in der Post-Merger-Integration zweier Konzerne
- Bewältigung von Unternehmenskrisen in der Automobilindustrie
- Haushaltskonsolidierungen im öffentlichen Bereich
- Neuausrichtung einer Unternehmensstrategie
- Entwicklung eines Vorgehensmodells für eine IT-Transformation zur Nutzung von Cloud-Technologien
Dialog statt Disruption
Eine konstruktive Dialogkultur ist nicht nur eine Frage der methodischen Vorgehensweise oder der Nutzung technologischer Innovationen, sondern sie ist vor allem eine Frage der Haltung. Unternehmen, die auf Thinktanks als Kooperationsformat setzen, schaffen ein Umfeld, in dem Mitarbeitende ihre kollektive Intelligenz entfalten und weiterentwickeln können. In einer Zeit, in der sich die Wirtschafts- und Arbeitswelt rasant verändern, ist das ein entscheidender Wettbewerbsvorteil. Dieser Dialog kann noch wirksamer werden, wenn er in das folgende ganzheitliche Vorgehensmodell eingebettet ist.
Beyond Thinktank
Die hier beschriebene Anwendung eines Thinktanks ist für sich gesehen bereits ein sehr wirksames Werkzeug und benötigt lediglich die drei beschriebenen "Zutaten": eine klare und relevante Fragestellung, eine Auswahl interdisziplinärer Teilnehmender und eine professionelle Unterstützung durch Moderation. Als ergänzende oder erweiternde Komponenten bietet es sich an, zwei weitere Elemente der (Management-)Kybernetik einzusetzen.
Das erste fokussiert sich darauf, die Ursachen und Faktoren zu erkennen, aus denen relevante Fragestellungen hervorgehen. Damit ist gemeint, dass eine Fragestellung, die beispielsweise die Geschäftsführung aufgeworfen hat, nicht zwingend für das Unternehmen relevant sein muss. Eine subjektive Einschätzung kann, muss aber keine Relevanz besitzen. Die Fragestellung der Geschäftsführung könnte lediglich ein Symptom adressieren, dessen Ursachen gleichzeitig unerkannt bleiben. Verortet unsere fiktive Geschäftsführung z. B. ein zentrales Problem in der Leistungsfähigkeit der Vertriebsgesellschaft, kann das relevant sein, muss es aber nicht. Die als mangelhaft bewertete Leistungsfähigkeit kann lediglich ein Symptom sein, dessen Behandlung unwirksam bleibt, wenn Ursache und Wirkung nicht unterschieden werden.
Soll möglichst objektiv identifiziert werden, welchen Fragestellungen eine Relevanz für das Fortbestehen eines Unternehmens innewohnt, ist es notwendig, das Umfeld und die Umwelt zu betrachten, in die das Unternehmen eingebettet ist und mit denen es in Interaktion steht. Kein Unternehmen operiert im Vakuum oder auf einer autonomen Insel der Glückseligkeit. Es agiert immer im Wechselspiel und in Abhängigkeit und Rückkopplungen mit seiner Umwelt. Um zu identifizieren, welche Fragestellungen, Herausforderungen, Veränderungen, Verwerfungen, Einflüsse etc. auf das Unternehmen als Ganzes einwirken und einwirken werden, ist es nötig zu verstehen, in welchem Interaktionsverhältnis es sich befindet.
Der Biochemiker und Systemforscher Prof. Dr. Dr. h. c. Frederic Vester hat die Sensitivitätsanalyse und das Sensitivitätsmodell entwickelt [3]. Sie öffnen einen leicht verständlichen und praxisorientierten Weg, um die Dynamik einer Systemumwelt (Umfeld und Umwelt), mit der das Unternehmen interagiert, zu beschreiben, zu untersuchen und zu verstehen. Hierbei wird im Vorfeld eines Thinktanks identifiziert, welche Einflussfaktoren und Wechselwirkungen relevante Fragestellungen verursachen. Durch die Analyse von Szenarien wird ermittelt, wie Veränderungen bestimmter Variablen (z. B. Marktbedingungen, technologische Entwicklungen) die Leistung, Anpassungsfähigkeit und Stabilität des Unternehmens beeinflussen können. Diese Erkenntnisse dienen als Grundlage für die Identifikation von Problemstellungen, die im Thinktank bearbeitet werden sollen.
Umwelt verändert sich permanent und die Einflüsse von gestern müssen nicht mit denen von morgen vergleichbar sein.
Es ist einleuchtend, dass die Ergebnisse der Sensitivitätsanalyse und deren Übersetzung in Lösungsszenarien im Rahmen des Thinktanks im nächsten Schritt einer Umsetzung zugeführt werden sollten. Vorher ist die folgende Fragestellung besonders erfolgskritisch für die Wirksamkeit der Umsetzung. Sind unsere Organisationsstruktur, unser Kooperationsmodell und unsere Kommunikationsformen in der Lage, den identifizierten Einflüssen zu entsprechen und die erarbeiteten Lösungen und Veränderungen umzusetzen?
So wie die Umwelt sich permanent verändert und die Einflüsse von gestern mit denen von morgen nicht vergleichbar sein müssen, so muss die eigene Organisation in der Lage sein, die eigene Vorgehensweise sowie Fähigkeiten und Fertigkeiten anzupassen, um handlungsfähig zu bleiben. Für diesen Schritt eignet sich insbesondere das zweite Element der Kybernetik, das Viable System Model (VSM) von Stafford Beer [4]. Damit kann das Organisations- und Steuerungsmodell des Unternehmens angepasst oder justiert werden.
Gemäß Ashbys Law muss die Komplexität der Organisation – kurz gesagt die Gesamtheit der Fähigkeiten und Handlungsoptionen des Unternehmens – mit der Komplexität ihrer Umwelt – der Dynamik der Veränderungen pro Zeiteinheit – übereinstimmen, um wirksam agieren zu können [5]. Das VSM hilft dabei, die Struktur der Organisation so zu gestalten, dass sie flexibel genug ist und die nötigen Fähigkeiten und Fertigkeiten besitzt, um auf Veränderungen reagieren zu können. Es stellt sicher, dass alle fünf Kernelemente eines Unternehmenssystems (operative Einheiten, Koordination, Kontrolle, Entwicklung und Umweltbeobachtung) nahtlos zusammenarbeiten und somit die Umsetzung der Lösungskonzepte unterstützt wird.
Hier zwei Praxisbeispiele zur Veranschaulichung dieser etwas abstrakten Ausführung.
Beispiel 1: Technologischer Wandel in einem Telekommunikationsunternehmen
Ein Telekommunikationsunternehmen führt einen Thinktank durch, um Herausforderungen im Zusammenhang mit dem Übergang zu 5G-Technologien zu bewältigen.
- Sensitivitätsanalyse: Zunächst werden verschiedene Einflussfaktoren wie Kundschaftsverhalten, Wettbewerbsdynamik und technologische Entwicklungen in ihren Wechselwirkungen und Abhängigkeiten analysiert.
- Thinktank-Dialog: Im Thinktank diskutieren Ingenieur:innen, Marketingexpert:innen und Führungskräfte über die identifizierten Herausforderungen und entwickeln innovative Lösungsszenarien zu Kundschaftsansprache und Netzwerkinfrastruktur.
- VSM-Anpassung: Das Viable System Model wird verwendet, um sicherzustellen, dass das Unternehmen über die notwendigen Kommunikationswege und Steuerungselemente verfügt, um neue Technologien im identifizierten Zeitfenster zu integrieren und gleichzeitig den Service für die Kundschaft aufrechtzuerhalten.
Beispiel 2: Nachhaltigkeitsstrategie eines Produktionsunternehmens
Ein Produktionsunternehmen ruft einen Thinktank ins Leben, um seine Nachhaltigkeitsstrategie neu auszurichten.
- Sensitivitätsanalyse: Hierbei werden Faktoren wie Rohstoffpreise, gesetzliche Vorgaben zur Emissionsreduzierung und Markttrends analysiert.
- Thinktank-Dialog: In interdisziplinären Gruppen erarbeiten Mitarbeitende aus Produktion, Einkauf und Vertrieb Lösungen zur Reduktion des ökologischen Fußabdrucks des Unternehmens, seiner Kooperationspartnerschaften und Lieferanten.
- VSM-Anpassung: Die interne Struktur wird mit den Designmöglichkeiten des VSM so angepasst, dass Nachhaltigkeitsziele in Echtzeit verfolgt werden können und alle Abteilungen in die Prozesskommunikation eingebunden sind.
Durch diese integrierte Herangehensweise können Unternehmen nicht nur innovative Lösungen z. B. in einem Thinktank entwickeln, sondern auch sicherstellen, dass sie als adaptive Systeme agieren können – eine entscheidende Fähigkeit, von der wir annehmen können, dass sie in jedem Unternehmen diskutiert wird. Mit dem VSM kann einem Unternehmen diese Fähigkeit auch konsequent verliehen werden.
Fazit
Mit dem Dialogformat des Thinktanks in Ihrem Unternehmen zu beginnen, löst in jedem Fall positive Impulse aus und öffnet neue Lösungsperspektiven. Anschließend können Sie Schritt für Schritt die hochwirksamen Möglichkeiten der Kybernetik für sich entdecken und deren Anwendung sukzessive in Ihr Portfolio an Managementwerkzeugen und Kooperationsformen integrieren. Der Thinktank ist auf jeden Fall ein empfehlenswerter Startpunkt, denn Ihr Dialog definiert Ihre Zukunft.
Anmerkung des Autors
Die Idee zu diesem Artikel entstand aus einer Keynote, die ich auf der Konferenz IT-Tage 2024 in Frankfurt halten durfte. In meinem Vortrag habe ich einem Publikum von über 300 Teilnehmenden meine Erfahrungen aus rund 20 Jahren der Durchführung von Thinktanks und kybernetischen Grundlagen vorgestellt. Das Interesse am Konzept des Thinktanks als Kooperationsform auf Basis kybernetischer Prinzipien war so groß und positiv, dass ich mit diesem Artikel die wichtigsten Inhalte einem breiteren Publikum zugänglich machen möchte.
Weitere Informationen, Anregungen und geeignete Literatur zu diesem Themengebiet stelle ich Ihnen auf Anfrage gerne zur Verfügung.
- Yuval Noah Harari, 2024: NEXUS: Eine kurze Geschichte der Informationsnetzwerke von der Steinzeit bis zur künstlichen Intelligenz
- Søren Kierkegaard: zugeschrieben, keine eindeutige Quelle
- Frederic Vester, 1980: Neuland des Denkens – Vom technokratischen zum kybernetischen Zeitalter
- StaffordBeer, 1972: TheBrain of the Firm
- W. Ross Ashby, 1956: An Introduction to Cybernetics