Zehn Jahre HumHub

Warum das Open Source Social Network so erfolgreich ist
Vor zehn Jahren begann in der bayerischen Landeshauptstadt München eine Erfolgsgeschichte, die heute als Paradebeispiel für nachhaltige Open-Source-Entwicklung gilt: HumHub. Was anfangs als Projekt und Ausgründung einer Digitalagentur entstand, hat sich zu einer international etablierten Plattform für Open Source Intranet Software entwickelt. In diesem Beitrag blicken wir auf die großen Milestones des Projekts zurück, verraten, von welchen bekannten Organisationen und Institutionen die Software eingesetzt wird und blicken mit dem Gründer des Open-Source-Unternehmens zurück und in die digitale Zukunft seines Herzensprojekts.
- HumHub – Entstehung, Motivation und Vision: Die Geschichte hinter der Open Source Software
Technologische Basis und Architektur von HumHub: Moderne, modulare PHP-Architektur
- Meilensteine der letzten zehn Jahre bei HumHub: Entwicklung und Wachstum
- HumHub im Einsatz – Funktionen, Vorteile und Zielgruppen
- Das Team hinter dem Open-Source-Projekt HumHub
- HumHub: Wohin geht die Reise? Ausblick auf Design, Barrierefreiheit und KI
- Fazit
HumHub – Entstehung, Motivation und Vision: Die Geschichte hinter der Open Source Software
Nachdem bereits im Jahr 2014 die ersten Codezeilen für die heute vollumfängliche Intranet Software geschrieben wurden, ging es mit der Entwicklung von HumHub im Frühjahr 2015 so richtig los. Firmengründer Lucas Bartholemy, der bis heute federführend die Geschicke des Münchner Unternehmens leitet, beschloss, eine Plattform zu entwickeln, die der wachsenden Nachfrage nach datenschutzkonformen, flexibel anpassbaren und dennoch einfach bedienbaren Kollaborationslösungen gerecht wird. Inspiriert von den damals extrem gehypten sozialen Netzwerken und Unternehmens-Intranets wurde HumHub als modulare Lösung konzipiert – mit dem Anspruch, maximal flexibel und vollständig selbst gehostet betreibbar zu sein.
Von Beginn an wurde das Projekt unter der GNU AGPLv3-Lizenz veröffentlicht. Das sollte nicht nur größtmögliche Transparenz schaffen, sondern auch eine Community aus Entwicklern, Systemadministratoren und Organisationen begeistern und einbinden, die sich aktiv an der Weiterentwicklung beteiligen konnten. Dieser Schritt hat sich extrem ausgezahlt: HumHub ist heute ein anerkanntes Open-Source-Projekt mit weltweiter Verbreitung, allein in der eigenen HumHub Community wirkt eine Vielzahl aktiver Mitglieder an der Weiterentwicklung der Software mit und tauscht sich in eigenen Spaces, so nennt HumHub seine Arbeitsbereiche und Projekte, über die Software aus.
Technologische Basis und Architektur von HumHub: Moderne, modulare PHP-Architektur
HumHub basiert auf einer modernen PHP-Architektur, die eine klare Trennung von Kernsystem und Erweiterungen ermöglicht. Die Anwendung selbst ist modular aufgebaut, wodurch Funktionen flexibel ergänzt werden können, ohne die Stabilität oder Wartbarkeit des Gesamtsystems zu beeinträchtigen. Das macht die Münchner Intranet Software sehr performant und individuell erweiterbar. Ein besonderes Augenmerk wurde von Beginn an auf APIs gelegt. Die RESTful API erlaubt es externen Systemen, nahtlos auf Daten und Funktionen zuzugreifen – ein entscheidender Faktor für Unternehmen und Verwaltungen mit heterogenen IT-Landschaften. Auch beim Frontend setzte HumHub schon früh auf moderne Standards. Das User Interface ist vollständig responsive und lässt sich per Theme-System an individuelle Corporate Designs anpassen.
Nachdem die Software lange Zeit über den Browser und als Progressive Web App erreichbar war, entwickelte das Kernteam erst in den letzten beiden Jahren native Mobile Apps für den iOS App Store sowie Google Play. Mit diesem großen Milestone hat es das Projekt geschafft, eine vollumfängliche und moderne User Experience zu schaffen, die großen Anklang bei den Mitgliedern und Kunden des Unternehmens gefunden hat. Aber nicht nur die Apps waren wichtige Meilensteine in der steilen Erfolgskurve des Open-Source-Projekts.
Meilensteine der letzten zehn Jahre bei HumHub: Entwicklung und Wachstum
Seit der Veröffentlichung der Version 1.0 im Jahr 2015 ist bei HumHub sehr viel passiert. Nicht nur softwareseitig, sondern auch was die Mitarbeiter des Projekts anbelangt. War es anfangs nur der Gründer selbst, der an seinem Projekt Hand anlegte, so sind es mittlerweile, etwas über zehn Jahre nach Gründung, über zehn Angestellte und Freelancer, die die Software kontinuierlich weiterentwickeln und noch funktioneller machen. Das bekommt man mit jedem Update, von denen es jährlich mehrere gibt, aktiv mit. Neben der Kernsoftware setzt HumHub auf einen eigenen Marketplace, auf dem man alle wichtigen Funktionen in Form von Modulen findet und seinem Netzwerk hinzufügen kann. Aus einer Handvoll einfacher Erweiterungen sind in über zehn Jahren mehr als 100 spezifische Module geworden, die Administratoren die Möglichkeit geben, ihr Netzwerk individuell mit den gewünschten und benötigten Funktionen auszustatten. So lässt sich die Software sehr individuell an verschiedenste Anwendungszwecke anpassen und es wurden beispielsweise Authentifizierungsoptionen um LDAP, OAuth2 und SAML erweitert, eine Volltextsuche integriert, die Fähigkeiten der REST API erweitert und zuletzt auch dedizierte Mobile Apps für Android und iOS veröffentlicht. Aktuell arbeitet man intern an der Auffrischung des Designs und Erscheinungsbilds, die Möglichkeit des Erstellens von Lading Pages und Snippets wird wesentlich verbessert und auch das große Thema KI ist ein umfassendes Projekt, das die Software in absehbarer Zeit noch viel wertvoller machen wird.
HumHub im Einsatz – Funktionen, Vorteile und Zielgruppen
HumHub hat sich in den vergangenen Jahren zu einer vielseitigen Plattform entwickelt, die in unterschiedlichsten Anwendungskontexten überzeugt. Sei es in der Stadtverwaltung, im Bildungsbereich, bei wohltätigen und sozialen Organisationen oder in Unternehmen. Die Software bietet eine umfassende Funktionspalette, die auf die vielfältigen Anforderungen moderner digitaler Zusammenarbeit zugeschnitten ist. Herzstück vieler Installationen sind die sogenannten Activity Streams, die ähnlich wie in bekannten sozialen Netzwerken Informationen in chronologischer Reihenfolge darstellen und so die laufende Kommunikation innerhalb von Teams oder Organisationen transparent abbilden. Administratoren oder Redakteure erstellen Inhalte, es kann entschieden werden, ob man Top-Down kommuniziert oder die Räume als eine Art Schwarzes Brett nutzt und Nutzer können Beiträge kommentieren, liken oder andere Mitglieder direkt erwähnen – das fördert die Interaktion und Mitarbeiterbeteiligung sehr. HumHub ist die digitale Vernetzungsstelle für die interne Kommunikation geworden.
Einen zentralen Bestandteil stellen auch die sogenannten "Spaces" (Räume) dar: Sie ermöglichen es, themen- oder abteilungsbezogene Arbeitsbereiche zu schaffen, in denen Mitglieder gemeinsam an Inhalten arbeiten, Dateien teilen oder Veranstaltungen organisieren können. Die integrierte Dateiverwaltung unterstützt den Upload, die Versionierung und das Teilen von Dokumenten und erlaubt damit ein strukturiertes und sicheres Arbeiten innerhalb der Plattform. Ergänzt wird dies durch Module wie das Wiki zur gemeinsamen Wissensdokumentation sowie einen umfangreichen Kalender zur Koordination von Terminen und Ereignissen. Die modulare Architektur erlaubt darüber hinaus eine flexible Erweiterung der Plattform – über den offiziellen Marketplace stehen mehr als hundert Zusatzfunktionen zur Verfügung, darunter ein Umfrage-Modul, Aufgabenmanagement oder eine Q&A Erweiterung, Analytics oder Social Stats zur Auswertung der Nutzung der Plattform sowie viele technische Module zur Anbindung externer Schnittstellen (Advanced LDAP, SAML SSO, Apache SOLR, 2FA etc.)
Besonders hervorzuheben ist die Attraktivität von HumHub für Organisationen mit erhöhten Anforderungen an Datenschutz und IT-Souveränität. Da die Plattform vollständig selbst gehostet werden kann und quelloffen ist, behalten Betreiber jederzeit die Kontrolle über ihre Daten und Systeme – ein entscheidender Vorteil gegenüber vielen Cloud-basierten US-Anbietern. Dies hat dazu geführt, dass zahlreiche Kommunen und Stadtverwaltungen aus Deutschland und Europa, öffentliche Einrichtungen und NGOs seit Jahren auf HumHub setzen. So nutzen beispielsweise die Stadtverwaltungen von Kempten und Goslar die Plattform als internes Kommunikations- und Kollaborationssystem. Die Universität Hildesheim betreibt ein Studentenportal mit HumHub, das einen aktiven Austausch untereinander unterstützt und studentische Projekte fördert. Auch die SPD hat sich auf Bundesebene für HumHub entschieden, um ihren Parteimitgliedern eine digitale Austauschplattform bereitzustellen und politische Inhalte zu diskutieren. Diese unterschiedlichen Nutzer mit sehr individuellen Anforderungen zeigen, wie flexibel und skalierbar das System einsetzbar ist und welche Rolle es zunehmend bei der digitalen Transformation von Organisationen spielt. Neben der selbst gehosteten Variante bietet HumHub noch die Option, das Netzwerk für seine Kunden in der Cloud zu hosten. Das HumHub-eigene Hosting (SaaS by HumHub) erfolgt DSGVO-konform und je nach Kundenwunsch auf deutschen bzw. EU-Servern.
Das Team hinter dem Open-Source-Projekt HumHub
Die Erfolgsgeschichte des Münchner Open-Source-Projekts wäre nicht möglich ohne ein vergleichsweise kleines, aber sehr kompetentes Team hinter dem IT-Projekt. Das jahrelange Engagement des Gründers sowie der Aufbau eines Kernteams sind der Grundstein dafür, dass das Projekt sich stetig an die wechselnden Anforderungen des Marktes sowie neuer Innovationen anpasst. Neben Bartholemy beinhaltet das Kernteam von HumHub ein mittlerweile über zehnköpfiges Team, das von München aus den hauseigenen Support betreut, sich um Kundenanfragen aus aller Welt kümmert und laufend Visionen entwickelt, wie man das Produkt weiterentwickeln und zukunftsfähig halten kann. Dabei setzt man voll auf einen agilen und hybriden Ansatz: Neben kommerziellen Angeboten wie der HumHub Professional Edition wird der Open-Source-Kern regelmäßig aktualisiert und über GitHub der Community zur Verfügung gestellt. Darüber hinaus wird die Software in aktiver Rücksprache mit den Mitgliedern der eigenen Community sowie im Sinne langjähriger Kunden weiterentwickelt. Bartholemy: "Wir sind sehr stolz, dass wir sehr viele langjährige Kunden haben, die uns teilweise seit zehn Jahren begleiten und immer neue Ideen und Input liefern, wie wir noch mehr aus HumHub rausholen können."
Dass das Projekt einmal so erfolgreich wird und sein 10-jähriges Jubiläum feiert, hätte der Gründer und Open-Source-Verfechter nicht geglaubt: "Als wir HumHub gestartet haben, wollten wir eine Plattform schaffen, die Freiheit, Kontrolle und Anpassbarkeit vereint. Ohne den üblichen Vendor Lock-in. Ich hätte nicht gedacht, dass diese Idee so positiv angenommen wird und bin jeden Tag überglücklich, dass unsere Community diese Vision mitträgt."
HumHub: Wohin geht die Reise? Ausblick auf Design, Barrierefreiheit und KI
Mit Blick in die Zukunft setzt HumHub konsequent auf Offenheit, Interoperabilität und technologische Weiterentwicklung. Aktuell steht auf der Roadmap die Verbesserung des Look and Feel. Neben der Überarbeitung des Design-Systems bekommen aber auch zahlreiche Module einen neuen Anstrich. So wird beispielsweise das Custom-Pages-Modul zur Erstellung von Landing Pages und Snippets überarbeitet und zeitgemäß angepasst. Die Barrierefreiheit der Netzwerke ist auch immer ein zentraler Punkt in der Weiterentwicklung der Software. Dies ist ein Kernziel des Unternehmens, da man sich immer mit der Zeit entwickelt und Trends sowie Vorgaben zur Nutzbarkeit der Software umsetzt. Gleichzeitig ist auch das große Thema KI immer sehr präsent im Kopf des Gründers und seines Teams. Aktuell arbeitet man an verschiedenen Möglichkeiten, KI in die Software zu integrieren. Ob als moderierende Unterstützung, Hilfe bei der Suche nach Inhalten und Durchsuchen von Mitgliederprofilen oder dokumentiertem Wissen oder etwas ganz Neuem ist noch nicht ganz klar. Sicher ist auf jeden Fall, dass dieses Thema sehr weit oben auf der Roadmap der IT-Firma steht und man gemeinsam mit seinen Kunden die beste Lösung sucht, wie man dieses zukunftsweisende Thema in die Software integrieren kann. Sobald dieser Ansatz gefunden ist, wird man die Software auch in Sachen KI weiterentwickeln, um sicherzustellen, dass alle HumHub Kunden auch weiterhin eine Software an die Hand bekommen, die dem aktuellen Standard entspricht und keine Wünsche offen lässt.
Besonders im Bildungsbereich sowie im öffentlichen Sektor sieht das Unternehmen großes Potenzial: Hier sei der Bedarf an unabhängigen, anpassbaren und barrierefreien Kommunikationsplattformen nach wie vor hoch und HumHub könne mit seinem datenschutzkonformen, selbst hostbaren Ansatz gezielt punkten. Darüber hinaus will das Projekt die Community weiterhin stark beteiligen und in viele Entscheidungen einbeziehen. Lucas Bartholemy bringt es auf den Punkt: "Die kommenden Jahre stehen ganz im Zeichen von Interoperabilität und einem verstärkten Fokus auf Barrierefreiheit." HumHub solle, so seine Vision, "ein digitaler Ort sein, der alle Menschen der jeweiligen Organisationen vernetzt und verbindet." Unabhängig von ihrer technischen Expertise oder infrastrukturellen Rahmenbedingungen. Dieses klare Bekenntnis zur Zugänglichkeit und Offenheit lässt erwarten, dass sich HumHub auch in Zukunft als zukunftsfähige und gesellschaftlich relevante Plattform behaupten wird.
Fazit
HumHub hat in den vergangenen zehn Jahren eindrucksvoll unter Beweis gestellt, dass aus einer klaren Vision, technischer Hingabe und gelebter Offenheit eine Plattform entstehen kann, die weit mehr ist als nur ein weiteres Kollaborationstool. Es ist gelungen, eine vollwertige Open-Source-Lösung zu etablieren, die nicht nur durch ihre ausgereifte Architektur und modulare Erweiterbarkeit überzeugt, sondern auch eine gesellschaftliche Haltung transportiert: den unbedingten Willen, digitale Teilhabe zu ermöglichen – unabhängig von finanziellen Ressourcen, technischen Vorkenntnissen oder der Größe einer Organisation oder des Projekts. In einer Zeit, in der proprietäre Systeme zunehmend Kontrolle über Daten und Infrastruktur an sich reißen und zentrale Plattformen Monopole festigen, setzt HumHub ein kraftvolles und wichtiges Gegengewicht. Die Plattform steht für digitale Souveränität, für selbstbestimmte Kommunikation und für ein respektvolles Miteinander im digitalen Raum.
Dieses Selbstverständnis spiegelt sich in jeder Codezeile, in jeder Diskussion der eigenen Community und in der Art, wie das Münchner Team rund um Lucas Bartholemy die Mitglieder auf der ganzen Welt einbezieht: transparent, partizipativ und mit einem echten Interesse an der Weiterentwicklung im Sinne der User. HumHub zeigt, dass moderne Softwareentwicklung nicht auf kurzfristige Marktvorteile ausgerichtet sein muss, sondern auf nachhaltigen Nutzen und gesellschaftliche Verantwortung. Das Projekt verkörpert eine selten gewordene Mischung aus technischer Tiefe, funktionaler Flexibilität und ethischer Grundhaltung. Ein echtes Stück Open-Source-Kultur made in Germany, das seine Relevanz gerade in einer zunehmend polarisierten digitalen Welt unter Beweis stellt. Wer heute nach einer Intranet-Plattform sucht, die nicht nur funktioniert, sondern Werte trägt und vermittelt, kommt an HumHub nicht vorbei.
Open Source auf den diesjährigen IT-Tagen
Spannende Vorträge und Workshops zum Thema Open Source erwarten Euch auch auf den IT-Tagen, der Jahreskonferenz von Informatik Aktuell. Die IT-Konferenz findet jedes Jahr im Dezember in Frankfurt statt – dieses Jahr vom 08.-11.12.