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Dr. Denis Dalić & Dr. Adjmal Sarwary 22. April 2025

KI für eine nachhaltige Zukunft: Chancen und Herausforderungen

Künstliche Intelligenz ist überall. Man kann kaum eine Diskussion über Technologie führen, ohne dass das Thema KI aufkommt. KI hier, KI da – manchmal scheint es, als wäre es das neue Allheilmittel, das auf alles angewendet wird. Man könnte fast meinen, "Software" sei durch "KI" ersetzt worden, als ob es sich dabei um ein reines Buzzword handelt. Doch trotz der teils übertriebenen Erwartungen hat KI längst ihren festen Platz in unserem Alltag gefunden. Sie ist tief in Systeme und Prozesse integriert, die wir täglich nutzen – oft ohne es zu merken. Von Empfehlungssystemen in Streaming-Diensten über die Gesichtserkennung beim Smartphone-Entsperren bis hin zu KI-gestützten Navigationsdiensten: KI ist längst mehr als nur ein Hype.

Trotz dieser weit verbreiteten Nutzung verbinden viele Menschen KI vor allem mit prominenten Anwendungen wie ChatGPT oder anderen generativen Modellen, die von großen Tech-Konzernen wie OpenAI, Google oder Microsoft entwickelt wurden. Diese Unternehmen dominieren zwar die öffentliche Wahrnehmung, doch KI kann weit mehr als nur kommerzielle Produkte hervorbringen. Gibt es nicht noch andere, vielleicht sogar wichtigere Bereiche, in denen KI genutzt werden kann?

KI für das Gemeinwohl: Über kommerzielle Anwendungen hinaus

KI ist keineswegs eine neue Erfindung. Die Grundkonzepte existieren seit Jahrzehnten, doch lange Zeit war die Technologie durch mangelnde Rechenleistung limitiert. Erst mit den Fortschritten in der Hardware-Entwicklung – leistungsfähigere GPUs, spezialisierte KI-Chips und erschwingliche Cloud-Dienste – wurde es möglich, Modelle in einer Größenordnung zu trainieren, die heute Standard ist. 

KI für das Gemeinwohl ist mehr als nur Open-Source-Software.

Diese Entwicklungen haben KI nicht nur leistungsfähiger, sondern auch zugänglicher gemacht. Während früher nur große Unternehmen über die notwendigen Ressourcen verfügten, können heute auch Forschungseinrichtungen, NGOs und Einzelpersonen KI für ihre Zwecke nutzen. Ein Beispiel ist DeepSeek, ein Open-Source-Sprachmodell, das qualitativ mit ChatGPT konkurriert, aber für einen Bruchteil der Kosten entwickelt wurde und frei verfügbar ist. Solche Open-Source-Ansätze zeigen, dass KI nicht nur kommerziellen Zwecken dient, sondern auch für das Gemeinwohl eingesetzt werden kann.

Doch KI für das Gemeinwohl ist mehr als nur Open-Source-Software. Es gibt zahlreiche Anwendungsfelder, die direkt einen positiven Einfluss auf die Gesellschaft haben. In den folgenden Fallstudien werden einige dieser Projekte vorgestellt, die sich mit globalen Herausforderungen befassen – von Umweltproblemen bis hin zur Gesundheitsversorgung. Dabei geht es nicht nur um technische Innovationen, sondern auch um die ethischen und gesellschaftlichen Herausforderungen, die mit dem Einsatz von KI verbunden sind.

Die Rolle von KI im gesellschaftlichen Wandel

Warum KI? Die Leistungsfähigkeit von maschinellem Lernen für großflächige Problemstellungen

Der größte Unterschied zwischen traditioneller Software und einem KI-Modell liegt in der Art und Weise, wie sie Probleme lösen. Klassische Software folgt festen Regeln, die ein Programmierer vorgibt. Jeder Schritt ist explizit definiert und das System verhält sich deterministisch – es wird exakt das tun, was im Code steht. KI funktioniert hingegen grundlegend anders. Anstatt alle Verarbeitungsschritte manuell zu definieren, erhält das Modell lediglich Eingabedaten und den gewünschten Ausgabewert. Das System erkennt daraufhin selbständig Muster und bildet interne Verarbeitungsstrukturen, die diesen Zusammenhang abbilden. Es "lernt" aus Beispielen und kann dann auf neue, unbekannte Daten angewendet werden.

Diese Herangehensweise macht KI besonders nützlich für Problemstellungen, bei denen Regeln zu komplex oder zu schwer explizit zu formulieren sind. Beispiele dafür gibt es viele: das Erkennen von Meeresmüll auf Satellitenbildern, die Vorhersage von Krankheitsverläufen oder die automatische Analyse von Bodenqualität für Landwirte. KI kann hier Muster erkennen, die für den Menschen kaum sichtbar wären – und das in einer Geschwindigkeit und Skalierbarkeit, die herkömmliche Methoden weit übertreffen.

Ethische Überlegungen und Verzerrungen in KI für das Gemeinwohl

Bei all diesen Möglichkeiten darf man jedoch nicht vergessen: KI ist nicht automatisch objektiv oder fair. Die Technologie basiert auf Daten – und wenn diese Daten verzerrt oder unvollständig sind, dann wird auch die KI verzerrte Ergebnisse liefern. Ein bekanntes Beispiel für solche Verzerrungen stammt aus dem US-amerikanischen Gesundheitssystem. Ein Algorithmus, der eingesetzt wurde, um festzustellen, welche Patienten zusätzliche medizinische Versorgung benötigen, zeigte eine starke Diskriminierung: Afroamerikanische Patienten erhielten systematisch niedrigere Empfehlungen als weiße Patienten – trotz gleicher Symptomatik. Der Grund? Das Modell war nicht auf den tatsächlichen Gesundheitszustand der Patienten trainiert worden, sondern auf deren bisherige Gesundheitsausgaben. Da afroamerikanische Patienten tendenziell weniger für Gesundheitsversorgung ausgeben (oft aus sozioökonomischen Gründen), interpretierte die KI dies als Zeichen dafür, dass sie gesünder seien – ein massives Beispiel für eine ungewollte Verzerrung.

Solche Probleme zeigen, dass KI nicht einfach "neutral" oder "intelligent" ist – sie übernimmt die Vorurteile, die in den Daten enthalten sind. Gerade wenn KI für das Gemeinwohl eingesetzt wird, müssen diese Verzerrungen erkannt und minimiert werden, um faire und gerechte Ergebnisse zu gewährleisten.

Die Bedeutung qualitativ hochwertiger Daten

Ein zentraler Faktor für den Erfolg einer KI-Anwendung sind hochwertige Trainingsdaten. Die Qualität und Vielfalt der Daten beeinflussen direkt die Genauigkeit und Fairness des Modells. Ein KI-Modell kann nur so gut sein wie die Daten, mit denen es trainiert wurde. Der oft zitierte Grundsatz "Garbage in, Garbage out" beschreibt genau dieses Problem: Werden fehlerhafte oder unausgewogene Daten verwendet, wird die KI falsche oder unausgewogene Ergebnisse liefern.

Das Sammeln und Aufbereiten qualitativ hochwertiger Daten ist jedoch aufwändig und teuer. Viele Daten müssen manuell annotiert, klassifiziert und überprüft werden – ein extrem ressourcenintensiver Prozess. Daher setzen große KI-Unternehmen zwar auf offene Modelle, behalten aber ihre Trainingsdaten unter Verschluss. Sie sind das eigentliche Kapital, auf dem moderne KI aufbaut. 

Doch was kann man nun konkret mit KI für das Gemeinwohl tun? Wie kann diese Technologie genutzt werden, um echte gesellschaftliche Probleme zu lösen? Genau das zeigen die folgenden Fallstudien. Sie behandeln innovative Ansätze, die sich mit globalen Herausforderungen befassen – von der Umweltüberwachung bis zur medizinischen Diagnostik. Dabei zeigen sie nicht nur die Chancen, sondern auch die Herausforderungen, die KI-Projekte in diesem Bereich meistern müssen.

Case Study 1: Marine Litter – Erkennung von Müll im Ozean mit KI

Das Ausmaß der Meeresverschmutzung und die Notwendigkeit von KI

Die Meeresverschmutzung stellt ein stetig wachsendes Problem dar. Schätzungen zufolge gelangen jährlich Millionen Tonnen Plastik in die Weltmeere, allein im Jahr 2016 zwischen 19 und 23 Millionen Tonnen. Etwa 75 Prozent des Meeresmülls bestehen aus Plastik, wovon sich rund 5 Billionen Plastikteile in den Ozeanen befinden – mit einer Dunkelziffer, die vermutlich noch höher liegt. Obwohl Organisationen wie "The Ocean Cleanup" und zahlreiche andere Initiativen versuchen, diese Menge zu reduzieren, bleibt die Herausforderung enorm.

Klassische Methoden zur Müllbeseitigung konzentrieren sich auf Strandsäuberungen durch Freiwillige, den Einsatz von Flussbarrieren zur Verhinderung des Plastikeintrags in die Ozeane sowie das Sammeln von Meeresmüll durch Fischer. Diese Methoden haben jedoch entscheidende Nachteile: Sie sind arbeitsintensiv, kostenintensiv und geografisch begrenzt, da sie sich primär auf küstennahe Gebiete konzentrieren. Das größte Problem besteht darin, dass Plastikmüll weit verteilt ist und kaum in Echtzeit verfolgt werden kann. Selbst wenn gezielte Reinigungsmaßnahmen geplant werden, fehlen oft verlässliche Daten darüber, wo sich der Müll aktuell befindet. Genau hier kommen Satellitenbilder und Künstliche Intelligenz ins Spiel.

Wie KI Sentinel-2-Satellitenbilder zur Müllidentifikation nutzt

Das Copernicus-Programm der Europäischen Weltraumorganisation ESA betreibt mit Sentinel-2 eine Erdbeobachtungsmission, die hochaufgelöste multispektrale Bilddaten liefert. Diese Mission besteht aus zwei Satelliten (Sentinel-2A und Sentinel-2B), die sich in einem 180-Grad-Abstand auf derselben Umlaufbahn befinden. Durch diese Anordnung können sie dieselben Gebiete in einem Fünf-Tage-Rhythmus erfassen, was eine regelmäßige Überwachung großer Meeresflächen ermöglicht.

Mit 13 spektralen Bändern und einer räumlichen Auflösung von 10 bis 60 Metern liefern Sentinel-2-Satelliten detaillierte Informationen über Vegetation, Wasserqualität, Landnutzung und Umweltveränderungen. Aufgrund der freien und offenen Verfügbarkeit der Daten eignen sie sich hervorragend für Anwendungen in der Forschung und praktischen Umweltschutzmaßnahmen.

Durch den Einsatz von Künstlicher Intelligenz können diese Daten gezielt zur Identifikation und Nachverfolgung von Meeresmüll verwendet werden. Mithilfe moderner Bildsegmentierungsmodelle ist es möglich, Plastikmüll in den Aufnahmen automatisiert zu detektieren und Strömungsmuster zu analysieren, um vorherzusagen, wohin der Müll treiben wird. Abb. 1 zeigt eine beispielhafte Sentinel-2-Aufnahme, die mithilfe eines KI-gestützten Detektionsmodells analysiert wurde. In der oberen Bildhälfte sind Küstenlinien mit verschiedenen Umweltbedingungen sichtbar, während im unteren Bereich detektierte Meeresmüllansammlungen farblich hervorgehoben sind. Diese visuelle Darstellung illustriert die präzise Identifikation von Müllansammlungen durch Sentinel-2-Daten, wodurch gezielte Maßnahmen zur Müllreduzierung in den betroffenen Gebieten unterstützt werden können.

Modelltraining und technische Herausforderungen

Für das Training des KI-Modells wurden die Datensätze MARIDA, FloatingObjects und S2Ships genutzt. Der MARIDA-Datensatz enthält Sentinel-2-Bilder mit mehrschichtigen Annotationen, die verschiedene Arten von schwimmenden Objekten unterscheiden. Der FloatingObjects-Datensatz ist weniger detailliert und beschränkt sich auf die Unterscheidung zwischen "treibendem Objekt" und "nicht treibendem Objekt". Der S2Ships-Datensatz ergänzt das Training um sogenannte Negativbeispiele, um das Modell gezielt darauf zu trainieren, zwischen Schiffen und Meeresmüll zu unterscheiden.

Das Training der Modelle war mit mehreren Herausforderungen verbunden. Eine der größten Schwierigkeiten war das Fehlen von In-situ-Daten, die bestätigen, dass annotierte Satellitenbilder tatsächlich Plastikmüll enthalten. Ohne solche Bodendaten ist die Validierung der KI-basierten Detektionen schwierig. Ein weiteres Problem stellte die spektrale Ähnlichkeit zwischen Plastikmüll und natürlichen Materialien wie Makroalgen oder Quallen dar. Diese besitzen ähnliche spektrale Signaturen, was zu falschen Klassifikationen führen kann. Zudem war die Annotation der Trainingsdaten teilweise uneindeutig, insbesondere bei hohen Wellenbewegungen, was potenzielles Rauschen im Modelltraining erzeugte.

Neben diesen datenbasierten Herausforderungen mussten auch technische Probleme berücksichtigt werden. Die atmosphärische Störung durch Wolken oder Wasserreflexionen kann dazu führen, dass das Modell fälschlicherweise Meeresmüll erkennt oder wichtige Informationen verdeckt werden. Hinzu kommt das Ungleichgewicht in der Datenverteilung: Nur 0,05 Prozent der gesamten Pixel in Sentinel-2-Bildern enthalten tatsächlich Meeresmüll, was zu einem starken Klassifikationsbias führt.

Architektur des KI-Modells: UNET & UNET++

Zur Lösung dieser Herausforderungen wurde ein spezialisiertes KI-Architekturmodell eingesetzt. UNET und UNET++ sind Deep-Learning-Modelle für Bildsegmentierung, die sich besonders gut für die Erkennung von Meeresmüll eignen. UNET basiert auf einer U-förmigen Encoder-Decoder-Struktur, die es ermöglicht, feine Details im Bild zu erhalten, während gleichzeitig die kontextuelle Information über größere Bildbereiche bewahrt bleibt. Der Encoderpfad extrahiert Merkmale durch mehrfach gestapelte Faltungsschichten und Pooling, während der Decoderpfad durch Upsampling die ursprüngliche Bildauflösung wiederherstellt.

UNET++ geht noch einen Schritt weiter und optimiert diese Architektur durch verschachtelte Skip-Connections, wodurch die Erkennung von Objektgrenzen verbessert wird. Dies ist besonders wichtig, um Plastikmüll zuverlässig von anderen natürlichen Meeresstrukturen wie Wellen oder Algen zu unterscheiden. Zudem sorgt eine optimierte Merkmalsfusion für eine Reduzierung von Fehlklassifikationen. Die hohe Skalierbarkeit auf GPUs ermöglicht es, großflächige Meeresverschmutzungsanalysen effizient mit Sentinel-2-Daten durchzuführen.

Abb. 2 veranschaulicht die Funktionsweise des Marine Debris Detectors sowie die zugrunde liegende Modellarchitektur. Das Modell verarbeitet Sentinel-2-Bilddaten mit hoher Präzision und nutzt fortschrittliche Segmentierungsalgorithmen, um Meeresmüll auf Pixel-Ebene zu detektieren.

Zukünftige Anwendungen für politische Maßnahmen und Reinigungsstrategien

Obwohl das Modell in kontrollierten Validierungsumgebungen vielversprechende Ergebnisse erzielt hat, sind weitere Verbesserungen erforderlich, um eine zuverlässige Anwendung in realen Szenarien zu ermöglichen. Insbesondere eine präzisere atmosphärische Korrektur könnte Fehldetektionen durch Wolken oder Wasserreflexionen minimieren. Eine bessere Validierung mit In-situ-Daten ist notwendig, um die langfristige Modellgenauigkeit zu verbessern.

Die Kombination aus Satellitenbildern, KI und Politik könnte die Meeresmüllüberwachung revolutionieren.

Neben technischen Optimierungen könnten auch politische Maßnahmen die Weiterentwicklung der Technologie unterstützen. Eine gezielte Finanzierung zur Verbesserung der Annotationen würde die Treffsicherheit der KI erheblich steigern. Darüber hinaus könnte eine internationale Zusammenarbeit im Mülltracking dazu beitragen, Plastikmüllströme frühzeitig zu erkennen und gezielt zu stoppen. Sobald es möglich ist, Meeresmüll mithilfe von Satellitenbildern präzise zu verfolgen, lassen sich strategische Reinigungsaktionen effizienter planen und Ressourcen gezielter einsetzen.

Die Kombination aus Satellitenbildern, Künstlicher Intelligenz und politischen Maßnahmen könnte die Meeresmüllüberwachung revolutionieren. Durch die Weiterentwicklung der KI-Modelle und eine engere Zusammenarbeit zwischen Forschung, Politik und Umweltorganisationen könnte die großflächige Bekämpfung der Meeresverschmutzung in greifbare Nähe rücken.

Case Study 2: SOIL – Unterstützung von Landwirten in Entwicklungsländern

Bodendegradation und ihre Auswirkungen auf die Landwirtschaft

Bodendegradation, bedingt durch Erosion, Nährstoffverlust, Versalzung und Verdichtung, stellt eine erhebliche Gefahr für die landwirtschaftliche Produktivität dar. Die Fruchtbarkeit des Bodens wird beeinträchtigt, wodurch Erträge sinken und der Einsatz von Düngemitteln und Bewässerung steigt. Eine gezielte Bodenanalyse kann helfen, die Bodenqualität zu verbessern, indem sie aufzeigt, welche Nährstoffe fehlen und welche Maßnahmen – wie Kalkung bei sauren Böden oder gezielte Düngung – erforderlich sind. Zudem beeinflussen Boden-pH und Textur, welche Kulturen erfolgreich angebaut werden können, was den Bedarf an externen Inputs reduziert.

In Industrieländern setzen Landwirte moderne Methoden wie Präzisionslandwirtschaft ein, um Böden effizient zu bewirtschaften. Satelliten- und Sensortechnologie ermöglichen eine großflächige Überwachung, während regelmäßige Labortests detaillierte Analysen liefern. Diese Methoden sind jedoch teuer und zeitaufwendig. Landwirte, wie z. B. in afrikanischen Ländern, haben keinen Zugang zu solchen Analysen. Hier fehlen oft sowohl finanzielle Mittel als auch detaillierte Bodeninformationen, was zu ineffizientem Düngemitteleinsatz und unpassender Fruchtwahl führt. Zudem erschweren abgelegene Gebiete und Sicherheitsrisiken die Bodenprobennahme. Ähnlich wie bei der Detektion von Meeresmüll können auch hier Satellitenbilder helfen, um kostengünstig an Informationen zur Bodenqualität zu kommen.

Wie KI mithilfe von Satellitendaten die Bodenqualität analysiert

Künstliche Intelligenz (KI) und Satellitendaten revolutionieren die Analyse der Bodenqualität, indem sie großflächige und kosteneffiziente Kartierungen ermöglichen. Die Sentinel-2-Satelliten liefern hochauflösende multispektrale Bilder, die es erlauben, Schlüsselindikatoren wie organischen Kohlenstoffgehalt, Tonanteile und Feuchtigkeitsniveaus zu bestimmen. Mithilfe von KI-gestützten Modellen lassen sich diese Daten analysieren, um Trends in der Bodenfruchtbarkeit zu erkennen und gezielte Maßnahmen zur Bodenverbesserung zu ergreifen.

Zusätzlich ergänzen MODIS-(Moderate-Resolution-Imaging-Spectroradiometer-) und Landsat-Satellitendaten die Analyse. MODIS, betrieben von den NASA-Satelliten Terra und Aqua, liefert tägliche Aufnahmen mit einer moderaten räumlichen Auflösung, die großflächige Umweltveränderungen erfassen. Landsat, ein Gemeinschaftsprojekt von NASA und USGS, stellt seit den 1970er Jahren hochauflösende multispektrale Bilder bereit, die für langfristige Umweltbeobachtungen genutzt werden.

Abb. 3 veranschaulicht die Ergebnisse einer KI-gestützten Bodenanalyse auf Grundlage von Satellitendaten. Die dargestellten Karten zeigen räumlich aufgelöste Indikatoren wie den Gehalt an organischem Kohlenstoff und Tonanteilen, die für die Bewertung der Bodenqualität entscheidend sind. Sie ermöglichen eine präzise Erfassung und Visualisierung der Bodenbedingungen auf kontinentaler Ebene. Die Kombination dieser Satellitensysteme mit KI bietet eine schnelle und kostengünstige Alternative zur traditionellen Bodenprobennahme, deckt große Gebiete effizient ab und ermöglicht eine kontinuierliche Überwachung der Bodenveränderungen über die Zeit.

Technische Details: Modellauswahl und Herausforderungen

Zur großflächigen Analyse der Bodenqualität wird ein zweistufiges Ensemble-Machine-Learning-(EML-)Framework verwendet, das verschiedene Machine-Learning-Modelle integriert, um präzise Vorhersagen zu treffen. Der Prozess beginnt mit der Erstellung eines umfangreichen Trainingsdatensatzes, der mehr als 100.000 Bodenproben aus früheren Studien kombiniert. Diese Daten werden mithilfe von Google Earth Engine mit Satellitendaten von Sentinel-2, MODIS und Landsat überlagert, um die erforderlichen Eingabevariablen für die Modellierung zu generieren.

Die Modellauswahl umfasst Machine-Learning-Ansätze wie Random Forest, XGBoost und Deep Learning, die auf diesen Daten trainiert werden, um Bodenmerkmale wie organischen Kohlenstoffgehalt, Feuchtigkeit und Textur vorherzusagen. Die trainierten Modelle werden genutzt, um die Bodenqualität auf kontinentaler Ebene vorherzusagen. Die Auflösung von 30 Metern stellt dabei eine deutliche Verbesserung gegenüber früheren Modellen mit einer Auflösung von 250 Metern dar. Erste Ergebnisse zeigen, dass die durchschnittliche Vorhersagegenauigkeit (R²-Werte) für die meisten Bodenmerkmale von 0,6 bei früheren Modellen auf etwa 0,8 verbessert wurde. Besonders gut vorhergesagt werden Parameter wie Boden-pH und extrahierbares Kalzium, bei denen die Modelle Konkordanzkorrelationskoeffizienten (CCC) von über 0,9 erreichen. Komplexere Nährstoffe wie Phosphor und Schwefel zeigen jedoch niedrigere CCC-Werte im Bereich von 0,65–0,70, was auf chemische Interaktionen und begrenzte Trainingsdaten zurückzuführen ist​.

Abb. 4 illustriert diesen Prozess anschaulich: Sie zeigt, wie Bodenproben und Satellitendaten überlagert werden, um Vorhersagemodelle mit einer feinen räumlichen Auflösung zu erstellen. Der Workflow reicht von der Rohdatensammlung über die Verarbeitung in Google Earth Engine bis hin zur Modellanwendung und Validierung. Sie verdeutlicht zudem die parallele Nutzung grob- und feinauflösender Modelle, um die Effizienz zu steigern.

Herausforderungen: Modell- und Datenanalyse
Die Modellentwicklung und Datenauswertung sind mit spezifischen Herausforderungen verbunden:

Datenqualität und -repräsentation: Die Vorhersage bestimmter Bodenmerkmale, wie Phosphor und Schwefel, ist aufgrund ihrer komplexen chemischen Interaktionen schwierig. Hinzu kommt, dass vorhandene Datensätze oft unzureichende Metadaten oder uneinheitliche Messmethoden aufweisen, was zu Vorhersagefehlern führt. Zusätzlich sind bestimmte Bodentypen, wie Moore im Kongo-Becken, in den Trainingsdaten unterrepräsentiert, was die Modellgenauigkeit in solchen Regionen beeinträchtigt.

Modellrobustheit: Die Integration von verschiedenen Machine-Learning-Modellen bringt Herausforderungen in der Abstimmung mit sich. Jedes Modell – ob Random Forest, XGBoost oder Deep Learning – reagiert unterschiedlich auf Inkonsistenzen in den Daten. Das Kombinieren dieser Modelle in einem Ensemble erfordert eine sorgfältige Kalibrierung und Optimierung der Hyperparameter, um Verzerrungen oder Fehlinterpretationen zu vermeiden.

Rechenaufwand und Skalierbarkeit: Die Verarbeitung hochauflösender Sentinel-2-Daten mit einer räumlichen Auflösung von 30 Metern benötigt erhebliche Rechenressourcen. Dies stellt eine Herausforderung für Länder mit begrenzter Infrastruktur dar. Zudem können atmosphärische Störungen, wie Wolken, die Datenqualität beeinträchtigen und erfordern zusätzliche Nachbearbeitungsschritte.

Feldvalidierung: Satellitendaten allein reichen nicht aus, um Bodenanalysen mit hoher Genauigkeit zu gewährleisten. Feldvalidierungen sind notwendig, um Vorhersagen zu überprüfen und Modelle kontinuierlich zu verbessern. Die Durchführung solcher Validierungen ist jedoch in politisch instabilen oder schwer zugänglichen Regionen, wie Teilen des Sudans oder der Demokratischen Republik Kongo, mit erheblichen Risiken und logistischen Hürden verbunden. Trotz dieser Herausforderungen bietet das zweistufige EML-Framework eine vielversprechende Grundlage, um die Bodenanalyse auf globaler Ebene zu verbessern. Die höhere Auflösung und gesteigerte Genauigkeit, insbesondere für häufige Bodenparameter, zeigen das Potenzial, nachhaltige landwirtschaftliche Praktiken weltweit zu fördern und langfristige Bodengesundheit sicherzustellen. Feldvalidierungen und weitere Verbesserungen in der Modellgenauigkeit bleiben jedoch entscheidend, um die Vorhersagen in unterrepräsentierten Regionen und für komplexe Nährstoffe weiter zu optimieren.

Zukünftige Vorteile für nachhaltige Landwirtschaft

Die Anwendung moderner Technologien wie des zweistufigen Ensemble-Machine-Learning-(EML-)Frameworks und hochauflösender Satellitendaten bietet ein enormes Potenzial für die Förderung einer nachhaltigen Landwirtschaft. Besonders in Regionen wie Afrika, wo traditionelle Bodenanalysemethoden oft unerschwinglich oder logistisch schwierig umzusetzen sind, können kostengünstige, mobile Bodenanalysetechniken und digitale Bodenkarten transformative Veränderungen bewirken. Solche Ansätze ermöglichen eine präzise und flächendeckende Erfassung von Bodenqualitätsmerkmalen, sodass Landwirte gezielte Entscheidungen treffen können, welche Feldfrüchte optimal zu den Bodeneigenschaften passen oder welche Düngemittel effizient eingesetzt werden können.

Digitale Bodenkarten, die auf Vorhersagen mit einer Auflösung von 30 Metern basieren, liefern zudem wichtige Einblicke in langfristige Bodenveränderungen und fördern die Planung nachhaltiger Anbaumethoden. Durch diese Technologien wird nicht nur die Abhängigkeit von teuren Laboranalysen reduziert, sondern auch der Ressourcenverbrauch minimiert, da Landwirte exakte Empfehlungen für den Einsatz von Wasser, Düngemitteln und anderen Inputs erhalten. Die Kombination dieser Ansätze mit Feldvalidierungen und einer weiteren Optimierung der Modelle kann die Bodengesundheit sichern, Erträge steigern und gleichzeitig die Umweltbelastung durch die Landwirtschaft reduzieren. Damit legen Investitionen in solche Technologien nicht nur den Grundstein für eine nachhaltige Nahrungsmittelproduktion, sondern auch für eine resiliente Landwirtschaft in Regionen mit begrenzten Ressourcen.

Case Study 3: KI in der medizinischen Diagnostik – EKG & AMIGO

KI zur Diagnose von Krankheiten anhand von EKG

Künstliche Intelligenz revolutioniert die Analyse von Elektrokardiogrammen (EKG) und ermöglicht eine schnellere und präzisere Erkennung von Herzerkrankungen als herkömmliche diagnostische Verfahren. Insbesondere bei der Identifikation von Vorhofflimmern, Myokardinfarkten und Arrhythmien zeigt KI großes Potenzial. Durch die kontinuierliche Überwachung von EKG-Signalen kann eine frühzeitige Diagnose gestellt werden, wodurch Krankenhausaufenthalte reduziert und die langfristigen Behandlungsergebnisse für Patienten verbessert werden. Ein entscheidender Vorteil der KI-gestützten Analyse liegt in der Fähigkeit, subtile Muster in den EKG-Daten zu identifizieren, die für das menschliche Auge oft schwer erkennbar sind. Dies ist besonders relevant für die Früherkennung kardiovaskulärer Erkrankungen, bei denen eine rechtzeitige Intervention lebensrettend sein kann.

Technische Überlegungen: Transfer Learning und Verzerrungen im Modell

Trotz der Fortschritte in der KI-gestützten medizinischen Diagnostik bestehen technische Herausforderungen, insbesondere hinsichtlich der Generalisierbarkeit von KI-Modellen. Eine der größten Hürden ist die Variabilität der Daten, da EKG-Aufzeichnungen mit unterschiedlichen Geräten und in verschiedenen klinischen Kontexten erfasst werden. Dies kann zu Verzerrungen in den Trainingsdaten führen, wodurch Modelle möglicherweise nicht in allen Umgebungen zuverlässig funktionieren. Um diesem Problem zu begegnen, kommen moderne Techniken wie Transfer Learning zum Einsatz, bei denen ein bereits trainiertes Modell an neue Datensätze angepasst wird. Dennoch ist eine kontinuierliche Qualitätskontrolle erforderlich, um sicherzustellen, dass die KI-Modelle eine breite Patientenpopulation akkurat abbilden können.

AMIGO – KI zur Identifikation seltener Krankheiten durch MultiOmics
Das Konzept von MultiOmics umfasst die Analyse und Integration verschiedener biologischer Datenebenen, wie Genomik, Proteomik, Transkriptomik und Metabolomik. Dieses multidimensionale Vorgehen bietet einen umfassenden Einblick in die molekularen Mechanismen von Krankheiten, insbesondere bei seltenen Erkrankungen. Durch die gleichzeitige Betrachtung von Gen- und Proteininteraktionen sowie epigenetischen und metabolischen Faktoren können Wissenschaftler bislang unbekannte Zusammenhänge aufdecken. MultiOmics ist daher ein entscheidender Faktor für die personalisierte Medizin, da es hilft, präzisere Diagnosen und maßgeschneiderte Therapien zu entwickeln.

Abb. 5 zeigt die komplexen Verbindungen zwischen verschiedenen biologischen Ebenen und Krankheitsmodulen. Die Darstellung verdeutlicht, wie MultiOmics-Ansätze genutzt werden können, um Proteinmodule, assoziierte Gene und relevante klinische Merkmale miteinander zu verbinden. Solche Netzwerke spielen eine Schlüsselrolle bei der Identifikation neuer Biomarker und Therapiezielstrukturen für seltene Erkrankungen.

Die einzelnen Datenebenen von MultiOmics

  • Genomik: Diese Ebene untersucht die vollständige DNA-Sequenz eines Organismus und identifiziert genetische Mutationen, die Krankheiten verursachen können. Genomische Analysen sind entscheidend, um erbliche Faktoren und spezifische Genvarianten zu verstehen, die mit seltenen Erkrankungen assoziiert sind.
  • Proteomik: Hierbei handelt es sich um die Analyse aller Proteine, die in einer Zelle, einem Gewebe oder einem Organismus exprimiert werden. Proteine sind die Hauptakteure biologischer Prozesse, und Veränderungen in ihrer Struktur oder Menge können auf Krankheiten hinweisen.
  • Transkriptomik: Diese Ebene konzentriert sich auf die Gesamtheit der RNA-Transkripte, die aus der DNA exprimiert werden. Transkriptomik-Daten helfen dabei, die Genexpression unter verschiedenen Bedingungen zu untersuchen und regulatorische Mechanismen zu entschlüsseln.
  • Metabolomik: Diese Ebene befasst sich mit den chemischen Prozessen, die an den Stoffwechselprodukten (Metaboliten) beteiligt sind. Metabolomische Daten liefern Einblicke in die biochemischen Veränderungen, die mit bestimmten Krankheiten verbunden sind, und ermöglichen eine genaue Charakterisierung des Krankheitsverlaufs.

Die Kombination dieser Ebenen bietet ein vollständiges Bild der molekularen Grundlagen von Krankheiten und hilft dabei, neue diagnostische und therapeutische Ansätze zu entwickeln.

Datenschutz und synthetische Daten
Die Forschung im Bereich seltener Krankheiten erfordert hochsensible genetische und klinische Daten, die den strengsten Datenschutzanforderungen unterliegen. Um die Privatsphäre der Patienten zu schützen, setzt AMIGO auf fortschrittliche Anonymisierungstechniken wie Differential Privacy und synthetische Daten. Diese Techniken ermöglichen es, robuste KI-Modelle zu entwickeln, ohne dabei reale Patientendaten zu gefährden. Dies ist besonders wichtig, um eine breite Akzeptanz und sichere Nutzung in der Forschung zu gewährleisten.

Föderiertes Lernen mit FeatureCloud.ai
Eine zentrale Innovation von AMIGO ist die Nutzung von FeatureCloud.ai für föderiertes Lernen. FeatureCloud ist eine von mehreren Plattformen, die föderiertes Lernen von KI-Modellen ermöglicht. Der große Vorteil ist hier, dass die KI-Modellentwicklung und der Datenschutz sich nicht im Wege stehen und gleichzeitig KI-Experten und Medizinexperten zueinander finden. Konkret ermöglicht FeatureCloud, dass KI-Modelle auf dezentralen Datensätzen trainiert werden, ohne dass die Daten die jeweiligen Institutionen verlassen. Die trainierten Modelle können dann wiederum von den Krankenhäusern auf die Plattform geladen werden, um weitere Entwicklung und Testung zu ermöglichen. Der Ansatz bewahrt die Datenhoheit der teilnehmenden Krankenhäuser und Forschungseinrichtungen, während er eine länderübergreifende Zusammenarbeit ermöglicht. Dadurch wird die Skalierung von seltenen Datensätzen erleichtert und die internationale Forschung erheblich beschleunigt.

Neo4j: Graph-Datenbanken für komplexe biomedizinische Daten
Biologische Systeme sind sehr komplex und vernetzt. Dies macht es schwer, sie komplett zu verstehen, da viele Variablen Einfluss auf andere haben und es zusätzlich auch Rückkopplungen gibt. Hier liegt aber auch eine Chance, denn die Information dieser Vernetzungen bietet zusätzliche Hinweise. Das bedeutet, dass man mit weniger Daten fundierte Erkenntnisse gewinnen kann. Genau diese Vernetzungen und ihre Komplexität bedürfen einer besonderen Datenbankstruktur und hier kommt Neo4j ins Spiel. Die Komplexität seltener Krankheiten erfordert spezialisierte Technologien wie Neo4j, eine Graph-Datenbank, die besonders für vernetzte biomedizinische Daten geeignet ist. Sie ermöglicht die Verknüpfung von Genomik-, Proteomik- und klinischen Daten in einem einheitlichen Wissensgraphen. Dieser Graph ermöglicht es, Daten aus unterschiedlichen biomedizinischen Bereichen miteinander zu verknüpfen und Rückschlüsse ziehen zu können. So ein Graph ist bereits verfügbar und wurde basierend auf den Erkenntnissen aus Publikationen und Experimenten zu einem Clinical Knowledge Graph aufgebaut. Zusätzliche Patientendaten werden in diesem Graphen analysiert und der Graph wird fortlaufend durch neue Erkenntnisse erweitert.

Abb. 6 illustriert ein Netzwerk von Beziehungen zwischen Genen, Proteinen, Krankheitsmerkmalen und klinischen Faktoren. Solche graphischen Darstellungen fördern ein besseres Verständnis von Krankheitsmechanismen und erleichtern die Identifikation neuer Gen-Krankheits-Assoziationen.

Die Zukunft von AMIGO in der Diagnostik seltener Krankheiten
Die Kombination aus MultiOmics, föderiertem Lernen und Graph-Datenbanken macht AMIGO zu einem vielversprechenden Ansatz für die medizinische Forschung. AMIGO hat das Potenzial, den zeitaufwändigen Prozess der Diagnostik seltener Krankheiten erheblich zu verkürzen und gleichzeitig sicherzustellen, dass der Datenschutz gewahrt bleibt. Darüber hinaus ermöglicht es personalisierte Behandlungspläne, die auf einer detaillierten molekularen Analyse basieren, und fördert eine gerechtere Gesundheitsversorgung durch den globalen Einsatz der Technologie.

Die Zukunft von KI in der medizinischen Forschung

Die Zukunft der Künstlichen Intelligenz in der medizinischen Forschung verspricht bahnbrechende Fortschritte, die die Gesundheitsversorgung global revolutionieren könnten. KI-gestützte Ansätze wie die EKG-Analyse zeigen bereits, wie Diagnosen präziser und schneller gestellt werden können. Durch die frühzeitige Erkennung von Herzerkrankungen wie Vorhofflimmern oder Myokardinfarkten mit KI können Krankenhausaufenthalte reduziert und lebensrettende Interventionen früher eingeleitet werden. Gleichzeitig demonstriert AMIGO, wie MultiOmics-Analysen KI in die Lage versetzen, seltene genetische Erkrankungen durch die Integration von Genomik-, Proteomik- und Metabolomik-Daten schneller und umfassender zu diagnostizieren. Mit Technologien wie föderiertem Lernen und Graph-Datenbanken werden Daten sicher und effizient genutzt, um neue Krankheitsmechanismen und Therapiezielstrukturen zu entdecken.

Die Zukunft von KI geht jedoch weit über die aktuellen Ansätze hinaus. Zukünftige Entwicklungen könnten personalisierte Medizin auf ein neues Niveau heben, indem sie die individuelle Genetik, Umweltfaktoren und Lebensgewohnheiten eines Patienten umfassend berücksichtigen. KI könnte in Echtzeit Behandlungspläne anpassen, die optimale Medikamentendosierung berechnen oder präventive Maßnahmen vorschlagen, bevor Krankheiten auftreten. Darüber hinaus könnten durch den Einsatz von Natural Language Processing (NLP) Patientenakten und wissenschaftliche Literatur schneller analysiert werden, um relevante Informationen für Ärzte bereitzustellen. Es ist jedoch wichtig hervorzuheben, dass der Zugriff auf personalisierte Medizin sich nicht nur auf die Industrieländer beschränken sollte. Es ist möglich, diese technologischen Fortschritte global bereitzustellen.

Mit der fortschreitenden Integration von KI in die medizinische Forschung und Praxis können globale Ungleichheiten in der Gesundheitsversorgung reduziert werden. KI-Tools könnten Diagnosen und Therapien auch in ressourcenarmen Regionen zugänglich machen und so einen wichtigen Beitrag zur globalen Gesundheit leisten. Die Kombination aus bestehenden Erfolgen, wie der EKG-Analyse und MultiOmics, und zukünftigen KI-Innovationen zeigt, dass die medizinische Forschung an der Schwelle zu einer Ära der Präzisionsmedizin steht, die auf Effizienz, Sicherheit und individuelle Patientenbedürfnisse ausgerichtet ist. Große Hürden, die zu Beginn bleiben werden, sind regulatorischer Natur der Technologie und wie diese als Medizinprodukte in unterschiedlichen Ländern ihren Platz finden werden.

Die Zukunft von KI für das Gemeinwohl & Handlungsaufruf

Erkenntnisse: Die Bedeutung einer verantwortungsvollen KI

Die Nutzung von KI für das Gemeinwohl hat gezeigt, dass Technologie die Fähigkeit besitzt, globale Herausforderungen in Bereichen wie Gesundheit, Umwelt und sozialer Gerechtigkeit anzugehen. Doch mit dieser Macht geht auch Verantwortung einher. Die ethische Entwicklung und Anwendung von KI ist entscheidend, um sicherzustellen, dass Verzerrungen minimiert und soziale Ungleichheiten nicht verschärft werden. Hochwertige Daten, Transparenz und die Berücksichtigung gesellschaftlicher Werte sind essenziell, um Vertrauen in KI-Systeme zu stärken und sie verantwortungsvoll einzusetzen. KI muss ein Werkzeug bleiben, das den Menschen dient, und keine Technologie, die ohne Rücksicht auf soziale und ethische Normen agiert.

Die Ausweitung von KI für das Gemeinwohl durch offene Zusammenarbeit

Ein entscheidender Schritt zur Förderung von KI-Projekten für das Gemeinwohl ist die Etablierung offener und kollaborativer Strukturen. Initiativen wie Open-Source-Modelle und föderiertes Lernen bieten Plattformen, auf denen Wissenschaftler, Organisationen und Regierungen zusammenarbeiten können, ohne datenschutzrechtliche Bedenken oder Zugangsbeschränkungen. Offene Zusammenarbeit erlaubt den Austausch von Wissen und Ressourcen, was die Entwicklung skalierbarer Lösungen beschleunigt. Gleichzeitig fördern globale Netzwerke die Anpassung von KI-Systemen an verschiedene kulturelle und soziale Kontexte, wodurch deren Wirkung und Relevanz erhöht wird.

Engagement von Forschenden und politischen Entscheidungsträgern

Damit KI für das Gemeinwohl langfristig erfolgreich ist, müssen Forschende und politische Entscheidungsträger gleichermaßen aktiv werden. Forschende können durch die Entwicklung innovativer Technologien und die Bereitstellung von Datenlösungen dazu beitragen, eine solide Basis für KI-Projekte zu schaffen. Politische Entscheidungsträger wiederum sind gefragt, um den rechtlichen und infrastrukturellen Rahmen zu schaffen, der diese Technologien unterstützt. Dies umfasst Investitionen in digitale Infrastruktur, die Förderung internationaler Kooperationen und die Entwicklung von Regulierungen, die Datenschutz und ethische Standards gewährleisten.

Aufbau einer soliden Infrastruktur

Für den Erfolg von KI-Projekten für das Gemeinwohl ist eine robuste Infrastruktur unerlässlich. Dies bedeutet nicht nur den Zugang zu Rechenleistung und Datenspeicherung, sondern auch die Entwicklung global zugänglicher Plattformen, die sicher und effizient sind. Die Schaffung solcher Strukturen erlaubt es, KI-Anwendungen auch in ressourcenarmen Regionen bereitzustellen und den globalen Zugang zu verbesserten Gesundheits-, Umwelt- und Bildungsdiensten zu fördern.

Die Zukunft von KI für das Gemeinwohl hängt davon ab, wie erfolgreich wir eine Balance zwischen technologischer Innovation, ethischer Verantwortung und globaler Zusammenarbeit finden.

KI & Nachhaltigkeit auf den diesjährigen IT-Tagen

Spannende Vorträge und Workshops zum Thema KI & Nachhaltigkeit erwarten Euch auch auf den IT-Tagen, der Jahreskonferenz von Informatik Aktuell. Die IT-Konferenz findet jedes Jahr im Dezember in Frankfurt statt – dieses Jahr vom 08.-11.12.

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