Praxisleitfaden für IT-Freelancer: 7 Akquise-Kanäle für volle Auftragsbücher

Die meisten Freelancer kennen dieses Gefühl: Das aktuelle Projekt neigt sich so langsam dem Ende zu und in Kürze hat man freie Kapazitäten für eine neue Herausforderung. Wie gelangt man nun an ein neues Projekt?
Laut Freelancer-Kompass 2025, einer Marktstudie des Portals freelancermap.de, für die jährlich über 3.000 Selbständige Fragen rund um ihre Selbständigkeit beantworten, ist die "kontinuierliche Auftragsakquise" mit großer Mehrheit das drängendste Problem von Freelancern [1]. Direkt damit korrelieren auch die Probleme 2 und 3, nämlich "fehlende Planungssicherheit" und ein "schwankendes Einkommen".
Auch in der Studie "Freelancer-Studie 2025 - So arbeiten Freelancer in Deutschland" von freelance.de mit rund 2.800 Teilnehmern wird die Projektakquise mit 61 Prozent als größte Herausforderung angegeben und 58 Prozent der Befragten geben an, dass eine "unsichere Auftragslage" den größten Stressfaktor darstellt.
- Wie IT-Freelancer die richtige Projektsuche und -auswahl meistern
Bekannte Akquise-Kanäle für IT-Freelancer
Unterschätzte Akquise-Kanäle für IT-Freelancer - Welche Informationen brauche ich als IT-Freelancer für die richtige Projektentscheidung?
- Bewerbung und Interview meistern: Als IT-Freelancer Kunden verstehen und mit Know-how überzeugen
- Fazit
Für Freelancer ist es daher wichtig, einen persönlichen Akquiseprozess zu entwickeln, welcher kontinuierlich neue Projektanfragen generiert, idealerweise Spielraum hinsichtlich der Projektauswahl bietet und so letztlich für eine konstante Auftragsauslastung sorgt. Naturgemäß sieht die Ausgestaltung dieses Akquiseprozesses je nach Freelancer etwas anders aus, da Fähigkeiten und persönliche Vorlieben hier eine Rolle spielen.
Je besser dieser Akquiseprozess jedoch funktioniert, desto unbeschwerter gestaltet sich die selbständige Tätigkeit insgesamt und umso höher ist auch die unmittelbar empfundene Lebensqualität. Denn letztlich ist es ja nicht nur aus finanziellen Gründen wichtig, stetig Folgeprojekte zu erhalten, sondern auch emotional ist es überaus vorteilhaft, wenn man aus mehreren Projektangeboten und Kundenanfragen wählen kann. Gerade die "Freiheit bei Auswahl" und "Entscheidung" stellt oft die Hauptmotivation dar, aus der heraus ein Experte den Schritt in die Selbständigkeit unternommen hat.
Wie IT-Freelancer die richtige Projektsuche und -auswahl meistern
Welche Akquise-Kanäle nutzen IT-Freelancer nun überwiegend, um an neue Aufträge zu gelangen? Und wie stehen Aufwand und Ertrag jeweils im Verhältnis zueinander? Gibt es wenig beachtete, aber dennoch effektive Kanäle, die mehr Aufmerksamkeit verdienen?
Auf diese Fragen bringen die eingangs erwähnten Studien etwas Licht ins Dunkel. Da die Umfragen jedoch von Projektplattformen selbst durchgeführt wurden, ist mit einer gewissen Verzerrung der Ergebnisse in diese Richtung zu rechnen. Dennoch sollten die Daten für den deutschsprachigen Raum eine gewisse Aussagekraft besitzen.
Bekannte Akquise-Kanäle für IT-Freelancer – häufig genutzt und effektiv!
Die nachfolgend beschriebenen Akquise-Kanäle werden von den meisten Freelancern regelmäßig genutzt. Im Umkehrschluss scheinen diese hinreichend zu funktionieren, sind bei den Kunden beliebt und etabliert und spielen bei der Projektakquise eine zentrale Rolle.
Bestandskunden und deren Netzwerke als Akquise-Kanal
Ein sehr effektiver Kanal, der dennoch erstaunlich oft vernachlässigt wird, ist die erneute Ansprache von Bestandskunden oder Kontakten aus der (Projekt-)Vergangenheit. Auch der Freelancer-Kompass bestätigt: Nur 23 Prozent der befragten Freelancer akquirieren Projekte über "Persönliche Netzwerke", wozu auch ehemalige Kunden zählen dürften [1]. Dabei liegt es eigentlich auf der Hand, mit "zufriedenen Kunden" über Folgeaufträge zu sprechen und weitere Unterstützung anzubieten. "Kurze Verhandlungen", eine "gute Vertrauensbasis" und oft "bessere Konditionen" als bei vermittelten Projekten sind gewichtige Vorteile bei der erneuten Arbeit mit Bestandskunden. Bei zu langer, ausschließlicher Zusammenarbeit bestehen allerdings Abhängigkeitsrisiken und auch die Themen Scheinselbständigkeit und arbeitnehmerähnliche Selbständigkeit können zum Problem werden. Jeder Freelancer sollte bei der Arbeit im aktuellen Kundenprojekt stets die Augen offenhalten und weitere Potenziale identifizieren, bei denen er dem Kunden mit seinem Fachwissen helfen kann und dies auch offen ansprechen. Nicht selten entsteht daraus direkt ein Folgeauftrag.
Die Referenz sollte am besten als LinkedIn-Empfehlung verfasst werden.
Freelancer sollten zudem Bestandskunden, mit denen die Zusammenarbeit eine Freude ist, bei erfolgreichem Projektverlauf um eine Referenz bitten, gern bereits während des Projektes, spätestens aber zu dessen Ende hin. Die Referenz sollte am besten öffentlich sichtbar als LinkedIn-Empfehlung verfasst werden. Der Referenztext liefert zukünftigen Interessenten und potenziellen Neukunden nachprüfbare Informationen darüber, wie die erfolgreiche Zusammenarbeit mit dem Freelancer in vergangenen Projekten abgelaufen ist. Öffentlich einsehbare Referenzen schaffen zudem großes Vertrauen und sind für nachfolgende Projektgespräche und Honorarverhandlungen oft Gold wert!
Wie können Freelancer diesen Kanal nun mit gutem Kosten-Nutzen-Verhältnis einsetzen? Ideal wäre die regelmäßige Kontaktaufnahme mit vergangenen Bestandskunden – etwa via E-Mail, telefonisch oder sogar persönlich – und der Erkundigung nach dem Status von aktuellen Projekten und möglichen Herausforderungen, bei denen die eigene Fachexpertise weiterhelfen kann. Wichtig dabei ist, nicht zu aufdringlich die eigene Dienstleistung zu bewerben. Der Freelancer sollte stets als "fachkundiger Partner" und "Problemlöser" des Kunden auftreten, der dessen aktuelle Herausforderungen versteht, einschätzt, einordnet und zudem hilfreiche Tipps geben kann. Oft kommt es dann ganz natürlich zu einer Anfrage mit anschließendem Projekteinsatz.
Eine weitere, häufig unterschätzte Möglichkeit besteht darin, Bestandskunden zu fragen, ob deren Kunden ebenfalls von der eigenen Freelancer-Dienstleistung profitieren könnten. Die Auftraggeber stellen sehr gerne den Kontakt zum eigenen Netzwerk her, wenn sie mit der Dienstleistung des Freelancers zufrieden sind. Die Weiterempfehlung eines kompetenten Spezialisten steigert schließlich auch ihr eigenes Ansehen innerhalb ihres Netzwerks. Zufriedene Bestandskunden werden dadurch zu einem wertvollen Multiplikator. Die Empfehlung eines Kunden mit Referenz an einen Dritten ist ein großartiger Weg zur Neukundenakquise. Auch hier gelten meist die Vorteile von Bestandskunden wie zügige Verhandlungen und Vertragsabschluss sowie zeitiger Projektstart.
Direkte Projektanfragen über Business-Netzwerke
Kaum verwunderlich ist, dass auch Social Media bei der Freelancer-Kundenakquise verwendet wird. Rund 7 Prozent der Freelancer geben an, Projektakquise darüber zu betreiben [1]. Vermutlich stehen hier Business-Netzwerke wie z. B. LinkedIn an erster Stelle. Premium-Accounts bieten umfangreiche Möglichkeiten, Menschen zu identifizieren, die sich für die eigenen Freelance-Dienstleistungen interessieren können und diese dann direkt anzuschreiben – die digitale Version der Kaltakquise.
Vielfach teilen Freelancer aber auch einfach Erfahrungen und Wissen aus ihrem Projektalltag über Social Media. Sie berichten über Erfolge oder die Verwendung von neuen Technologien und bauen so stetig eine Gefolgschaft auf, die sich für deren Expertise und deren Dienstleistungen interessiert. Der Freelancer wird als Experte für bestimmte Themen wahrgenommen und erhält so nach einiger Zeit mit steigender Reichweite organisch Kundenanfragen. Dies setzt natürlich voraus, dass für die intendierte Zielgruppe vom Freelancer stets relevanter und frischer Content geliefert wird.
Die Vorteile von Business-Netzwerken liegen für Freelancer auf der Hand: Man erhält direkten Zugang zu Entscheidern wie Projektleitern und Managern mit Budgetverantwortung, die sich für die angebotene Dienstleistung interessieren. Echte Nachteile gibt es nicht, jedoch erfordert aktives Profilmanagement viel Aufwand und auch die Erstellung von relevantem Inhalt für die Follower kann arbeitsintensiv sein.
Es empfiehlt sich in jedem Fall, ein umfangreiches, aussagekräftiges und gepflegtes Profil auf möglichst vielen relevanten Business-Netzwerken wie LinkedIn und Xing zu erstellen, weil sich hierfür der Aufwand in Grenzen hält. Dieses kann dann problemlos von Recruitern oder Unternehmen gefunden werden und stellt eine einfache Form der passiven Kundengewinnung dar. Wer möchte, kann darüber hinaus noch regelmäßig Fachcontent veröffentlichen, um die Sichtbarkeit zu steigern. Auch die Interaktion (Likes, Kommentare) mit den Inhalten von Dritten führt oft zum Kennenlernen interessanter und relevanter Kontakte.
Vermittler & Jobplattformen für IT-Freelancer: So findest Du passende Projekte
Der Klassiker in der IT: 34 Prozent setzen auf Projektplattformen und -börsen, wie freelancermap.de und freelance.de es selbst sind [1]. Es gibt noch viele weitere, die alle mit einer einfachen Google-Suche gefunden werden können. Hier stellen Unternehmen und Recruiter Projektanfragen ein und beschreiben die Projektaufgabe, geforderte Spezialisierungen, Rahmenbedingungen wie Ort und Projektstart sowie weitere Informationen zum Projekt. Freelancer können dann in den Börsen nach geeigneten Projekten suchen und sich gezielt auf diese bewerben. Auf nahezu allen Projektbörsen können Freelancer zudem ein eigenes Profil erstellen und fortlaufend pflegen und sich so von Unternehmen und Recruitern finden lassen, ähnlich der Ansprache in Business-Netzwerken.
Bis etwa Ende 2023 boten die Projektbörsen eine große Zahl an Projekten und gut qualifizierte Freelancer konnten sich oft zwischen mehreren Projekten entscheiden. Die Nachfrage überstieg vielfach das Angebot. Durch die wirtschaftliche Abkühlung in Europa ab etwa 2024 sind jedoch Projektausschreibungen im Bereich IT merklich zurückgegangen [3].
Es ist dennoch sinnvoll, bei den größten Projektbörsen das eigene Freelancer-Profil zu hinterlegen, denn die Plattformen bieten gute Suchmöglichkeiten, je nach Wirtschaftslage eine große Projektauswahl, etablierte Prozesse und damit schnellen Zugang zu Projekten, wenn alle Parameter passen. Nachteilig ist natürlich die hohe Konkurrenz, die oft zu einem Preiskampf zwischen mehreren Freelancern mit ähnlichem Tätigkeitsprofil führt. Hohe Vergleichbarkeit wirkt sich in diesem Umfeld nachteilig auf die Honorarverhandlung aus. Vermittler und Agenturen, die bei einigen Projekten zwischengeschaltet sind, reduzieren das Honorar für die Freelancer noch weiter.
Erfolgreiche Freelancer schärfen daher auf den Projektbörsen ihr Profil, indem sie neben breit verfügbaren Fähigkeiten (z. B. Java-Entwicklung, Frontend mit Angular oder React, ...) zusätzlich Spezialwerkzeuge oder Spezialfähigkeiten (etwa barrierefreie Webentwicklung) erwerben und diese dort angeben. Gerade Spezialwerkzeuge machen häufig einen großen Unterschied aus. Zudem wird durch seltene, aber gefragte Fähigkeiten die Vergleichbarkeit mit anderen Kandidaten signifikant gesenkt. Eine tolle Möglichkeit, Spezialisierungen passend zum eigenen Tätigkeitsprofil zu erkennen und zu entwickeln, liefert die Webseite roadmap.sh[4].
Die meisten Projektportale bieten zudem die Möglichkeit "automatisches Suchen" einzurichten. Definiert man hier einmal die Kriterien (Fähigkeiten, Ort, ...) für interessante Projekte, erhält der Freelancer nun fortlaufend neue Projekte direkt via E-Mail und kann so mit wenig Aufwand große Teile "seines Marktes" im Auge behalten. Darüber hinaus gibt es auch die kostenfreie Meta-Suchmaschine jobscout.dev [5], welche ebenfalls E-Mails versendet, sobald ein relevantes Projekt im deutschsprachigen Raum gefunden wurde.
Unterschätzte Akquise-Kanäle für IT-Freelancer – weniger Konkurrenz, daher höhere Erfolgsquote!
Die nachfolgenden Kanäle werden zwar nicht so intensiv genutzt wie die zuvor genannten, bieten dadurch aber auch Chancen, da die Vergleichbarkeit mit anderen Freelancern sinkt.
Lokales Netzwerk: So nutzen IT-Freelancer Meetups oder Hackathons zur Kundenakquise
Das Pendant zur Kontaktpflege im digitalen Raum über Business-Netzwerke ist das klassische Netzwerken. Für die Kundenakquise eignet sich die Suche passender Meetups oder Hackathons in der Nähe des eigenen Wohnorts oder des nächsten großen Ballungszentrums. Dort ist die Wahrscheinlichkeit sehr hoch, dass es bereits eine Community zu relevanten Themen für den Freelancer gibt. Zudem laden IT-Firmen häufig zu Tech-Meetups in die eigenen Büroräume ein und präsentieren in technischen Vorträgen aktuelle Lösungen oder das eigene Produktportfolio. Nicht selten kommen hier viele Menschen zusammen, die alle in thematisch ähnlichen Bereichen und bei unterschiedlichen Unternehmen im jeweiligen Ballungsraum arbeiten. Oft ist es sogar möglich, bei einem dieser Tech Meetups einen eigenen Vortrag zu halten und sich so rasch als Experte zu etablieren. Wenn dann motivierte Entscheider von Unternehmen ebenfalls zugegen sind, entstehen viele wertvolle persönliche Kontakte für Freelancer. Gerade in einer Welt voller Videochats ist dieser mittlerweile seltener geworden und wird daher besonders geschätzt.
Auch "Freelancer-Kollegen" selbst sind Multiplikatoren.
Freelancer sollten über Meetup.com nach thematisch passenden Communities suchen [6]. Oft sind die Themen für die geplanten Treffen schon angegeben und Fragen können direkt über Kommentarfunktion gestellt werden.
Kooperationen mit anderen IT-Freelancern: Sich gegenseitig helfen und gemeinsam wachsen
Laut Freelancer-Kompass gelangen rund 14 Prozent der Freelancer über Empfehlungen an Folgeprojekte [1]. Diese können, wie oben bereits beschrieben, von Bestandskunden kommen – also von der Kundenseite. Natürlich können diese aber auch von Mitstreitern, also anderen Freelancern kommen. Auch "Freelancer-Kollegen" selbst sind Multiplikatoren. Wenn diese ausgelastet sind, leiten sie Anfragen, die sie selbst nicht bedienen können, oft gerne weiter. Dies kann offline geschehen, etwa wenn man gemeinsam in einem Coworking Space arbeitet, sich vernetzt und anschließend zusammen Projekte durchführt. Es entstehen beispielsweise oft Kooperationen zwischen Designern, User-Experience-Spezialisten, Softwareentwicklern und Marketern, die sich zusammengefunden haben und Projekte so aufteilen, dass jedes Gewerk gemäß der eigenen Fähigkeit entsprechende Anteile übernimmt. Das ist einerseits für die Auftraggeber der Freelancer ein großer Vorteil, weil alle Aspekte eines Projektes in Spezialisten-Qualität durchgeführt werden können. Andererseits profitiert auch die Gruppe der Freelancer davon, weil das persönliche Netzwerk jedes einzelnen Freelancers somit Teil der gesamten Gruppe wird.
Was offline im Coworking Space funktioniert, ist online natürlich auch möglich: Freelancer Communities wie Uplink, Junico oder Freelando erfreuen sich in den letzten Jahren immer größerer Beliebtheit [7]. Die Online-Communities sind recht groß und man erhält zu fast jeder Frage, ganz gleich ob fachlich oder persönlich, zahlreiche Antworten von Freelancern aller Erfahrungslevel. Dies kann sehr wertvoll sein bei vielen Fragen rund um die eigene Selbständigkeit. In einigen Communities werden zudem regelmäßig Projektangebote publiziert, auf die sich die Mitglieder bewerben können. Diese verfügen hier über den Vorteil, dass das Projekt vermutlich noch nicht öffentlich ausgeschrieben wurde und daher der Bewerberkreis kleiner sein dürfte. Die Online-Communities sind zudem sehr einfach in einem eigenen Browser-Tab "im Blick" zu halten und haben daher minimalen Aufwand. Da viele Freelancer allein und von Zuhause aus arbeiten, entsteht so rasch ein Gemeinschaftsgefühl, auch wenn die Freelancer viele Kilometer trennen.
Content-Marketing für IT-Freelancer: Expertenwissen teilen und Kunden gewinnen
Was in Business-Netzwerken funktioniert, funktioniert natürlich auch in größerem Rahmen: Die Erstellung und das Teilen von Experten-Inhalten basierend auf der eigenen Fachexpertise ist zwar sehr aufwendig, schärft aber die Positionierung eines Freelancers ungemein. Einige IT-Freelancer betreiben einen eigenen Blog, in dem sie kontinuierlich neue Artikel zu ihrem Themenbereich veröffentlichen und über Jahre damit mehr Anfragen erzeugen, als sie selbst bearbeiten können. Dieses Luxusproblem ist Ziel jedes Freelancers. Noch wirkungsvoller wird diese Strategie, wenn Interessenten sich beispielsweise für einen Newsletter anmelden können oder Inhalte zum Download angeboten werden (z. B. ein Merkblatt "So verfasse ich den idealen LinkedIn-Post" für Social Media Influencer oder "Die Kubernetes-Checkliste" für DevOps-Experten). Wenn kein eigener Blog betrieben werden soll, können auch Plattformen wie Medium für die Publikation von Inhalten genutzt werden. Fachartikel auf relevanten und gut besuchten Webseiten der Kunden-Zielgruppe oder auch ein eigener Podcast sind weitere Möglichkeiten für effektives Content-Marketing. Jeder Baustein trägt dazu bei, sich als Experten zu dem jeweiligen Thema zu positionieren.
Generell ist der Aufwand für die fortlaufende Erstellung von Text, Bild, Ton oder Video-Inhalten mit hohem Zeiteinsatz verbunden, der sich nicht unmittelbar in einer höheren Projektauslastung für den jeweiligen Freelancer auswirkt. Content-Marketing ist ein "Marathon" und damit eine langfristige Strategie, in einer gewählten Nische einen Expertenstatus aufzubauen und dort wahrgenommen zu werden. Erst ab einem bestimmten Punkt werden dann auch konkrete Kundenanfragen folgen. Die Inhalte sowie der Expertenstatus können jedoch bei Projektgesprächen, die über andere Kanäle akquiriert wurden, die Verhandlungspostion deutlich stärken und daher schon früher positive Effekte haben.
Mit der Erstellung von Experteninhalten demonstriert der Freelancer zudem, dass er Fachthemen didaktisch aufbereiten, öffentlich darstellen und vertreten kann. Zudem geht er in die Kommunikation mit anderen Experten aus dem gleichen Themenbereich und lernt dadurch schneller. Aufgrund des hohen Aufwands und der benötigten umfangreichen Fähigkeiten für die Experten-Content-Erstellung und der Kommunikation schrecken viele Freelancer davor zurück.
GitHub-Profil zeigt technische Expertise
Auch ein aussagekräftiges GitHub-Profil speziell für Freelancer in der Softwareentwicklung oder im DevOps-Bereich kann für sehr technische Projekte ein wertvoller Baustein im Projektgespräch sein. Ähnlich wie beim Content-Marketing ist ein GitHub-Profil allein noch kein Garant für Kundenanfragen. Als IT-Freelancer kann es jedoch bei einem Projektgespräch sehr hilfreich sein, die eigene Expertise direkt mit Code untermauern zu können, um sich deutlich von zahlreichen anderen Kandidaten abzusetzen.
Viele Personalvermittler geben an, dass Freelancer oftmals bei der Auflistung ihrer Skills im Profil und auf Projektbörsen übertreiben und die eigenen Fähigkeiten deutlich zu optimistisch einschätzen. Mit einem aussagekräftigen, öffentlichen GitHub-Profil beweist ein IT-Freelancer seine Fähigkeiten und diese "Unsicherheit" entfällt für Vermittler und Endkunden. Das Ergebnis der eigenen Arbeit öffentlich zu präsentieren, ist ein wertvoller Beleg der eigenen Kenntnisse. Bei der Bedienung einer ganz spitzen Nische mit ausgewiesenen Spezialkenntnissen kann dies ein echter Türöffner sein. Wenn mehrere GitHub-Repositories gepflegt werden, sollte man das aussagekräftigste auf der eigenen Seite ganz oben anpinnen, um so dessen Sichtbarkeit zu steigern.
Welche Informationen brauche ich als IT-Freelancer für die richtige Projektentscheidung?
Die zuvor genannten Akquise-Kanäle führen zu (mehr) Projektanfragen. Je nach persönlicher Präferenz und Freelance-Tätigkeit werden oft ein bis drei Kanäle gewählt und sich überwiegend darauf konzentriert. Das ist auch vollkommen in Ordnung und es ist sinnvoll, die Energie zu bündeln. Es empfiehlt sich dennoch, die anderen Kanäle nicht vollständig zu vernachlässigen, sondern diese nach dem 80/20-Prinzip zu bedienen.
IT-Freelancer erkennen ihr Wunschprojekt daran, dass sie vier Mal deutlich "Ja!" sagen können.
Sobald die ersten Angebote oder Anfragen eingehen, stellt sich die nächste Frage: Welches Projekt soll ich annehmen?
IT-Freelancer erkennen ihr Wunschprojekt daran, dass sie vier Mal deutlich "Ja!" sagen können. Die nachfolgenden vier W-Fragen helfen, Klarheit zu gewinnen, passende Projekte direkt zu identifizieren und sich letztlich für das beste entscheiden zu können.
- Um WAS geht es genau in dem Projekt? Passt die Fachlichkeit des Projektes zu meinen Fähigkeiten?
- WANN startet das Projekt?
- WO befindet sich der Einsatzort des Projektes?
- WIE VIEL Honorar erhalte ich für meinen Einsatz im Projekt?
Die vier W-Fragen können wie eine Checkliste betrachtet werden: Mit dieser im Hinterkopf lassen sich Projekte blitzschnell einkategorisieren. Meist wird dann schnell klar, ob und wie gut ein Projekt passt. Wenn mehrere zur Auswahl stehen, kann die Checkliste zur Priorisierung verwendet werden.
Bewerbung und Interview meistern: Als IT-Freelancer Kunden verstehen und mit Know-how überzeugen
Bei der Projektakquise kommt auch dem Kundeninterview eine entscheidende Rolle zu. Neben reinen Fähigkeiten und Kenntnissen zählen oft auch die Gefühle, die die Kommunikation mit dem Gegenüber bei den beteiligten Personen auslöst. Umgangssprachlich nennt man dies den "Nasenfaktor".
- Als IT-Freiberufler geht es zunächst darum, das ideale "Zielbild des Kunden" zu verstehen: Was genau soll am Ende eines erfolgreichen Projekts stehen? Welche KPIs definieren den Erfolg? Aktives Zuhören und echtes Verständnis sind dabei essenziell. Gleichzeitig sollten mutig kritische Fragen gestellt und Widersprüche angesprochen werden, denn das schafft Vertrauen und Klarheit.
- Im nächsten Schritt sollten die Projekterfordernisse mit den eigenen Kenntnissen und Fähigkeiten verbunden werden. Es sollte nicht nur gezeigt werden, dass die notwendigen Fähigkeiten vorhanden sind, sondern wie genau diese Expertise zur Lösung beiträgt. Es sollte ganz konkret erklärt werden, wie das Projekt auf dieser Basis zum Erfolg geführt werden wird.
- Zusätzlich sollten Kompetenzen mit Projektreferenzen und Erfolgen aus der Vergangenheit untermauert werden. Falls noch keine Projektreferenzen vorhanden sind, sollte stattdessen ein Lösungsansatz skizziert werden: Wie genau würde man die Herausforderungen des Projektes angehen?
- Bonus: Wie überzeuge ich den ersten Kunden von mir? Diese Frage beschäftigt insbesondere Einsteiger, die in die Selbstständigkeit starten. Hinter dieser Frage steht der Konflikt, dem Kunden transparent, ehrlich und offen gegenübertreten zu wollen, aber gleichzeitig zu befürchten, dass kein Kunde der Erste sein möchte. In den meisten Fällen verfügen angehende Freelancer jedoch über Projekterfahrungen aus der Vergangenheit: Dies sind häufig Projekte, die in einem Anstellungsverhältnis oder auch in der Freizeit umgesetzt wurden. Das erworbene Wissen sollte definitiv in dem Profil angegeben und im Interview zur Sprache gebracht werden, denn letztlich ist es für Kunden irrelevant, wo und in welcher Form das Wissen angeeignet wurde, solange es vorhanden ist und das Kundenprojekt voranbringen kann.
IT-Freelancer – Dein Leitfaden für den erfolgreichen Sprung in die Selbstständigkeit
Viele weitere Tipps und Tricks und ein strukturiertes Vorgehen für ein stets gefülltes Auftragsbuch beschreibt der Autor im Buch "IT-Freelancer – Dein Leitfaden für den erfolgreichen Sprung in die Selbstständigkeit", welches im Oktober 2024 im Rheinwerk Verlag erschienen ist. Es ist überall dort erhältlich, wo es Bücher gibt oder direkt auf der Webseite des Rheinwerk-Verlags. Der Autor freut sich stets über persönliche Zuschriften, um möglichst viele IT-Experten bei dem Weg in die Selbstständigkeit unterstützen zu können.
Fazit
Zusammenfassend lässt sich festhalten, dass es kein Richtig und Falsch bei der Wahl der Akquise-Kanäle für Freelancer gibt. Anhand des eigenen Fähigkeitsprofils und der intendierten Kundenansprache wird jeder Freelancer eigene Akquise-Strategien entwickeln und nach und nach optimieren, bis fortlaufend Anfragen eingehen. Dennoch ist es wichtig, dass Freelancer regelmäßig einen Blick über den Tellerrand werfen und so einen Eindruck von weiteren Akquisemöglichkeiten erhalten. Wirtschaftliche Entwicklung und Fortschritt führen ständig zu neuen Kanälen und zudem ändert sich fortlaufend die Wirksamkeit der bestehenden.
Trotz der Herausforderungen der Projektakquise geben Freelancer laut Freelancer-Kompass 2025 an, rund 173 Tage im Jahr mit Projekten ausgelastet zu sein. 86 Prozent würden sich zudem wieder selbstständig machen und 81 Prozent sind mit ihrer Rolle als Freelancer (sehr) zufrieden [1].
Diese Zahlen belegen eindrucksvoll, dass die Projektakquise für die meisten Freelancer zwar eine Herausforderung, aber dennoch ein lösbares Problem darstellt. Die schlechtere wirtschaftliche Situation der letzten zwei Jahre hat allerdings die Projektakquise deutlich anspruchsvoller werden lassen. In vielen (Online-)Communities rücken die Freelancer zusammen und unterstützen sich gegenseitig mit Rat und Tat. Der Vorbereitung eines Kundeninterviews und der Kommunikation der eigenen Problemlösungskompetenz in diesem kommt eine gesteigerte Bedeutung zu. Wer besser kommunizieren kann, wie die eigenen Fähigkeiten dem Kunden konkret im Projekt weiterhelfen, der erhält oft den Zuschlag. Übung macht den Meister und jedes Interview ist eine Chance auf ein neues Projekt.