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Nils Bernert 29. Juni 2015

Innovationskraft und langfristiger Erfolg mit agilen Teams und Lean Startup im Unternehmen

Erfolg und langfristiges Wachstum werden die Unternehmen haben, die schneller innovieren und damit schneller lernen als die Konkurrenz. Agile Teams mit interdisziplinär ausgebildeten Teammitgliedern, die in kurzen Zyklen neue Produktideen erstellen und diese mit Lean Startup-Methoden zügig verproben, sind ideal dazu geeignet, auf kontinuierlicher Basis disruptive Innovationen zu entwickeln.

Die Vision: Eine Innovationskultur im Unternehmen

Große etablierte Firmen konkurrieren immer häufiger mit erfinderischen Startups, die disruptive Geschäftsmodelle und neue Technologien auf den Markt bringen. Die sogenannte digitale Transformation schafft große ökonomische, technologische und kulturelle Veränderungen. Viele Unternehmen sind deshalb auf der Suche nach neuen Geschäftsmodellen, um ihr Überleben zu sichern. Gewinner werden diejenigen Firmen sein, die flexibel und innovationsfähig sind und sich kontinuierlich weiterentwickeln. Es kommt darauf an, schneller zu lernen als die Konkurrenz. In der Praxis tun sich Unternehmen jedoch meist schwer damit, von bestehenden Wegen abzuweichen. Das meiste Geld fließt in die bestehenden Prozesse und deren Optimierung, nur ein kleiner Teil wird in Innovationen investiert. Eine aktuelle Studie von PWC [1] zeigt, dass Unternehmen in Deutschland im Schnitt prozentual weniger in Innovation investieren als dies Firmen weltweit tun. Zudem nutzen sie auch deutlich weniger Steuervorteile für Innovationen. Steve Denning beschreibt in einem Forbes-Artikel [2] deutlich, dass viele US-Firmen sterben, weil sie keine Innovationen schaffen, sondern vor allem auf Shareholder Value und damit sehr kurzfristigen Erfolg getrimmt sind. Vor allem große Konzerne leisten sich deshalb Inkubatoren oder Akzeleratoren, um wertvolle Nähe zu innovativen Startups zu gewinnen. Sie erhoffen sich, dass die "Startup-Kultur" etwas auf die Firma abfärbt und Mitarbeiter neue Ideen entwickeln. Dabei sind agile Teams mit ihren kurzen Entwicklungszyklen ideal dafür geeignet, Innovationen im Unternehmen zu schaffen. Agile Methoden sowie Business Development und Produktentwicklung nach den Lean Startup-Prinzipien helfen Unternehmen dabei, schnell, effizient und (kunden-)wertorientiert zu entwickeln. Eine Vielzahl an neuen Ideen kann schnell und günstig getestet und soweit gebracht werden, dass daraus neue Innovationen für den Markt entstehen.

Was ist Lean Startup?

Lean Startup ist nicht nur für Start-ups, sondern für jedes Unternehmen geeignet, das Innovationen schaffen will. Begründet wurde die Lean Startup-Bewegung 2011 von Eric Ries mit seinem Buch "The Lean Startup – How Constant Innovation Creates Radically Successful Businesses". Der Name "Lean Startup" leitet sich aus dem Lean Manufacturing (Toyota) ab bzw. aus dem daraus resultierenden "Lean Thinking". Lean Startup kommt nicht von "Lean Management", denn es geht um Geschwindigkeit und Lernen, nicht um Kostensenkung (siehe auch [3]).

Fünf Lean Startup-Prinzipien

Lean Startup bietet Methoden und Prinzipien, die genau diesen Bedarf nach Geschwindigkeit und Effektivität adressieren. Es kann als Katalysator dienen, effektiv eine Idee in ein Produkt zu verwandeln. Eric Ries hat dazu fünf Prinzipien verfasst [4], die hier kurz skizziert werden sollen:
  1. "Entrepreneurs are everywhere": Entrepreneure sind überall. Jeder kann neue Produkte und Innovationen schaffen, das gilt auch für große Firmen.
  2. "Entrepreneurship is management": Entrepreneurship (Unternehmertum im Unternehmen) braucht jedoch eine andere Form von Führung und andere Strukturen, die den Rahmen setzen und für die notwendigen Freiräume sorgen. Dies wird bei der Adaption von Lean Startup-Methoden oft am meisten unterschätzt.
  3. "Validated Learning": Start-ups existieren um zu lernen, wie ein nachhaltiges Geschäftsmodell geschaffen werden kann. "Validiertes Lernen" heißt: Für jedes zum Lernen designte Experiment wird zuvor festgelegt, welche Annahme damit überprüft wird und was als Erfolg gilt. Die Validierung kann sowohl qualitativ, z. B. durch Befragungen (Customer Interviews), als auch quantitativ, etwa durch Messungen, erfolgen.
  4. "Build-Measure-Learn": Zentraler Aspekt von Lean Startup ist es, Feedbackschleifen zu beschleunigen, um damit schnell und ressourceneffizient die richtigen Produkte & Lösungen zu finden, oder auch frühzeitig zu erkennen, dass man besser nicht weiter in eine Idee investiert.
  5. "Innovation Accounting": Wie kann Fortschritt sichtbar gemacht werden, wenn noch keine Umsätze gemacht und gesteigert werden können, also wenn vor allem gelernt wird? Wie kann das Management Vertrauen in das Lean Startup-Team haben? Im Rahmen von "Innovation Accounting" dient Lernen als KPI für disruptive Innovationen, bezogen auf zwei zentrale Erfolgskriterien, der Werthypothese (Wert, der für den Kunden geliefert wird) und der Wachstumshypothese (bzgl. Skalierung und Wachstum).

Fallstudien und Beispiele: Innovationen in der Praxis

Um zu verstehen, wie bereits heute Innovationen in der Praxis geschaffen werden können, sollen im Folgenden Fallstudien und Beispiele von Valtech und anderen Unternehmen aufgezeigt werden – von eher kleinen Innovationen wie neuen Services, bis hin zu neuen Produkten und Geschäftsmodellen:

Serviceinnovation

Fallstudie Sport-Informationsdienst im vernetzten Fahrzeug
  • Ein Valtech-Mitarbeiter hatte die Idee, einen neuen Informations-Service im Bereich „Connected Car“ für das Fahrzeug bereitzustellen. Kurzfristig umgesetzt, aber noch pünktlich zur Fußball-WM in Brasilien, wurde ein neuer Dienst entwickelt, um während des Turniers live die Ergebnisse und Tore im Fahrzeug anzuzeigen. Der Kunde unterstützte die Idee und stimmte der Einspeisung kurzfristig zu.
  • Vom Kunden kam daraufhin die Anfrage für weitere Ideen und Services.
  • Um neue Serviceideen zu finden, wollte man die Ideen aller Mitarbeiter nutzen. Es wurde unter anderem ein zweistündiger "Ideation Workshop" mit der ganzen Abteilung auf einem Jour fixe durchgeführt, bei dem methodenunterstützt in Viererteams neue Ideen generiert und Papierprototypen erstellt wurden. Im Anschluss stellten die Teams je eine Idee vor.
  • Um die ausgewählten Ideen bis zum Prototyp zu treiben, wurde eine team-übergreifende Ad hoc-Gruppe zusammengestellt, bestehend aus einem Product Owner, UI-Spezialisten und nach Bedarf einem Entwickler, das die Ideen genauer ausarbeitet, Machbarkeit prüft und einen Klick-Prototypen erstellt, der dem Kunden vorgestellt wurde.
  • Zu beachten ist der "Lean"-Ansatz, denn zunächst gibt es noch keine teure Entwicklung. Es lassen sich so relativ günstig und schnell viele Ideen finden und zu Prototypen entwickeln, die dem Kunden präsentiert werden können. Zudem ist dieser Ansatz leicht skalierbar.

Eigeninitiative als Startpunkt für Innovation

Fallstudie Intrapreneurship
  • Eine Idee eines einzelnen Mitarbeiters, die quasi "in der Garage" entstanden ist und mit einem Kauf eines Raspberry Pi bei Amazon begann, wurde zum Erfolg.
  • Er stellte sich die Frage, wie ein Auto zu einem Teil des Internets der Dinge wird, d. h. welche Ideen könnte man darauf aufsetzen, wenn man das Fahrzeug mit dem Backend beim Fahrzeughersteller verbindet? Daraus entstand eine Technologie basierend auf Hard- und Software, mit der neue Geschäftsmodelle umgesetzt werden können.
  • Intern kann so eine Idee quasi wie ein Start-up behandelt werden. Der Ideengeber oder Ideentreiber wird dadurch zum Intrapreneur. Er stellte sich ein Team von Entwicklern zusammen und bekam bei Bedarf Unterstützung aus der Organisation, z. B. im Bereich Design und UX.
  • Wie kann so eine Idee erfolgreich weitergetrieben werden? Der Intrapreneur wird zum Product Manager/ Product Owner und zusätzlich erfolgt der Ausbau der Technologie zur Plattform und zur Entwicklung einen eigenen Marke, außerdem treibt er weitere Innovationen in diesem Umfeld, denn eine Technologie bzw. Plattform und das Know-how kann als Basis für weitere Geschäftsmodellinnovationen dienen.
  • Zwei Tools für diesen Zweck sind z. B. der Business Model Canvas, um das Geschäftsmodell transparent zu machen und auf den Punkt zu bringen und der Value Proposition Canvas, um Kunden- und Nutzerbedürfnisse für weitere Geschäftsmodelle zu identifizieren.

Abteilungs- und Unternehmensweite Ideenfindung

Fallstudie Innovation Competition
  • Eine weitere Methode, um zu neuen Innovationen zu kommen, ist eine "Innovation Competition" oder "Innovation Challenge" mit vielen Teams, die insbesondere auch die Methodik schulen soll und beispielsweise das Lean Startup Mindset vermittelt.
  • Typischerweise bekommen die (festen oder spontan gebildeten) Teams mehrere Tage Zeit. So können sie an einer Idee arbeiten und Geschäftsmodelle und Lösungen erarbeiten. Über eine Prämierung kann entschieden werden, welche Ideen weiter verfolgt werden. Auch dafür werden die Teams wiederum freigestellt. Ein großer deutscher Konzern veranstaltet so ein Event regelmäßig, die ausgewählten Gewinner-Teams bekommen danach fünf Wochen Zeit, um ihre Idee weiterzuverfolgen.
  • Sehr zu empfehlen ist die Teilnahme an einer "Lean Startup Machine", einem dreitägigen Workshop, der grundlegendes Verständnis über Lean Startup vermittelt. Die Teams stellen ihre Ideen vor, scheitern früh damit und entdecken danach ein "Problem-worth-solving". Meist wird dann eine ganz andere Idee weiterverfolgt, die Kunden auch wirklich haben wollen.
  • Für Unternehmen interessant ist auch die Ausführung eines "Produkt Design Sprints" mit einem cross-funktionalen Team, der auf einer "Design-Aufgabe" basiert, wie bei Google Ventures beschrieben [5]. Dieser kann bis zu fünf Tage angelegt sein kann, um bis zu einem Prototyp einer Lösungsidee zu kommen.

Innovation durch flächendeckende Einführung von Lean Startup-Methoden

Fallstudie "Produktentwicklung mit Lean Startup-Methoden in agilen Teams"
  • Es gibt bereits Unternehmen in Deutschland, die flächendeckend bei ihren agilen Teams für die Produktentwicklung Lean Startup-Methoden eingeführt haben.
  • Die Einführung von Lean Startup-Methoden für die Produktentwicklung führt agile Teams dabei auf einen Weg von "Verbesserungen und Optimierung" hin zu einer stärkeren Kundenwertorientierung durch "Verbesserungsinnovationen". Somit wächst auf breiter Front das Potenzial für neue disruptive Innovationen, denn mit dem Einsatz von Lean Startup-Methoden wandelt sich auch die Unternehmenskultur und ein innovationsfreundliches Klima entsteht.
  • So ein Setup skaliert auch wirklich: Viele Teams, viele Ideen, viele Experimente, viele so genannte Minimal Viable Products (MVP), erhöhen das Potenzial, einen wirklichen Treffer zu landen.
  • Ideal dafür sind stabile agile Teams mit Dev-Ops, inklusive Live-Verantwortung des Teams unter Nutzung von Continuous Delivery für maximale Teamverantwortung und minimale Feedbackzyklen.
  • Vorteile, die solche innovative Teams in größeren Unternehmen haben, sind insbesondere auch die Nutzung von großen Nutzerpools zum Validieren und Datenmengen zum Messen.

Unternehmensweite Innovationsinitiative mit niedriger Einstiegshürde

Beispiel: "Adobe Kickbox"
  • Adobe probiert eine andere spannende Idee aus: die so genannte "Adobe Kickbox". In kleinen Paketen, die sich jeder Mitarbeiter einfach nehmen kann, ist quasi alles drin, was man braucht, um eine Idee selbst zu verfolgen – ohne Einstiegshürden, ohne Nachfragen. In der Box ist eine kurze Schritt-für-Schritt- Anleitung enthalten, wie man mit seiner Idee vorgehen sollte. Dazu gibt es weitere Hilfestellungen und auch ganz praktische Unterstützung wie eine 1.000$-Prepaid-Kreditkarte, die ohne Rückfragen benutzt werden kann – denn die Idee soll nicht an Einkaufsprozessen scheitern.
  • Eine Anleitung und Vorlagen, wie sich eine Kickbox für das eigene Unternehmen erstellen lässt, kann man bei Adobe herunterladen [6].

Methoden: Innovation in agilen Teams schaffen

Hier eine Auswahl von Methoden, die in einem agilen Team zur Schaffung von Innovation genutzt werden können: Der Ideation-Workshop (Team- und Produkt-/Abteilungsebene):
  • Ziel eines Ideation-Workshop ist es, viele neue Ideen zu finden und eine Auswahl der vielversprechendsten Ideen in strukturierter Form zur Verfügung zu stellen.
  • Im Design Thinking ist "Ideation" eine frühe Phase, in der es darum geht, die Problemstellung zu verstehen und Ideen zu entwickeln. Lösungen oder Prototypen sind noch nicht das Ziel. 

Der Discovery-Workshop (Teamebene):

  • Ziel des Discovery-Workshops ist es, die nächsten Lösungen und Features zu den Produktideen für die Umsetzung in den agilen Teams festzulegen. Hier werden aktuelle umgesetzt MVPs anhand der Messungen bewertet und neue Ideen besprochen, die umgesetzt werden sollen. Der Discovery-Workshop kann aber auch einfach zur "Ideation" (Ideenfindung) dienen.
  • Typischerweise wird so ein Workshop mit visuellen Tools unterstützt. Neben Whiteboards zum Zeichnen und für Post-its werden gerne diverse Canvas genutzt, um Ideen, Businessmodelle, Lösungen und deren geplante Umsetzung zu visualisieren und daran zu arbeiten.
  • Zentrales Medium ist ein Board, um eine Übersicht über die Ideen und deren aktuellen Status zu haben. Dies ist auch zum Tracken der aktuellen Experimente und MVPs für eine Idee nützlich. Zusätzlich sollten Daten zu Messungen, Hypothesen die einem MVP zugrunde liegen und die daraus gezogenen Schlüsse und auch Entscheidungen transparent sein.

Story Mapping (Teamebene)

  • Story Mapping [7] hilft u. a., Lösungsideen in kleinere Häppchen herunterzubrechen, die für kurze Entwicklungszyklen notwendig sind. Vor allem aber dient es dazu, ein MVP zu schneiden, um schnell Feedback zu einer Produktidee zu bekommen. So können Lösungsideen schnell angepasst und teure Investitionen vermieden werden.
  • Story Mapping bietet als kollaboratives und visuelles Planungstool die Chance, dass Teams wirklich Verantwortung für ihre Produktideen tragen und diese weiterentwickeln, anstatt einfach in einem Backlog die User Stories "überreicht" zu bekommen.

Design Thinking, Lean Startup, Agile Softwareentwicklung (Teamebene)

  • Beim Design Thinking befindet man sich in einer frühen Phase eines Produkts. Hier geht es darum, eine Problemstellung zu verstehen, Ideen zu entwickeln und auszuwählen und bis zu einem Prototyp zu bringen.
  • Bei Lean Startup werden Ideen sehr schnell mit Experimenten in Form von MVPs basierend auf Feedback validiert und dabei verworfen oder geändert. Ein Ziel ist es dabei, die Build-Measure-Learn-Feedbackschleife möglichst schnell zu durchlaufen, um zu lernen. So erhöht sich die Chance auf ein erfolgreiches Produkt.
  • Agile Teams sind breit aufgestellt und hoch qualifiziert. Sie können in kurzen Zyklen qualitative Software liefern und live stellen, mit Continuous Delivery sogar mehrmals täglich.
  • Agile Teams sind dadurch in der Lage, die von Lean Startup benötigte Geschwindigkeit auf die Straße zu bringen. Zusammen mit den Innovationsmethoden vom Design Thinking kann damit aus dem agilen Team ein echtes Innovationsteam werden.

Slack-Time zur Innovation

  • Bekannt sind inzwischen auch Fed-Ex-Days, Ship-It-Days, 20%-Time bei Google und andere Modelle. Slack geht teilweise noch etwas weiter: Slack bedeutet, Zeit zur vollkommen freien, eigenen Verfügung zu haben. Diese kann etwa für Weiterbildung genutzt werden oder eben für eigene Projekte. Ein Beispiel hierzu ist GMail, das aus der 20%-Time bei Google entstanden sein soll.
  • Tony Atkins von Atlassian Support beschrieb in einer Präsentation bei der Atlassian User Group in München [8], dass seine Abteilung mit der 20%-Regelung für Innovation irgendwann nicht weiter skalieren könnte. "Try 80%-Time" ist seine Vision, an Innovationen als Hauptaufgabe zu arbeiten und nur 20% an Bestehendem.

Die Herausforderung: innovativ auf kontinuierlicher Basis

Faszinierende Ideen oder innovative Kundenprojekte basieren in Unternehmen noch immer häufig auf dem Engagement von Einzelnen. Doch wie können Unternehmen kontinuierlich und wiederholbar neue Ideen hervorbringen, um Innovationen zu schaffen? Wie lässt sich so etwas skalieren? Manche Arten von Herausforderungen sind eher prozessual:
  • Ideenfindung: Wie finde ich neue Ideen?
  • Methoden: Welche Methoden nutzt man?
  • Prozess: Wie passt das alles zusammen in einen Prozess, um einen Flow an Methoden von der ersten Idee bis zur Livestellung der Produktidee zu erhalten
Manche Arten eher praktischer Natur:
  • Eigeninitiative: Wie finde ich motivierte Mitarbeiter, die Eigeninitiative zeigen?
  • Zeit/Budget: Wie stellt man Zeit und Budget für Innovationen zur Verfügung, die nicht in Konkurrenz zu bestehenden Produkten steht?
  • Skalierung: Jetzt habe ich das erste Produkt live gestellt. Wie bilde ich daraus einen tragfähigen Umsatzträger?

Fazit: Innovation mit agilen Teams

Die Fallstudie zur "Produktentwicklung mit Lean Startup Methoden in agilen Teams" kommt der Vision sehr nahe, mit agilen Teams kontinuierlich Innovationen im Unternehmen zu schaffen. Wichtig ist, dass dabei nicht einfach nur neue Features mit Lean Startup-Methoden validiert werden und bestehende Produkte verbessert und erweitert werden. Auch sollte nach wirklich komplett neuen Ideen und disruptiven Innovationen gesucht werden.
  • Verbinden Sie dazu agile Methoden mit Design Thinking und Lean Startup in Produktinnovationsteams, die Verantwortung für ihre neuen Ideen über den gesamten Entwicklungs- und Produktlebenszyklus haben.
  • Das Lernen darüber, was Kunden wirklich brauchen, tritt immer mehr in den Vordergrund. Die Geschwindigkeit des Lernens wird dadurch zum KPI für die Fähigkeit der Teams Innovationen kontinuierlich zu erschaffen. Ohne Investition in "Continuous Delivery" bzw. Automatisierung zur "Lieferung auf Knopfdruck" sind diese sehr kurzen Lernzyklen nicht umzusetzen.
  • Deshalb bilden auch Agile Teams mit ihrer Entwicklung qualitativ hochwertiger Produkte in kurzen Entwicklungszyklen das Fundament für ein Unternehmen, das schneller lernen will als die Konkurrenz, um sein Überleben zu sichern.

Loslegen: Fünf Tipps zum Anfangen

  1. Eine der schnellsten und wirkungsvollsten Methoden, um ein Verständnis für Lean Startup zu entwickeln, ist ein intensiver Workshop wie z. B. die Lean Startup Machine. Schicken Sie motivierte Mitarbeiter oder sogar gesamte Teams, die Veranstaltungen finden in größeren Städten in regelmäßigen Abständen statt [9].
  2. Schaffen Sie den organisatorischen Rahmen und zeitliche Freiräume. Lassen Sie die Zeit für Innovation nicht mit individuellen, Team- oder Abteilungszielen konkurrieren.
  3. Seien sie transparent, arbeiten Sie visuell und nutzen Sie ein Canvas zur Ausarbeitung Ihrer Geschäftsmodell-Idee (z. B. den Business Model Canvas) oder der Produkte, sowie Boards zum Tracken Ihrer Experimente.
  4. Lassen Sie ihre Teams nicht alleine. Ein einmaliges Training reicht sicher nicht aus, begleitendes Coaching und Mentoring, sowie der Aufbau einer Community sind essentiell.
  5. Einfach anfangen! Selbst wenn Sie nur mit einem kleinen Team und nur einer Idee starten, bekommen Sie ein Gespür, wie Lean Startup in Ihrem Unternehmen funktionieren kann.

Entwicklung: Der Weg dahin

  • Entwicklung der Mitarbeiter und Teams: Agile, Continuous Delivery und Dev-Ops, Lean Startup, Design Thinking, Innovationsmethoden
  • Entwicklung der Organisation: Freiräume/ Rahmen setzen
  • Entwicklung der Motivation: Eigeninitiative fördern
  • Entwicklung der Methoden: Lean Startup-Mindset und Toolset

Fähigkeit zur Innovation: Einschätzung mit Reifegradmodellen

Um einzuschätzen, ob Teams überhaupt reif genug sind, um Innovationen zu schaffen,  bzw. um abzuschätzen, wie weit die Teams noch entwickelt werden müssen, kann man als Hilfestellung "Team-Maturity" Modelle wie "Shu-Ha-Ri" [10] oder "Agile Fluency" [11] nutzen.

Shu-Ha-Ri

Im Level "Shu" geht es darum, die Regeln zu befolgen, d. h. agile Entwicklung lernen. Hier ist noch kein Fokus auf Innovation sinnvoll. Im Level "Ha", wenn das Team die Regeln verinnerlicht hat, geht es vor allem um effizientes Arbeiten, hier ist bereits ein Fokus auf Verbesserungsinnovationen möglich. Doch erst im Level "Ri", wenn ein Team anfängt, die Regeln zu brechen und es die Hintergründe der agilen Arbeit wirklich verstanden hat, sind wirklich gute Voraussetzungen geschaffen, um eher wie ein Start-up im Unternehmen zu agieren (Intrapreneurship) und kontinuierlich an disruptiven Innovationen zu arbeiten.

Quellen

[1] PWC-Studie: Innovation – Deutsche Wege zum Erfolg
[2] Steve Denning: Why U.S. Firms Are Dying: Failure To Innovate
[3] Gründerszene.de: Begriffsklärung "LEAN Startup"
[4] Eric Ries (2011): The Lean Startup
[5] Google Ventures: Product Design Sprint
[6] Adobe Kickbox
[7] Jeff Patton with Peter Economy (2014): User Story Mapping: Discover the Whole Story, Build the Right Product
[8] Tony Atkins, Atlassian (Youtube): Building a Culture of Lean Innovation
[9] leanstartupmachine.com
[10] Lyssa Adkins (2010): Coaching Agile Teams: A Companion for ScrumMasters, Agile Coaches, and Project Managers in Transition
[11] Agile Fluency
 

Autor

Nils Bernert

Nils Bernert ist Senior Consultant bei der Valtech GmbH und als Trainer und Coach für agile Methoden sowie als Lean Startup Coach im Einsatz. Er hat langjährige Erfahrung mit agilem Coaching und dem Einsatz von Scrum mit…
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