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Marco Föllmer 07. Juli 2020

Sicheres und komfortables Arbeiten von zu Hause – heute und in Zukunft

Das mobile Arbeiten aus dem Homeoffice ist für viele Mitarbeiter und Führungskräfte zur gelebten Realität geworden. Doch auch außerhalb von Krisensituationen bietet der digitale Arbeitsplatz sowohl den Firmen als auch deren Mitarbeitern viele Vorteile. Der Wunsch nach mehr Homeoffice-Möglichkeiten wird uns daher immer häufiger begegnen. Hierfür werden strategische Konzepte, technische Strukturen und organisatorische Rahmenbedingungen benötigt. Denn es gilt, den Nutzern ein produktives Arbeiten mit reibungslosen und einfachen Prozessen zu ermöglichen, während sensible Unternehmensdaten geschützt bleiben.

In diesem Beitrag zeigt Marco Föllmer, Security-Experte und Geschäftsführer, wie die Einführung eines Homeoffice-Modells gelingt – auf sichere und nutzerfreundliche Art und Weise.

Hohe Zufriedenheit mit der Homeoffice-Situation

Durch die von Bund und Ländern beschlossenen Kontaktbeschränkungen im Zuge der Corona-Pandemie haben viele Unternehmen ihre Tätigkeiten ins Homeoffice verlagert. Für die meisten Arbeitnehmer war dies eine vollkommen neue Situation. Denn vor der Corona-Krise ermöglichte es laut einer Bitkom-Studie nur jedes dritte Unternehmen seinen Mitarbeitern, von zu Hause aus zu arbeiten [1]. In den letzten Wochen mussten viele Firmen daher ad hoc neue oder geänderte Strukturen schaffen, um das Homeoffice kurzfristig zu etablieren.

Trotz der Kurzfristigkeit ist die Zufriedenheit hoch: Laut ersten Erkenntnissen einer Studie des Fraunhofer-Instituts für Angewandte Informationstechnik (FIT), die noch weitergeführt wird, sind über 80 Prozent der Befragten zufrieden mit der Arbeit im Homeoffice [2]. Ausschlaggebend für ihre Zufriedenheit ist vor allem die Aufrechterhaltung der eigenen Produktivität am heimischen Arbeitsplatz. Faktoren wie eine gute technische Ausstattung, etablierte Arbeitsroutinen, gute Interaktionsmöglichkeiten mit dem Team sowie die Trennung von Beruf und Privatleben haben hierzu beigetragen.

Flexibleres Arbeiten wird gewünscht

Durch die positiven Erfahrungen der letzten Wochen möchten viele Mitarbeiter auch nach der Corona-Pandemie gelegentlich aus dem Homeoffice arbeiten. Denn die flexible Wahl des Arbeitsplatzes hat viele Vorteile. Und zwar nicht nur für Arbeitnehmer, sondern auch für Arbeitgeber. Mitarbeiter können ihre tägliche Arbeit ortsunabhängig und entlang ihrer individuellen Bedürfnisse gestalten. Das schafft ein effizientes und produktives Arbeitsklima und sorgt für eine erhöhte Mitarbeiterzufriedenheit sowie eine stärkere Bindung an den Arbeitgeber.

Unternehmen auf der anderen Seite profitieren von der erhöhten Produktivität und Motivation ihrer Mitarbeiter und können durch agile Arbeitsmöglichkeiten besser auf Veränderungen reagieren. Das Homeoffice-Angebot sorgt zudem für einen Anstieg der Arbeitgeberattraktivität: So ziehen insbesondere Berufsanfänger und Young Professionals mobile Arbeitsmöglichkeiten als Kriterium bei ihrer Arbeitgeberwahl heran. Laut einer Studie des Centre of Human Resources Information Systems (CHRIS) der Universitäten Bamberg und Erlangen-Nürnberg würden rund 40 Prozent der Generation Z (die nach 1994 geborenen Generationen) eine Stelle ohne Homeoffice-Option sogar ablehnen [3]. Ein weiterer Vorteil besteht darin, dass Unternehmen deutlich mehr potentielle Mitarbeiter erreichen können, wenn der Wohnort kein relevantes Kriterium beim Recruiting darstellt. 

Homeoffice sicher und nutzerfreundlich ermöglichen

Mitarbeiter und Arbeitgeber können also von vielen Vorteilen profitieren. Voraussetzung dafür ist allerdings die richtige Umsetzung des Homeoffice-Modells. Hierfür müssen vor allem zwei wichtige Bedingungen erfüllt werden: Die Arbeit von zu Hause muss zum einen genauso sicher sein wie im Büro und sie muss zum anderen genauso komfortabel sein. Denn nur, wenn Prozesse nutzerfreundlich gestaltet sind, führt dies auch zu einer erhöhten Produktivität und Zufriedenheit der Mitarbeiter. Dank moderner Technologien lässt sich beides gut vereinbaren.

Grundsätzliche Fragen zur Realisierung des Homeoffice

Im ersten Schritt müssen die individuellen Anforderungen des Unternehmens erfasst werden, um darauf aufbauend eine passende Strategie erarbeiten zu können. Dabei sollten sich Unternehmen beispielsweise über folgende Fragen Gedanken machen:

  • Welche Mitarbeitergruppen sollen wann und zu welchem Zweck aus dem Homeoffice arbeiten?
  • Welche Tätigkeiten sollen zu Hause – neben dem Empfangen und Schreiben von Mails und Telefonaten – durchgeführt werden?
  • Welche Prozesse lassen sich 1:1 im Homeoffice abbilden, bei welchen ist das nicht der Fall?
  • Zu welchen Diensten und Systemen benötigen welche Mitarbeiter Zugriff?
  • Welche Serverkapazitäten sind erforderlich?
  • Welche Anforderungen stellen die Nutzer an Geräte, Anwendungen und deren Nutzerfreundlichkeit? 

Richtige Gerätelandschaft

Als nächstes sollte die Frage geklärt werden, welche Geräte im Homeoffice zum Einsatz kommen sollen. Grundsätzlich ist dabei zu entscheiden, ob Mitarbeiter ausschließlich mit ausgegebenen Firmengeräten arbeiten sollen oder auch über private Geräte (Bring Your Own Device) auf Unternehmensanwendungen zugreifen dürfen.

Die Nutzung von Firmengeräten bietet den Vorteil, dass sowohl die Verwaltung als auch die Trennung von beruflichen und privaten Daten einfacher gelingt und die Komplexität der Gerätelandschaft gesteuert werden kann. Letzteres ist nicht der Fall, wenn auch BYOD-Geräte genutzt werden dürfen, da die Anzahl der unterschiedlichen Modelle und Betriebssysteme dann schwierig zu kontrollieren ist. Somit ist auch die Verwaltung der Geräte durch die Unternehmens-IT deutlich aufwändiger. Sind in einem Unternehmen bisher aber beispielsweise keine Laptops oder Firmenhandys im Einsatz, so müssten hohe Investitionen für die Bereitstellung solcher Geräte getätigt werden. In einem solchen Fall kann unter anderem die Einbindung privater Geräte eine Option sein. Denn auch sie lassen sich verwalten und berufliche und private Daten beispielsweise mittels Container-Lösung trennen.

Die passenden Betriebssysteme

Bei der Geräte-Strategie und notwendigen Neuanschaffungen spielen auch die Betriebssysteme eine Rolle. Denn es bieten zwar alle Betriebssysteme – ganz gleich ob macOS und iOS oder Windows und Android – mittlerweile einen vergleichbaren Funktionsumfang und Sicherheitsoptionen. Sie unterschieden sich aber in einigen Funktionen, in der Art und Weise, wie die Geräte verwaltet und abgesichert werden, sowie im Preis.

So überzeugen Geräte von Apple beispielsweise durch ihre Update-Policy. Denn in regelmäßigen, meist kurzen Abständen werden neue Features entwickelt und verteilt, durch die etwaige Sicherheitslücken frühzeitig geschlossen und neue Verwaltungs- und Nutzungsmöglichkeiten geschaffen werden. Bei Android-Geräten unterliegen Betriebssystem-Updates hingegen häufig noch individuellen Richtlinien der jeweiligen Gerätehersteller und werden oftmals mit Verzögerung verteilt.

Google bietet aber mit der Auszeichnung "Android Enterprise Recommended" ein Gütesiegel an, das Geräte kennzeichnet, die sich besonders für den Unternehmenseinsatz eignen [4]. Das Siegel wird nur dann vergeben, wenn die Geräte – neben anderen notwendigen Voraussetzungen – innerhalb von 90 Tagen System-Updates erhalten. Aufgrund des geschlossenen Ökosystems von Apple ist es zudem deutlich einfacher, eigene Apps für Apple-Hardware zu programmieren, da dies nur für eine begrenzte Anzahl von Modellen geschehen muss. Bei Android-Handys und -Tablets ist dieser Aufwand durch die Vielfalt der Geräte wesentlich höher. Deutlich niedriger hingegen ist meist der Preis der Android- und Windows-Geräte und gerade mit Windows-Geräten sind viele Nutzer auch deutlich vertrauter.

In der Praxis sieht es häufig so aus, dass sowohl iOS- und macOS- als auch Android- und Windows-Geräte zum Einsatz kommen. Die Verwaltung der Geräte wird dadurch zwar komplexer, ist aber dank moderner Technologien gut handhabbar.

Zentrale Geräteverwaltung

Ganz gleich für welches Nutzungskonzept, welche Betriebssysteme und Gerätetypen sich ein Unternehmen entscheidet – es ist wichtig, anschließend eine Lösung auszuwählen und zu implementieren, mit der die Geräte, Anwendungen und Daten zuverlässig verwaltet und abgesichert werden können. Hierfür eignet sich zum Beispiel der Einsatz eines Unified Endpoint Management-Systems (UEM). Eine solche zentrale Verwaltungssoftware ist unabdingbar, um bei überschaubarem Aufwand der IT-Abteilung für Sicherheit und Produktivität sorgen zu können.

UEM-Systeme ermöglichen es, Unternehmensdaten und Apps sowie den Zugriff darauf zu verwalten und sensible Daten bei Bedarf vom Gerät zu löschen. Kommt es zu einer Cyberattacke oder zum Verlust des Geräts, können alle wichtigen Daten von der IT sofort remote gelöscht werden. Und auch Updates können zentral verteilt werden. So wird gewährleistet, dass eventuelle Sicherheitslücken zeitnah geschlossen werden. Ein weiterer Sicherheitsfaktor: Mithilfe eines UEM-Systems kann ein eigener App-Store bereitgestellt werden, in dem sich ausschließlich vom Unternehmen freigegebene Apps befinden. So können sichere Apps zur Verfügung gestellt werden, die beispielsweise zum Öffnen wichtiger Dokumente verwendet werden sollen.

Sicherer Datenverkehr

Im nächsten Schritt stellt sich die Frage, wie die Geräte im Homeoffice eine sichere Verbindung zu den Anwendungen und Diensten des Unternehmens aufbauen sollen. Als Netzwerk wird vielfach das heimische WLAN genutzt, welches allerdings ein attraktives Einfallstor für Cyberkriminelle darstellt. Die Verbindung zu Unternehmensressourcen sollte daher abgesichert werden – beispielsweise mittels VPN-Client. Solche Lösungen verschlüsseln den Datenverkehr zwischen dem mobilen Endgerät und den IT-Systemen des Unternehmens in Echtzeit und gewährleisten so eine erhöhte Sicherheit. In einigen UEM-Systemen ist ein VPN-Modul bereits integriert. Es besteht aber ebenfalls die Möglichkeit, Lösungen von Drittanbietern einzubinden. Der Einsatz einer VPN-Lösung ist in jedem Fall ratsam – auch weil viele VPN-Anbieter noch zusätzliche Funktionen anbieten. Sie können beispielsweise auch für eine Optimierung und Stabilisierung der Verbindungsqualität sorgen und Mehrfach-Logins oder schlechte Ton- und Bildqualitäten bei Videokonferenzen abfedern.

Effiziente Kommunikation

Mitarbeiter sollten in Echtzeit miteinander kommunizieren und Informationen austauschen können. Dies ist besonders dann wichtig, wenn Mitarbeiter sich nicht täglich sehen. Die Bereitstellung einer datenschutzkonformen Kommunikationslösung sollte daher auch zur Standardausstattung im Homeoffice gehören. Nur so können die Distanz und der fehlende physische Kontakt von Mitarbeitern untereinander, aber auch zu Geschäftspartnern ausgeglichen werden.

Zuverlässige Infrastruktur

Interne und externe Systeme sollten hinsichtlich ihrer Erreichbarkeit und Kapazität so aufgestellt sein, dass Anwendungen auch dann reibungslos genutzt werden können, wenn sehr viele oder sogar alle Mitarbeiter aus dem Homeoffice darauf zugreifen. Hierbei ist der Einfluss des Unternehmens je nach Lösung unterschiedlich. So behält die interne IT bei On-Premise-Lösungen, die im Rechenzentrum des Unternehmens installiert sind, zwar die volle Kontrolle über die Daten und IT-Server, die Skalierbarkeit der Lösungen ist hierbei aber häufig begrenzt. Cloud-Lösungen sind hingegen sehr gut skalierbar und können Auslastungsspitzen, wie etwa während der Corona-Pandemie, flexibel auffangen. Den hohen Anforderungen an den Datenschutz können viele ebenfalls gerecht werden. Geeignete Cloud-Umgebungen sind unter anderem durch eine entsprechende Zertifizierung, beispielsweise durch ein ISO 27001-Zertifikat, zu erkennen.

Sichere Zugriffe

Der Zugriff auf Daten und Anwendungen des Unternehmens sollte umfassend abgesichert werden. In Zeiten von intelligenten Cyberangriffen und vermehrtem mobilen Arbeiten außerhalb des Unternehmensnetzwerks sind hierfür komplexe Ansätze notwendig – wie zum Beispiel der sogenannte Zero-Trust-Ansatz.

Dieser sieht vor, dass jede Anwendung, jeder Benutzer und jedes Gerät zunächst als potentielle Bedrohung wahrgenommen wird. Selbst dann, wenn die Zugriffsanfrage aus dem internen Netzwerk stammt. Anfragen sollen demnach anhand verschiedener Faktoren geprüft werden und auf dieser Basis soll ein entsprechendes Login-Verfahren ausgewählt werden. So soll beispielsweise geprüft werden, ob der Zugriff von einem gemanagten Gerät angefordert wird, welches mehr Vertrauen genießt als ein nicht-verwaltetes Gerät. Und auch der Nutzer selbst kann als Kriterium herangezogen werden. Ist er zum Beispiel im Active Directory hinterlegt, wird ihm ein größeres Vertrauen entgegengebracht. Gleiches gilt, wenn der Nutzer auf eine aus dem Firmen-App-Store heruntergeladene App zugreifen möchte, da diese Quelle als sicher gilt. Stammt die App hingegen aus einem öffentlichen App-Store, können zusätzliche Schritte zur Authentifizierung notwendig werden. Ein stärkeres Authentifizierungsverfahren kann beispielsweise die Multi-Faktor-Authentifizierung sein. Durchsetzen lässt sich dieses Konzept ebenfalls mithilfe eines UEM-Systems. Hier können die beschriebenen Richtlinien definiert und an die Geräte verteilt werden.

Mehr Nutzerfreundlichkeit

Authentifizierungsverfahren wie die Multi-Faktor-Authentifizierung sind zwar sicher, allerdings häufig zeitaufwändig und im Arbeitsalltag für den Nutzer störend. Der Zero-Trust-Ansatz kann jedoch nicht nur die Sicherheit erhöhen. Er kann auch für mehr Nutzerfreundlichkeit sorgen. Denn die Richtlinien, die im UEM-System definiert werden, können auch regeln, in welchen Situationen ein Zugriff sogar ganz ohne Passwort gewährt wird. Dies kann beispielsweise dann der Fall sein, wenn ein bekannter Nutzer mit einem verwalteten Gerät, welches über ein entsprechendes Zertifikat verfügt, auf eine App aus dem Unternehmens-App-Store zugreifen möchte. So lässt sich sowohl die benötigte Datensicherheit als auch eine hohe Nutzerfreundlichkeit erreichen. Beides ist beim mobilen Arbeiten enorm wichtig.

Sensibilisierung der Mitarbeiter

Wenn alle Rahmenbedingungen geschaffen sind, sollten im nächsten Schritt die Mitarbeiter "abgeholt" werden. Denn ein weiterer wichtiger Baustein für eine erfolgreiche Homeoffice-Strategie ist die Aufklärung und Sensibilisierung der Mitarbeiter hinsichtlich des effektiven und sicheren Umgangs mit mobilen Endgeräten. Unternehmen sollten Nutzer daher darin schulen, zu Hause oder unterwegs mit Bedacht zu agieren und Angriffe außerhalb des Unternehmensnetzwerkes zu erkennen. Es empfiehlt sich, verbindliche Richtlinien und Tipps für den Umgang mit mobilen Endgeräten im Homeoffice aufzustellen. Diese sollten beispielsweise auf folgende Fragen Antworten geben: Wie kann ich auf Unternehmensressourcen zugreifen? Was darf auf den Geräten gespeichert werden? Welche Apps dürfen heruntergeladen werden? Welche Netzwerkverbindungen sind außerhalb des Firmengeländes zu nutzen? Dieses Regelwerk wird gerade Homeoffice-Neulingen den Einstieg erleichtern.

Fazit

Arbeiten wird zukünftig zunehmend auch außerhalb des Unternehmens stattfinden. Weil Krisensituationen dies eventuell wieder erfordern, aber vor allem, weil sich die Bedürfnisse der Mitarbeiter stetig ändern und der Wunsch nach mehr Homeoffice immer größer wird. Die Schaffung von sicheren und komfortablen IT-Strukturen für den Arbeitsplatz im Homeoffice sollte daher bei jedem Unternehmen auf der Agenda stehen.

Quellen
  1. Bitkom: Jedes dritte Unter­nehmen bietet Arbeit im Home­office an
  2. Fraunhofer-Institut für Angewandte Informationstechnik (FIT): Homeoffice Studie
  3. Centre of Human Resources Information Systems (CHRIS): Recruiting Trends 2020
  4. Android Enterprise Recommended: Von Google geprüfte Geräte und Dienste

Autor

Marco Föllmer

Marco Föllmer ist IT-Experte und Geschäftsführer der EBF GmbH aus Köln. Mit einem fast 100-köpfigen Team erarbeitet er Lösungen für komplexe Enterprise Mobility-Herausforderungen und erstellt individuelle Konzepte für den…
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