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Nedo Bartels, Matthias Koch & Anna Schmitt 10. August 2021

Digitale Ökosysteme im ländlichen Raum

Methoden zur Geschäftsmodell-Entwicklung

Um nun ein für Nutzer:innen und Unternehmen wertgenerierendes Geschäftsmodell zu entwickeln, gibt es zahlreiche Methoden. Mit Hilfe der Methoden wird ein einheitliches Verständnis aller Beteiligten bzgl. des aktuellen Geschäftsmodells der Unternehmung generiert, in dem folgende Fragen beantwortet werden: Wer ist/sind die Zielgruppe(n)? Was bietet der Anbieter des Ökosystem-Services an? Wie erzielen die im Ökosystem Beteiligten Wert (Einnahmen, Kosten, Schlüsselressourcen/-aktivitäten)? Zum Generieren eines funktionierenden Geschäftsmodells können die Methoden entweder dazu genutzt werden, ein von Grund auf neu aufgesetztes Modell zu erstellen oder das existierende Geschäftsmodell zu innovieren. Sie lassen sich grob in drei Kategorien einteilen: Methoden zur Entwicklung klassischer Geschäftsmodelle, Methoden zur Entwicklung digitaler Geschäftsmodelle und Methoden zur Innovation von Geschäftsmodellen.

Methoden zur Entwicklung klassischer Geschäftsmodelle

Die Methoden zur Entwicklung klassischer Geschäftsmodelle unterscheiden sich dahingehend von den Methoden der digitalen Geschäftsmodelle, dass sie in ihrem Aufbau und ihrer Entwicklung auf eine übliche Produkt-Wertschöpfungskette ausgelegt sind. Das heißt, es agieren ein Produzent und mehrere Kunden:

Lieferant von Produktionsteilen an Unternehmen -> Produktion des Produktes in Unternehmen (ein Produzent) -> Marketing & Vertrieb des produzierten Produktes durch Unternehmen -> Kund:innen.

Allen voran ist hier die Methode des Value Proposition Design von Osterwalder und Pigneur zu nennen, welche als Vorreiter aller Geschäftsmodell-Entwicklungsmethoden gesehen werden kann [1;2]. Sie besteht aus zwei Hauptbestandteilen: dem Value Proposition Model und dem Business Model Canvas. Eine weitere klassische Methode zur Geschäftsmodellentwicklung ist Running Lean von Ash Maurya [3]. Sein Lean Canvas ist eine Adaption des Business Model Canvas von Osterwalder. Weitere Ansätze sind beispielsweise STOF [4] und die Blue-Ocean-Strategie [5].

Methoden zur Entwicklung digitaler (Plattform-)Geschäftsmodelle

Durch die zunehmende Digitalisierung müssen nicht nur die Definitionen eines Geschäftsmodells hin zu einem digitalen Geschäftsmodell angepasst werden, sondern auch die Methoden für deren Entwicklung. Einen der Anfänge machten Walter und Hoogedoorn, die das Platform Business Model Canvas[6] entwickelten und für dieses ein Online-Tool bereitstellten. Es ermöglicht mit seiner Visualisierung, das Verhältnis und den Austausch mehrerer Teilnehmer auf Anbieter- und Kundenseite detailliert und übersichtlich darzustellen. Wichtig zu beachten ist, dass Teilnehmer (zeitgleich) in mehreren verschiedenen Rollen parallel in Erscheinung treten können. Eine sehr umfassende "Methode", die jedoch weniger eine Methode, sondern mehr eine Zusammenstellung an unterschiedlichen Tools ist, ist das Platform Innovation Toolkit[7]. Dieses wurde von Walter, Lohse und  Guzman entwickelt und bietet neben dem bereits genannten Platform Business Model Canvas (hier: Platform Value Canvas), 16 weiteren Tools, die der Entwicklung eines Plattform-Geschäftsmodells dienen. Eine umfassende Sammlung an Methoden findet sich auch im Sammelwerk "Das Geschäftsmodell-Toolbook für digitale Ökosysteme" von von Engelhardt und Petzolt [8]. Mitunter darin enthalten ist das eben beschriebene Platform Innovation Toolkit sowie die Methoden IoT Innovation Canvas und IoT Value Network, RWTH/VDI Industrie 4.0 Canvas, Ecosystem Participation Navigator, Platform Design Toolkit, Digital Platform Canvas und Smart Service Design.

Methode zur Geschäftsmodell-Innovation

Die bisher vorgestellten Methoden dienen dazu, klassische oder digitale Geschäftsmodelle zu entwickeln, helfen jedoch wenig, um bestehende Geschäftsmodelle zu innovieren. Ein Ansatz, der sich durch Innovation und Durchbrechen von bestehenden Geschäftsmodellen auszeichnet, ist der Business Modell Navigator von Gassmann, Frankenberger und Csik [9]. Er stellt 55 unterschiedliche Musterkarten bereit, die jeweils ein bereits existierendes Geschäftsmodell (Pay per Use, Fremium etc.) beschreiben und die auf das eigene Geschäftsmodell übertragen werden können. Die 55 Muster stellen bestehende Geschäftsmodelle aus allen Bereichen dar, seien es klassische oder digitale Geschäftsmodelle.

Geschäftsmodell-Entwicklung für Digitale Ökosysteme der öffentlichen Hand

Dass sich Digitale Ökosysteme der öffentlichen Hand in gewissen Aspekten von anderen Digitalen Ökosystemen unterscheiden wurde bereits bei den Herausforderungen beim Aufbau eines Digitalen Ökosystems dargelegt. Die Herausforderungen spiegeln sich auch in der Erstellung von Geschäftsmodellen für solche Digitalen Ökosysteme wider. So ist auch das Digitale Ökosystem im Projekt Smarte.Land.Regionen (SLR-Ökosystem) und das zugehörige Geschäftsmodell von diesen Herausforderungen betroffen. Wir berichten im Folgenden von unserer Vorgehensweise und unseren Erfahrungen aus diesem Projekt.

Auf der Suche nach einer geeigneten Methode zur Entwicklung eines Geschäftsmodells für das SLR-Ökosystem betrachteten wir zunächst die existierenden Ansätze. Wir entschieden uns gegen die Methode der Geschäftsmodell-Innovation von [9]. Dessen Vorgehensweise basiert darauf, zunächst das aktuelle Geschäftsmodell im Detail zu skizzieren und dann u. a. durch die Musterkarten zu innovieren. Da jedoch noch kein Geschäftsmodell existierte, wurde diese Methode ausgeschlossen. Auch entschieden wir uns in der Folge gegen eine Methode zur Geschäftsmodell-Entwicklung – klassisch wie digital. Grund war, dass es für unsere Zwecke keine Methode gab, die all die zuvor genannten Aspekte abdeckte, die wir detailliert für das SLR-Ökosystem beachten mussten, wie z. B. die Rollen der Partner und Community im Digitalen Ökosystem, die Beziehungen der Akteure und deren Aktivitäten, die Assets und das Einnahmemodell. Die Methoden geben zwar an, bei der Entwicklung solcher Aspekte zu helfen. Ohne eigene, grundlegende Vorarbeiten, die dem Ausfüllen und somit der "Entwicklung" der Templates dienen, sind die Methoden in diesem spezifischen Kontext nicht hilfreich. Sie helfen vielmehr, das Existierende strukturiert aufzuschreiben. Unternehmen erhalten dadurch einen strukturierten, detaillierten Überblick über ihr Geschäftsmodell. Dieser bildet die Basis für Unternehmen, sich Gedanken darüber zu machen, an welchen Punkten sie ansetzen wollen, um ihr Geschäftsmodell zu überarbeiten. Zur Entwicklung auf der grünen Wiese, wie im Falle des SLR-Ökosystems, helfen die Methoden jedoch weniger.

Grundlagen zur Gestaltung eines Geschäftsmodells schaffen

Eine gemeinsame Basis und ein gemeinsames Verständnis unter denjenigen, die mit der Arbeit an einem Geschäftsmodell betraut sind, sind essentiell, um ein funktionierendes und erfolgreiches Geschäftsmodell zu entwickeln. Unser primäres Ziel im Kontext das Projekts Smarte.Land.Regionen war es daher, zunächst eine gemeinsame Wissens- und Verständnisbasis bzgl. des Digitalen Ökosystems zu entwickeln. Die Tangible-Ecosystem-Design-Methode [10] hat zum Ziel, mit Hilfe von Playmobil-Spielzeugen die Ideen hinsichtlich eines zu entwickelnden Digitalen Ökosystems konkret zu visualisieren und greifbar zu machen. Mithilfe dieser Methode generierten wir ein gemeinsames Verständnis für die Aufgaben, die Inhalte und das Design des Smarte.Land.Regionen-Ökosystems. Konkret lassen sich durch die Methoden die folgenden Fragen konkret beantworten, welche eine wichtige Informationsgrundlage für die nachfolgende Gestaltung des Geschäftsmodells bilden und in einer Vision für das SLR-Ökosystem zusammengefasst wurden.

  • Wer ist die Zielgruppe?
  • Welche (vermuteten) Bedürfnisse adressiert das Digitale Ökosystem?
  • Was ist der Kernnutzen?
  • Was unterscheidet das Digitale Ökosystem von bestehenden Lösungen?
  • Was bringt die Stakeholder dazu, mitzumachen?

Die Gestaltung des Geschäftsmodells

Nach der Erarbeitung der Grundlagen lag der Fokus auf der Konkretisierung der Funktionsweise des SLR-Ökosystems und wer am SRL-Ökosystem teilnehmen sollte, welche Rolle die Teilnehmer:innen innehaben, welche Rolle wie mit einer anderen Rolle interagiert, in welcher Beziehung die Rollen zueinanderstehen, welche Assets und Geldbeträge zwischen den Rollen fließen, welche Verträge geschlossen werden, und welche Motivationen die Teilnehmer:innen haben, im SLR-Ökosystem aktiv zu sein. Es ging also darum, der groben Vision durch die Detaillierung Leben einzuhauchen und zu ermitteln, wie sie in der realen Welt langfristig Bestand haben könnte, d h. wie das Geschäftsmodell zur Vision des SRL-Ökosystems aussehen könnte. Dazu wählten wir eine iterative Vorgehensweise, bei der wir unterschiedliche Methoden (Service Map und Value Flow) mehrfach durchliefen, um eine stetige Fokussierung und Detaillierung zu erlangen.

Zur Detaillierung der Vision wurde eine Service Map aufgebaut. Diese setzt die Rollen im Digitalen Ökosystem zueinander in Beziehung, indem konkrete Verbindungen verschiedenen Typs eingezeichnet werden. Konkret werden Geldflüsse, Asset-Flüsse und Verträge zwischen den Rollen visualisiert (s. Abb. 2). Hinsichtlich der Verträge waren im Kontext des SLR-Ökosystems vor allem die Aspekte der Ausschreibung und Rahmenverträge zu beachten, die für die Teilnehmer im Digitalen Ökosystem relevant sind, da sie den Regularien der öffentlichen Hand unterliegen. Aus dieser Darstellung ergab sich ein Bild an relevanten Rollen, deren Verbindungen untereinander sowie deren Aktivitäten auf der Plattform. Im Anschluss an diese Aktivität erfolgte eine konkrete Benennung der Assets und des Wertversprechens sowie die detaillierte Ausarbeitung eines Kosten- und Erlösmodells und eines Abrechnungsszenarios.

Um dieser Ausarbeitung nachzukommen, d. h. um die Asset- und Geldflüsse zwischen den Rollen im SLR-Ökosystem zu konkretisieren, wurde vom Fraunhofer IESE die Value-Flow-Methode entwickelt and angewendet. Sie leitet sich (a) vom RWTH/VDI Industrie 4.0 Canvas ab, welches sowohl die Ausarbeitung relevanter Geschäftsmodelldimensionen einzelner Ökosystemteilnehmer als auch übergeordnete Ökosystembeziehungen ermöglicht, und (b) von der Tangible-Ecosystem-Design-Methode. Ähnlich zum Industrie 4.0 Canvas erlaubt die Value-Flow-Methode eine Modellierung einzelner Flüsse zwischen internen und externen Leistungsversprechen und ermöglicht eine Abbildung der Ökosystemzusammenhänge. Ziel der Methode ist demzufolge auch das Herstellen von Verbindungen und Abhängigkeiten zwischen den im SLR-Ökosystem teilnehmenden Rollen in Bezug auf die Asset- und Geldflüsse. Hierzu wurden alle Rollen individuell betrachtet und mit Input- und Output-Pfeilen versehen. Die Input-Pfeile stehen dafür, was die Rollen aus dem System, hier dem SLR-Ökosystem, erhalten. Die Output-Pfeile stehen dafür, was die Rollen in das System zurückgeben möchten. Den Value stellen zu Beginn der Anwendung die Assets und das Geld dar, da sie die Kernelemente des Value Flow sind. Abb. 3 zeigt die visuelle Struktur der Methode, die für jede Rolle ausgefüllt wird. Es ist jedoch kein Muss, dass jede Rolle sowohl Geld- und Asset-Flow bei den Input-Pfeilen als auch bei den Output-Pfeilen verzeichnet. Eine Rolle kann beispielsweise zwar als Input-Pfeile sowohl Geld- als auch Asset-Pfeile haben, als Output-Pfeile jedoch nur Assets.

Sind alle Rollen der Ökosystem-Plattform mit den für sie relevanten Asset- und Geldpfeilen versehen, werden die Pfeile miteinander verbunden und zwar so, dass die Output-Pfeile mit den zugehörigen Input-Pfeilen verbunden sind (s. Abb. 4). Ziel des Verbindens ist es zu erkennen, welche Input- und Output-Pfeile keine Verbindung zu anderen Pfeilen haben. Für diese Pfeile muss deren Wertigkeit für die Rolle als auch für das gesamte Digitale Ökosystem überdacht werden. Durch die fehlenden Verbindungen ist es möglich, dass das Asset oder das Geld dieser Pfeile im Gesamtbild keinen oder kaum einen Mehrwert mehr darstellen.

Eine Herausforderung in der Anwendung der Methode liegt darin, ein geeignetes Abstraktionslevel zu finden. Es sollte nicht zu feingranular gearbeitet werden, da die Methode sonst schnell ihren großen Vorteil der Übersichtlichkeit verliert. Es sollte aber auch nicht zu grob dokumentiert werden, da sonst wichtige Value Flows verloren gehen. So wurden in der ersten Version (Abb. 4) zusätzlich zu den Asset- und Geldflüssen auch sämtliche Daten- und Informationsflüsse zwischen den Rollen mit aufgenommen, die uns für das Verständnis und die Herleitung der Asset- und Geldflüsse als wichtig erschienen. Um die tatsächlichen Kern-Asset- und Kern-Geldflüsse zu verstehen, sind solche zusätzlichen Daten- und Informationsflüsse zwar zunächst hilfreich, aber für deren Darstellung und Fokussierung sind sie letztlich nicht notwendig. Stattdessen führen sie zur Unübersichtlichkeit und Überladung. Bei Unsicherheiten der geeigneten Abstraktion ist es folglich ratsam, zunächst die detailliertere Variante zu nutzen, um diese im Nachgang zu reduzieren, um dadurch den Kern der Asset- und Geldflüsse zu ermitteln (Abb. 5). Im Zuge der Reduzierung am Anwendungsfall des SLR-Ökosystems wurden jedoch in der reduzierten Version die Geldflüsse außen vorgelassen. Dies ist zum einen damit zu begründen, dass die Komplexität der Darstellung geschmälert werden konnte und die Kernaspekte der Assets und Asset-Flüsse auf einen Blick schnell und einfach zu erkennen waren. Zum anderen ist die Methode zwar dazu geeignet, konkrete Beträge auf die Geld-Pfeile zuschreiben, jedoch nicht dazu, die Geldbeträge in seine "Einzelteile" zu zerlegen. Das heißt, es wird nicht deutlich, ob sich der Betrag aus mehreren Einzelbeträgen zusammensetzt.

Aufgrund der Komplexität, auch in einer reduzierten Version, ist es zu empfehlen, sich bei der Anwendung der Value-Flow-Methoden auf die Assets und Assetflüsse zu konzentrieren. Die Methode dient dazu, sich einen Überblick darüber zu schaffen, wer mit wem welche Assets austauscht. Der Fokus sollte auf dem Herstellen von Asset-Verbindungen und -Abhängigkeiten zwischen den Teilnehmenden der Plattform liegen. Der Value in der Methode und somit das Kernelement sind nicht mehr monetäre Leitungen (Geld) und das Asset, sondern nur noch das Asset.

Das Ergebnis der Value-Flow-Methoden wurden im Anschluss als Grundlage genutzt, zunächst die bestehende Service Map zu überarbeiten und hinsichtlich der Assetflüsse zu konkretisieren. Zudem wurde es als Ausgangspunkt genutzt, die Ausarbeitung der Service Map hinsichtlich der Vertragsflüsse, der Geldflüsse, des Kosten-Erlös-Modells und des Abrechnungsmodells voranzutreiben. Zwar bieten das Plattform Innovation Kit mit dem Monetiziation Canvas[7] und das Unternehmen Pricing Innovations LLC mit dem Pricing Canvas[11] jeweils eine Methode und ein zugehöriges Template an, um ein Monetarisierungsmodell zu erstellen. Diese waren jedoch nicht geeignet, da sich bspw. das Pricing Canvas auf existierende Unternehmen mit einem in Summe bereits existierenden Geschäftsmodell und im Speziellen einem existierenden Preismodell fokussiert. Dieses soll mit Hilfe des Pricing Canvas überarbeitet und neu aufgesetzt werden. Generell lässt sich sagen, dass die Methoden gut geeignet sind, wenn bereits erste Modelle aufgesetzt oder in Betrieb sind. Sie geben einen Überblick und ermöglichen eine strukturierte Beschreibung dessen, was bereits existiert. Sie eignen sich jedoch weniger dazu, etwas von Anfang an zu erarbeiten. Des Weiteren galt unsere Aufmerksamkeit den Herausforderungen, die sich im Rahmen von rechtlichen und monetären Aspekten beim Aufbau Digitaler Ökosysteme der öffentlichen Hand ergeben. Diese Aspekte wurden bei der Ausarbeitung der Vertragsflüsse und der Geldflüsse bedacht und mit Hilfe der Service Map entsprechend aufbereitet. Ergebnis waren detaillierte, fokussierte Kenntnisse über die teilnehmenden Rollen am SLR-Ökosystem, deren Beziehungen zueinander, deren Aktivitäten im SLR-Ökosystem sowie über die zwischen den Rollen stattfindenden Asset-, Geld- und Vertragsflüsse. Der nächste Schritt wird sein, die aufgebaute Service Map mit konkreten Instanzen zu versehen, d. h. welche Organisation, z. B. Landkreise, übernimmt welche Aufgabe, z. B. Plattformbetrieb, zu welchem Zeitpunkt. Dieser Schritt dient dazu, das Geschäftsmodell auf die konkreten Aktuare des SLR-Ökosystems und deren Fähigkeiten auszurichten.

Fazit

Digitale Ökosysteme versprechen vielfältige Chancen und sind zunehmend in fast allen Industriezweigen zu beobachten. Auch die öffentliche Hand beschäftigt sich mit diesem Thema und stellt sich konkret im Projekt Smarte.Land.Regionen die Frage, wie die Potenziale eines Digitalen Ökosystems für den ländlichen Raum genutzt werden können. Der Aufbau eines Digitalen Ökosystems ist jedoch alles andere als trivial, da viele Aspekte zu beachten sind – von technologischen Fragestellungen über rechtliche Themen bis hin zur Gestaltung eines Geschäftsmodells. Dieses ist besonders im Falle der öffentlichen Hand eine Herausforderung, da mit besonderen Regularien und Konstellationen umgegangen werden muss, die auf die Auswahl von Partnern und den gesamten Aufbau eines Digitalen Ökosystems Einfluss haben.

Unsere Erfahrungen aus Smarte.Land.Regionen, einem Digitalen Ökosystem, das Landkreise und Entwicklungsorganisationen digitaler Lösungen miteinander vernetzt, zeigen auf, dass bestehende Methoden zur Gestaltung von Geschäftsmodellen keine ausreichende Unterstützung für den Entwurf eines Geschäftsmodells unter Berücksichtigung der Komplexität eines Digitalen Ökosystems bieten. In der Folge haben wir eine Kombination verschiedener Methoden entwickelt, um die Abläufe und Austausche von Werten zwischen Akteuren zu modellieren. Die Verwendung eines iterativen Ansatzes hat sich hierbei als positiv herausgestellt. Dadurch wurde mit Hilfe einer Service Map die Gesamtheit der Beziehungen betrachtet und durch einen Value Flow der zentrale Wertfluss weiter verfeinert. Wir zeigen damit auf, dass die Gestaltung eines Digitalen Ökosystems und dessen Geschäftsmodell zwar herausfordernd ist, aber mit den richtigen Methoden und einem iterativen Verfahren zur Verfeinerung eines zunächst groben Konzepts auch diese Hürde genommen werden kann.

Quellen
  1. Osterwalder, A., Pigneur, Y. (2011). Business Model Generation: Ein Handbuch für Visionäre, Spielveränderer und Herausforderer, Frankfurt, New York: Campus Verlag
  2. Osterwalder, A., Pigneur, Y., Bernarda, G., Smith, A. (2014). Value Proposition Design, Hoboken, New Jersey: Wiley
  3. Maurya, A. (2013). Running Lean: Das How-to für erfolgreiche Innovationen für Startups, Existenzgründer und Produktentwickler, Beijing, Cambridge, Köln: O'Reilly
  4. de Vos, H., Haaker, T. (2008). The STOF Method, in H. de Vos, T. Haaker, H. Bouwman (Hrsg.): Mobile Service Innovation and Business Models, Berlin, Heidelberg: Springer, S. 115-136.
  5. Kim, W. C., Mauborgne, R. (2015). Blue Ocean Strategy: How to Create Uncontested Market Space and Make the Competition Irrelevant, Boston, Massachusetts: Harvard Business Review Press
  6. Walter, M. (2016). Endlich ein Canvas für Plattform-Geschäftsmodelle: Platform Business Model Canvas
  7. Walter, M., Lohse, M., Guzman, S. (2020). Platform Innovation KIT – Platform Business Model Innovation with the Platform Innovation
  8. von Engelhardt, S. und Petzolt, S. (2019). Das Geschäftsmodell-Toolbook für digitale Ökosysteme, Frankfurt a.M.: Campus Verlag GmbH
  9. Gassmann, O., Frankenberger, K., Csik, M. (2014). The Business Model Navigator: 55 Models that will Revolutionise your Business, Harlow: Financial Times
  10. Nass, C., Trapp, M., Villela, K. (2018). Tangible design for software ecosystem with Playmobil®, in Revisting the Life Cycle: Proceedings of the 10th Nordic Conference on Human-Computer InteractionOslo, Norway, 1-3 October, 2018: Nordichi 2018 Oslo, T. Bratteteig, F. E. Sandnes, G. Berget und N. C. o. H.-C. Interaction (Hrsg.), Oslo, Norway. 9/29/2018 - 10/3/2018, New York: ACM, S. 856-861
  11. Pricing Innovations LLC. Pricing Canvas TM Guide.

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