Christine Regitz – Frauen an der Spitze der IT-Branche
![Christine Regitz ist eine Frau, die es nicht bei Worten belässt und sich einmischt. Bild: Porträt von Christine Regitz, Präsidentin der Gesellschaft für Informatik e.V. © Mike Auerbach Christine Regitz ist eine Frau, die es nicht bei Worten belässt und sich einmischt. Bild: Porträt von Christine Regitz, Präsidentin der Gesellschaft für Informatik e.V. © Mike Auerbach [<a href="https://creativecommons.org/licenses/by-sa/4.0" target="_blank">CC BY-SA 4.0</a>], <a href="https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Christine_Regitz_(2023).jpg" target="_blank">via Wikimedia Commons</a>](/fileadmin/templates/wr/pics/Artikel/04_Persoenlichkeiten/350_Christine_Regitz.jpg)
"Ich finde, dass sich Frauen mehr einmischen sollten, um ihre Perspektiven im digitalen Wandel repräsentiert zu wissen." [1] Ein klares Statement von Christine Regitz und so treffend für die oft noch von Männern beherrschte digitale Welt. Christine Regitz ist eine Frau, die es nicht bei Worten belässt und sich einmischt – engagiert, basisorientiert, beharrlich und an der Führungsspitze eines bedeutenden IT- Unternehmens.
Ein Leuchtturm sein
Beschäftigt man sich mit der Vita dieser erfolgreichen Frau, stößt man unweigerlich auf ihr Engagement für die firmeninterne Initiative "Women in Tech@SAP". In einem Interview der Landesinitiative Baden-Württemberg "Frauen in MINT Berufen" äußert sie sich zu Motivation und Zielen als Global Head: "Women in Tech@SAP" verfolgt das Ziel, die Frauen, die für SAP arbeiten, mit ihrer Expertise zu vernetzen und sichtbar zu machen, sowohl intern als auch extern. Wir möchten verdeutlichen, wie unterschiedlich die Lebensläufe und die Expertise der Frauen sind, um damit auch ein Leuchtturm zu sein und unsere Vorbildfunktion für viele junge Frauen da draußen zu erfüllen… Und wir wollen die Wege der Frauen veranschaulichen, und dass diese Wege in vielen Fällen nicht immer geradlinig gewesen sind. [1]
Die Frau weiß, wovon sie spricht – sie studierte Physik und Betriebswirtschaftslehre. Seit 2019 sitzt sie im Aufsichtsrat der SAP (Personal- und Governance-Ausschuss, Finanz- und Investitionsausschuss, Technologie- und Strategieausschuss (stellv. Vorsitz). Erstaunlich und faszinierend – Regitz bleibt trotz ihres hohen Amtes basisorientiert und betont im Interview, wie wichtig es ist, Mädchen früh für technische Themen zu begeistern, indem ihnen die Anwendung und der Nutzen der Technik verdeutlicht wird. Sie verweist u. a. auf die Studiengänge Medizin-Informatik und Umwelt-Informatik, die für junge Frauen interessant sein könnten.
In einem Gastkommentar beim Handelsblatt forderte sie 2022 klare IT-Berufsbilder, damit sich Mädchen vorstellen können, was sie als KI-Expertin oder Scrum Master erwartet – neben der guten Bezahlung. Selbstverständlich ist für Christine Regitz die Einführung der Informatik als Pflichtschulfach in allen Bundesländern. Ja, auch wenn es wie ein Witz klingen mag, aber "Informatik" findet sich derzeit nur in sechs Bundesländern (Sachsen, Mecklenburg-Vorpommern, Bayern, Baden-Württemberg, Saarland, Nordrhein-Westfalen und Niedersachsen) verbindlich auf dem Stundenplan, in Bremen und Hessen gibt es nicht einmal wahlweise Angebote! [2]
Der Föderalismus lässt grüßen. Und um die "Kernkompetenz der Zukunft" sieht es noch trüb aus, wenn man in die Klassenzimmer vieler deutschen Schulen schaut und das nicht nur wegen der fehlenden Verbindlichkeit des Unterrichtsfaches, sondern auch, weil es schlichtweg an Lehrkräften für Informatik fehlt. Laut Informatik Monitor 2023/24 stehen derzeit 22.800 offenen Stellen 500 frisch gebackene Lehrer:innen jährlich gegenüber – zwei Prozent aller Lehramtsabsolventinnen und -absolventen.
Digitalisierung braucht mehr Frauen – #SheTransformsIT
Hinter dieser klaren Forderung steht eine Initiative, zu deren Gründungsaktivistinnen Christine Regitz gehört – SheTransformsIT[3]. Gegründet 2020, unterstützt von Wirtschaft und Politik, geht es um die höhere Frauenbeteiligung am digitalen Wandel. An ihrer Seite stehen besonders Frauen wie sie. An der Spitze von großen Wirtschaftsunternehmen tragen sie Verantwortung und sehen sich in der Pflicht, die Politik mit deutlichen Forderungen zum Handeln zu bringen. Schaut man sich die Webseite an, fühlt man sich nicht nur als Frau angesprochen und verstanden. Projekte werden unterstützt, es gibt eine Initiativenlandkarte zur Vernetzung von Ideen und ein Zehn-Punkte-Programm bringt die Positionen der Initiative auf den Punkt.
Eine Frau zwischen Spitzenpositionen und Tomatenpflanzen
Selbst die größte Informatik-Fachgesellschaft in Deutschland, die vor nunmehr 55 Jahren gegründet wurde, tat sich lange Zeit schwer, Frauen an eine Spitzenposition zu stellen. Christine Regitz ist seit Januar 2022 Präsidentin der Gesellschaft für Informatik und damit die erste Frau in dieser Position.
In einem Interview für die Fachgruppe "Frauen und Informatik" erklärte sie u. a., dass sie sich auch Zeit für Hobbys nimmt – und hier kommen die Tomaten ins Spiel. Christine Regitz kocht sehr gern, wollte sogar als Kind (neben vielen anderen Berufswünschen) Köchin werden und findet es deshalb auch schön, im Garten zu arbeiten und eigene Tomaten anzupflanzen. Das zu wissen, macht die Frau irgendwie noch sympathischer. Und Science-Fiction fasziniert sie übrigens auch seit ihrer Kindheit. Sicher fragt sich nun so mancher, wie diese Frau das alles schafft und auch darauf gab sie Antwort im Interview: "Ich glaube, es liegt daran, dass ich gut delegieren kann." [4] Ein einfacher Rat von einer Spitzenfrau, nicht nur, aber besonders für Frauen.