Thomas Bachem – "Digitaler Überzeugungstäter"
Vom zwölfjährigen Programmierer zum Unternehmer
"Hi, ich bin Tom. Ich bin leidenschaftlicher Unternehmer, Softwareentwickler und Business Angel und lebe in Berlin." So werde ich begrüßt, wenn ich Thomas Bachems Webseite öffne [1]. Und Wikipedia stellt ihn als "deutschen Unternehmer, Softwareentwickler und Risikokapitalgeber" vor [2].
Erstaunlich und überzeugend – mit knapp 40 Jahren kann Thomas Bachem eine Karriere präsentieren, von der andere nur träumen. 1985 in Köln geboren, brachte er sich mit 12 Jahren bereits autodidaktisch das Programmieren bei, betätigte sich schon in Jugendjahren auf einem eigenen Onlineportal für Software-Entwicklung, war Entwickler für Webseiten…
Seine Suche nach einer Hochschule, an der sein kreativer Unternehmergeist gefördert und gefordert werden konnte, stellte sich recht bald als schwierig heraus. In Deutschland waren die angebotenen Informatikstudiengänge sehr theorielastig aufgebaut und wurden der sich wandelnden digitalen Welt selten gerecht. Und so begann er sein Studium an einer privaten Wirtschaftshochschule in Köln. Dort fand er, was er an anderen Hochschulen und Universitäten vermisste – akademische Theorie wurde gekoppelt an Projektarbeit, seine Ideen erhielten Rückenwind durch individuelle Förderung.
Seine "Überfliegermentalität" als Entwickler und Unternehmer stellte Bachem während seines Studiums unter Beweis – er gründete ein Unternehmen, betrieb ein Videoportal (Sevenload) mit über 100 Mitarbeitern und entwickelte Lebenslauf.com, einen rasch populär werdenden Online-Lebenslauf-Editor. Diese Ideen konnte er nach einiger Zeit gewinnbringend an größere Unternehmen verkaufen und besaß nun das notwendige Startkapital, um seine eigene Hochschule zu gründen.
Die Überflieger
Faszinierend – die hier vorgestellten Informatiker:innen haben sich bereits als Jugendliche autodidaktisch mit Programmierung beschäftigt und konnten sich innerhalb weniger Jahre im IT-Sektor behaupten – also wahre Überflieger. Außerdem gehören sie durch ihr gemeinnütziges Engagement in dieser Branche unbedingt zu den Persönlichkeiten, die hier vorgestellt werden sollen.
CODE – Entfaltungsmöglichkeiten für digitale Ideen inklusive
Nachdem Bachem auf seiner eigenen Suche nach einer passenden akademischen Bildungsstätte so herbe Enttäuschungen erlebte, wurde 2015 die Idee geboren, eine neuartige Hochschule selbst zu gründen. Digitales Know-how und Unternehmertum, Teamgeist und persönliche Betreuung, aber vor allem echte Projekte mit persönlichem Wachstum – diese Komponenten sollten dort als Einheit Gestalt annehmen [3].
In einem Interview mit t3n im Jahr 2016 erklärt Thomas Bachem das Konzept der Hochschule, an der er gern selbst Student gewesen wäre. Er spricht über die Herausforderungen, vor denen er zusammen mit seinen Gründerkollegen steht und wie das alles funktionieren soll – beispielsweise die Finanzierung über mehrere Millionen Euro u. a. durch Business Angels. Es geht außerdem um die didaktische Umsetzung der Idee, projektbasiert zu studieren – unter Einbeziehung von Praxispartnern und Unternehmen, also weg von Frontalunterricht und theorielastigem Auswendiglernen für gute Noten, hin zu eigenverantwortlichem Arbeiten an der Lösung realer Probleme. Und auch die sehr schwierige Suche nach geeigneten Professoren spricht Bachem an [4].
Im Juli 2017 sind auch die letzten Hürden überwunden und die CODE University of Applied Sciences erhält durch das Land Berlin die staatliche Anerkennung. Mit 88 Studenten – sorgfältig aus über 1.000 Bewerbern durch ein mehrstufiges Verfahren ausgewählt – startet die CODE im Oktober als Ausbildungsstätte für Software-Entwickler:innen, digitale Designer:innen oder Produktmanager:innen. Tom Bachem wird der jüngste Hochschulkanzler Deutschlands. Die Finanzierung des Studiums kann über einen Umgekehrten Generationenvertrag (UGV) laufen, der den Studierenden durch die Hochschule angeboten wird. Unabhängig von Herkunft und finanzieller Basis soll es dadurch jedem möglich sein, das Studium an der CODE zu absolvieren.
2017 wird Thomas Bachem zusammen mit seinem Gründerteam als Gründerunternehmer des Jahres ausgezeichnet.
CODE – Vielfalt, Gleichberechtigung, Inklusion
Jeder kennt die oft leeren Worthülsen, wenn es um die Weiterentwicklung unserer Gesellschaft geht – Inklusion, Vielfalt, Barrierefreiheit, Gleichberechtigung, Individualität, Diversität… Informiert man sich auf der Website der CODE, findet man diese Begriffe auch – jedoch praktisch umgesetzt und gelebt. Hier einige Beispiele:
Derzeit sind über 600 Studierende an der CODE eingeschrieben, die mehr als 75 verschiedene Nationalitäten vertreten. Die individuelle Betreuung durch Lehrkräfte liest sich märchenhaft – für neun Studierende ist eine Lehrkraft zuständig. Die Frauenquote begeistert: 23 Prozent der Studierenden und 49 Prozent des Teams der CODE sind weiblich. Und es gibt spezielle Veranstaltungen und Angebote für sie – um zu unterstützen und zu fördern. Barrierefreies Lernen ist selbstverständlich – die Bereitstellung von benötigten Lernwerkzeugen gehört dazu. Die Erhaltung der psychischen Gesundheit der Studierenden umfasst neben Präventivkursen auch das Angebot zur individuellen Einzelberatung.
CODE - Sprungbrett für junge Unternehmerinnen und Unternehmer
Der Campus ist kein in sich geschlossener Lernort, sondern eingebettet in den Standort der Factory Berlin – einer der größten europäischen Start-up-Campus. Bachem und sein Team haben es sich auf die Fahnen geschrieben, dass die Studierenden ihre Ideen und Visionen umsetzen können, ihr Unternehmergeist im Team wächst. Und so werden Studierende beispielsweise auch bei Unternehmensgründungen unterstützt.
Engagement weit über die CODE hinaus
Bachems Arbeit beschränkt sich nicht auf "seine" Hochschule. Ehrenamt gehört für ihn ebenso selbstverständlich dazu. Er engagiert sich seit 2012 in dem von ihm selbst gegründeten Bundesverband Deutsche Startups e.V., der als Interessenvertretung von Start-ups in Deutschland fungiert. Und die Problematik, wie Jugendliche für digitale Berufe begeistert werden können, ließ ihn 2017 die Code+Design Initiative e.V. gründen.
Die Webseite der CODE spricht junge Menschen auf unkonventionelle Art an [5]. Sie bietet das Gestalten "cooler Projekte" an, aber auch Berufsorientierung und Coaching. Bachem selbst sagte in einem Video: "Erfolg ist für mich, wenn ich anderen dabei helfen kann, erfolgreich zu sein."
Thomas Bachems Arbeit verdient höchste Anerkennung. Er hat seine Ideen in die Tat umgesetzt und damit einen ganz entscheidenden Schritt getan – weg vom "Jammermodus" über den Fachkräftemangel und fehlende zeitgemäße Bildungsstätten gründete er eine Hochschule, die den Anforderungen an die Ausbildung von IT-Fachleuten mehr als gerecht wird. Und Bachem bleibt trotz des enormen Erfolgs nicht stehen...