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Ulrike Scheibler 27. Februar 2024

Ada Lovelace – eine Pionierin der modernen Informatik

Das Glück der Geburt

Sie wurde im Dezember 1815 in London als Augusta Ada Byron geboren und ihr Vater war kein Geringerer als der bekannte Dichter Lord Byron. Ada hatte das Glück, in eine wohlhabende Familie hineinzuwachsen und eine Mutter zu haben, die sich für Mathematik interessierte. Und so sorgte sie dafür, dass Ada eine naturwissenschaftliche Ausbildung beginnen konnte. In der damaligen Zeit war es unüblich, dass Mädchen überhaupt die Möglichkeit zu einer weiterführenden Bildung erhielten. Man ging davon aus, dass Frauen in der "besseren" Gesellschaft nur wenige Rollen zu besetzen haben: Ehefrau, Gesellschaftsdame und Mutter. Darauf war auch die Bildung dieser Frauen ausgerichtet. Der Mann war das Familienoberhaupt und traf alle Entscheidungen, den Frauen wurden Selbständigkeit und Mündigkeit abgesprochen und in Großbritannien blieb ihnen der Zugang zu Universitäten und Bibliotheken verwehrt. Und auch hier hatte Ada großes Glück. Ihr Mann, William King, der später den Adelstitel Earl of Lovelace verliehen bekam, schrieb für sie wissenschaftliche Texte ab, die er in Bibliotheken fand.

Eine Rechenmaschine kann mehr als rechnen - die Vision eines Computers  

Da sich Ada Lovelace bereits frühzeitig für Maschinen aller Art interessierte, war sie fasziniert von einer Rechenmaschine, die der Mathematiker Charles Babbage konstruiert hatte. Ihn lernte sie während ihrer Ausbildung kennen. Anfang der 40er Jahre hielt Babbage einen Vortrag über seine "Analytical Engine". Nachdem ein italienischer Wissenschaftler darüber einen Artikel auf Französisch verfasst hatte, übernahm Ada mit Hilfe von Babbage die Übertragung ins Englische. Und damit nicht genug, sie notierte zum Text acht sehr genaue Anmerkungen, "Notizen" genannt, und legte dar, dass diese Maschine mehr kann als nur rechnen – so zum Beispiel Buchstaben kombinieren und Musik komponieren. In einer ihrer Notizen formuliert sie einen Algorithmus in grafischer Darstellung – die "Anleitung zur Berechnung der Bernoulli-Zahlen" – und gilt damit für viele als erste Programmiererin der Welt. Ihre Idee einer Rechenmaschine, die verschiedene Informationen verarbeiten kann, sofern diese mathematisch zu übersetzen sind, war nichts anderes als die Vision eines Computers. Damit ist Ada Lovelace ihrer Zeit rund 100 Jahre voraus gewesen, denn diese Idee wurde u. a. durch Konrad Zuse im Jahre 1941 Realität.

Gesellschaftliche Zwänge 

Allerdings fanden ihre Erkenntnisse zu ihren Lebzeiten kaum Beachtung, ihre Vision war für die meisten Menschen nicht vorstellbar. Und sie selbst muss wohl ein sehr unerfülltes Leben geführt haben. Zwischen der Erziehung von drei Kindern, die sie innerhalb von 4 Jahren bekam und ihrer Rolle als Countess of Lovelace an der Seite eines Earls hatte sie zu ihrem Leidwesen zu wenig Raum für ihre wissenschaftliche Arbeit – gefangen in den gesellschaftlichen Zwängen ihrer Zeit. Sie starb mit nur 36 Jahren an Krebs.

Späte Anerkennung

Erst Mitte des 20. Jahrhunderts erkannte man die Bedeutsamkeit ihrer "Notizen". Heute ist Ada Lovelace eine Berühmtheit in der Informatik und ihr Vermächtnis wird in Ehren gehalten. So wurde beispielsweise eine Computersprache – ADA – in den 70er Jahren nach ihr benannt, seit 1998 wird die Lovelace Medal an Persönlichkeiten der IT vergeben und die Association of Women in Computing verleiht seit 1982 den Ada Lovelace Award.

Vielleicht erinnert sich der Eine oder die Andere daran, dass es 2019 in der Informatik Aktuell bereits eine Reihe von Texten zu dieser Thematik gab. Hier ein kleiner Rückblick auf die vorgestellten Persönlichkeiten:

Stephanie Shirley gehörte dazu – sie gründete 1962 eine IT-Firma, in welcher ausschließlich Frauen tätig waren. Und als 1969 Millionen von Menschen während der Mondlandung mitfieberten, sorgte Margaret Hamilton als Software-Entwicklerin mit dem richtigen Code dafür, dass die Mission Apollo 11 doch gelang. Den ersten volltransistorischen Computer auf dem europäischen Festland – als Hochschulassistent, nur unter Mitwirkung einer Gruppe Studenten und ohne finanzielle Unterstützung durch die Universität Wien – entwickelte Heinz Zemanek. Außerdem wurde auch eine Hollywood-Schönheit vorgestellt, Hedy Lamarr, die gemeinsam mit Georg Antheil (einem Komponisten) die Grundlage u. a. für das heutige Bluetooth legte. Von John McCarthy war zu lesen. Er gilt als KI-Pionier und Cloud-Computing-Vordenker und auch die Irin Kathleen Antonelli blieb nicht unerwähnt, da es ihr gemeinsam mit fünf anderen Frauen gelang, ENIAC – den ersten universell einsetzbaren elektronischen Digitalrechner – zu programmieren und das während des Zweiten Weltkriegs.

Die Informatik – eine Männerdomäne? Wohl kaum, wie die bereits erwähnten Frauen und deren Leistungen zeigen. Nun folgt an dieser Stelle die Fortsetzung der Reihe "Persönlichkeiten der Informatik" und wird Menschen zeigen, die Außergewöhnliches geleistet haben, allen Widerständen zum Trotz – sei es "nur", weil sie eine Frau waren oder sind, die Umstände nicht günstig und die Vorurteile groß waren. Die Beiträge sollen neben den Informationen zu diesen Persönlichkeiten besonders Mädchen und Frauen Mut machen, eine Ausbildung in den IT-Berufen zu starten oder den beruflichen Einstieg zu wagen und damit ihre Talente, Ideen sowie Visionen in die IT-Branche einzubringen. Natürlich werden auch vertraute Namen auftauchen – einen Anspruch auf Vollständigkeit kann es jedoch verständlicherweise nicht geben.

Autorin
Persönlichkeiten der Informatik